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Feinstaub

Warum wir statt Diesel eher Fleisch verbieten sollten

Massentierhaltung tötet. Auch Menschen. Das will zumindest eine neue Studie herausgefunden haben.
Ein Schwein schaut aus seinem Stall
Foto: imago | Marius Schwarz

Massentierhaltung ist widerlich, das weiß jeder – wahrscheinlich sogar die Leute, die damit ihr Geld verdienen. Und genau deshalb verdrängen wir, wie grauenhaft das Leben für die Tiere sein muss: vollgepumpt mit Medikamenten, zusammengepfercht auf engstem Raum, wundgescheuert von verzweifelten Artgenossen.

Was wir aber noch nicht wussten: Massentierhaltung ist auch für Menschen tödlich. Und zwar schon seit Jahrzehnten.

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50.000 Menschen pro Jahr. So viele, das hat das Max-Planck-Institut jetzt ausgerechnet, sterben jedes Jahr an dem Feinstaub, den die Landwirtschaft verursacht. Der meiste Feinstaub entsteht dabei durch die Gülle, die die Tiere ausscheiden und die dann zum Düngen auf Feldern verwendet wird.


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"Die Massentierhaltung führt zu Ammoniak, Ammoniak führt zu Feinstaub und Feinstaub führt zu frühzeitigen Todesfällen", sagt der Leiter der Studie, Jos Lelieveld. Laut ihm verursacht die Landwirtschaft rund 45 Prozent allen Feinstaubs in Deutschland. Insgesamt, haben die Forscher nach der Auswertung von 40 internationalen Studien aus 16 Ländern herausgefunden, sterben rund 120.000 Menschen im Jahr vorzeitig durch Feinstaub – doppelt so viele wie bisher angenommen.

Das sind dann genau so viele Menschen wie die, die vorzeitig an den Folgen des Rauchens sterben – nur dass Erstere es sich nicht mal ausgesucht haben, den von der Landwirtschaft produzierten Feinstaub einzuatmen.

Für die Vegane Gesellschaft Deutschland ist die Konsequenz deshalb klar: Massentierhaltung muss genauso verboten werden wie Diesel-Motoren. "Da der meiste Feinstaub aus der Massentierhaltung stammt, begrüßen wir Musterklagen, die die Verursacher-Betriebe dicht machen, und den Beginn von Fleischverboten", schreibt der Verein in einer Mitteilung auf seiner Facebook-Seite.

Der Verein stellt deshalb jetzt eine Forderung an die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die das Fahrverbot für Diesel schon in einigen Großstädten durchgesetzt hat. "Wir erwarten von der DUH eine Antwort, ob sie jetzt auch gegen die Fleischindustrie klagt", hat der Chef des Vereins im Gespräch mit der Welt gesagt. Wenn sie das nicht tue, sei klar, "dass es der DUH nicht um die Umwelt geht."

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Ja, das ist alles ein bisschen viel auf einmal. Die Massentierhaltung, die uns schon wegen des ganzen CO2 ein schlechtes Gewissen gemacht hat, soll jetzt also auch noch direkt für den Tod von 50.000 Menschen verantwortlich sein. Jedes Jahr.

Wie ein Fleischverbot bei den Deutschen ankommen würde, die schon das Dieselverbot zu großen Teilen völlig unverschämt fanden, kann man sich vorstellen. Und deshalb wird auch mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nichts passieren – kein Politiker und keine Politikerin hat Lust, sich den Menschen mit der Parole "Nie wieder Steak!" vorzustellen.

Trotzdem: Wenn du das nächste Mal Fleisch isst, kannst du ja mal drüber nachdenken. Dass der Hof, auf dem das Tier sein elendes Dasein verbracht hat, möglicherweise auch zum vorzeitigen Tod von Menschen in seiner Umgebung beigetragen hat.

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