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Popkultur

Heulsuse der Woche: Katholische Kirche vs. prügelnder Autofahrer

Katholiken beschweren sich über Jesus-Werbung mit Sophia Thomalla und ein Berliner schlägt einen Rettungssanitäter, weil er ausparken möchte.
Foto: imago | Future Image

Es ist mal wieder an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Die katholische Kirche

Der Vorfall: Sophia Thomalla lässt sich für eine Werbekampagne wie Jesus am Kreuz ablichten.

Die angemessene Reaktion: Die Provokation ignorieren und somit eben nicht das tun, was sich der Lotterieanbieter von der Kampagne erhofft.

Die tatsächliche Reaktion: Der Provokation voll auf den Leim gehen und der Kampagne somit überhaupt erst Presse verschaffen.

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Es ist immer so eine Sache mit Sophia Thomalla. Wenn sie in den Medien auftaucht, dann meistens nicht mit Aktionen, die sie irgendwie sympathischer machen. Erst diese Woche wieder zementierte sie ihre Rolle als Feminismus-Gegnerin, als sie sich bei Sandra Maischberger gegen #MeToo aussprach, als sie sagte: "Diese ganze Kampagne ist eine Beleidigung für die wahren Vergewaltigungsopfer!" Aktuell schafft es das Model allerdings nicht nur, progressive Stimmen gegen sich aufzubringen – sondern auch die katholische Kirche.

In einer Werbekampagne für Lottohelden gibt Thomalla nämlich den Jesus und lässt sich kreuzigen. Der dazugehörige Slogan: "Weihnachten wird jetzt noch schöner." Das ist schon alleine deswegen ein bisschen albern, weil Christen an Weihnachten Jesus’ Geburt und nicht seine Auferstehung feiern (das passiert an Ostern). Und auch sonst scheint die Kampagne offensichtlicher "Bitte regt euch auf!" zu brüllen, als wenn sie tote Hundewelpen zeigen würde.

Die katholische Kirche tappte trotzdem in die PR-Falle – und ist vor allem deswegen eine Heulsuse, weil sie somit überhaupt erst dazu beiträgt, dass über die Provokation gesprochen wird. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ließ seiner Empörung über das Kreuzigungsmotiv gegenüber der Bild freien Lauf. "Das ist nicht einmal Kunst. Nur geschmacklos und dumm", sagte er und erklärte, dass "andere Künstler" mit dieser Art von Tabubruch zumindest intelligent umgegangen seien. Sein Fazit: "Es ist erbärmlich, dass ein Unternehmen glaubt, nur durch Verletzung religiöser Gefühle werben zu können."

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Das mag nicht ganz falsch sein, aber wenn es um die geschmacklose und dumme Verdrehung christlicher Werte geht, könnte die katholische Kirche erst mal bei der CSU und AfD anfangen.

Foto: imago | Ralph Peters

Heulsuse #2: Ein cholerischer Autofahrer

Der Vorfall: Rettungssanitäter eilen dem Opfer eines Schlaganfalls zu Hilfe und parken dabei das Auto eines Mannes zu.

Die angemessene Reaktion: Wegfahren, nachdem der Sanitäter freundlicherweise den Krankenwagen zur Seite bewegt hat – und sich bedanken.

Die tatsächliche Reaktion: Dem Sanitäter ins Gesicht schlagen.

Berlin ist ein hartes Pflaster. Das wissen nicht nur die Menschen, die regelmäßig Deutschrap hören, sondern auch jeder, der schon einmal in der Hauptstadt Auto gefahren ist. Insbesondere Parkplätze sind knapp und haben schon für die ein oder andere Handgreiflichkeit gesorgt. Was einem Rettungssanitäter bei einem Notarzteinsatz im Bezirk Prenzlauer Berg passierte, ist aber selbst für Berliner Verhältnisse ungewöhnlich.

Die Rettungskräfte parkten vor einem Haus in der Thomas-Mann-Straße, um einem Schlaganfall-Patienten zu helfen. Als der Sanitäter der Malteser Hilfsdienste dem Notarzt ins Haus folgen wollte, klopfte laut Berliner Morgenpost ein Mann an die Scheibe des Fahrzeugs. Seine Forderung: Der Rettungssanitäter solle seinen Wagen ein Stück zurücksetzen, damit er ausparken könne. Obwohl der 47-Jährige dem Wunsch umgehend nachkam, wurde der Unbekannte plötzlich gewalttätig. Er öffnete die Fahrertür und schlug dem Sanitäter mehrfach ins Gesicht.

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Der kam glücklicherweise mit leichten Verletzungen davon und musste im Krankenhaus nur ambulant behandelt werden. Laut einem Sprecher der Feuerwehr seien die körperlichen Schäden allerdings nicht das Schlimmste an dem Vorfall. Deutlich schwerer sei es für den Sanitäter, psychologisch damit umzugehen, dass er scheinbar grundlos und aus dem Nichts angegriffen wurde. Der aggressive Autofahrer, gegen den mittlerweile ein Strafantrag wegen Körperverletzung gestellt wurde, floh nach dem Angriff übrigens zu Fuß vom Tatort.

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