Die Tabelle der Bundesliga kannst du auswendig, du kennst jedes Ergebnis für jeden Spieltag. In ganz Europa. Du weißt genau, mit welchen Schuhen Pelé in seiner Kindheit gekickt hat. Dir braucht man nicht erzählen, dass es Martin Sonneborn war, der das Sommermärchen möglich machte. Ganz klar, du bist ein Fußballgott.
Bei den WM- und EM-Tippspielen der letzten Jahre hast du aber so krachend verloren, dass du in deinem Freundeskreis seither als “Nettozahler” gilst. Das wird deinem Kicker-Abo natürlich nicht gerecht. Deswegen sind hier ein paar Tipps für dich, die sicherstellen, dass du 2018 wahlweise die gesammelten Pfandbons deiner Freunde und Freundinnen oder den Tag im Spa samt einem Paar Firmensocken einstreichst, die eure Personalverwaltung als Gewinn ausgelobt haben. Auch wenn du vielleicht doch gar keine Ahnung von Fußball haben solltest.
Videos by VICE
Sei realistisch
Natürlich weißt du, dass die häufigsten Ergebnisse bei einem Kick 2:1, 1:1 und 1:0 sind. Aber hey, es ist WM, da kommen schon mal Wunder vor, richtig? Falsch. Lass dich nicht vom WM-Fieber anstecken, die Statistik lügt nicht. Zumal ein Tippspiel kein Wettschein ist. Du musst nicht versuchen, die Quote nach oben zu treiben. Tippe richtige Tendenzen, statt auf einen 7:1-Zufallstreffer zu hoffen. Das bringt dich am Ende nach vorn. Dazu gehört auch, dass du dem stinklangweiligen 0:0 eine Chance gibst – selbst wenn es dir das Herz zerreißt, weil dir klar wird, dass ein WM-Spiel manchmal auch nicht glamouröser ist, als ein Kick zwischen Hertha BSC und dem VfL Wolfsburg.
Setz die Schwarz-Rot-Gold-Brille ab
Wenn wir dir das erklären müssen, spielst du als Tipper eher Kreisklasse als Champions League. Denn setzt du aus Prinzip immer auf Deutschland, sagst du deinem Einsatz vielleicht schneller Doswidanja, als du deine Bratwurst mit überteuertem Fanmeilenbier runterspülen kannst. Auch wenn du dir nichts sehnlicher wünschen solltest, als den fünften Stern auf deiner Fantrikot-Brust: Versuche, deine Sympathien auf dem Dixie zu lassen. Für deine Antipathien gilt das erst recht. Wembley 1966 war ungerecht, aber deshalb wird England nicht automatisch nach der Vorrunde nach Hause fahren. Nicht schon wieder.
Schau, was die Profis machen
Manche sagen, dieser Tipp sei Schummeln. Man kann ihn auch einen taktischen Vorteil nennen. Wenn du einen Blick auf die Wettquoten der Buchmacher wirfst, holst du dir so Ratschläge von Profis – und kannst zumindest Tendenzen erahnen. Als Sportfetischist, der du nun mal bist, hast du die b2win-App doch ohnehin auf deinem Smartphone. Die Quote beim Spiel Belgien gegen Panama liegt bei 1,14 für den vermeintlichen Geheimfavoriten auf den WM-Titel – und bei 27,0 für die Mittelamerikaner? Wenn du trotzdem auf Panama tippst, outest du dich nicht nur als Janosch-Fanboy, sondern wirst in deinem Tippspiel sehr wahrscheinlich Punkte verschenken. Anders herum formuliert: Fährt der Favorit in einer Paarung eine niedrigere Quote als 1,5, dann bist du mit dem klassischen 2:1 oder 1:0 relativ wahrscheinlich auf der Siegerseite. Die Quote deutet auf keinen eindeutigen Sieger hin? Dann tippst du Unentschieden.
Auch bei VICE: Sportschnupfen in Bayern
Lass dein Fußball-Wissen zuhause
Keiner weiß so viel über Fußball wie du, das ist klar. Turnierstatistiken zitierst du, wie ein Germanistikstudent den Faust. Aber beachte: Deine Klugscheißerei führt schon bei deinen Kumpels zu genervtem Augenrollen. Im Tippspiel bringt sie dich erst recht nicht weiter. Das Deutschland häufig gegen Italien verliert, spielt dieses Mal einfach keine Rolle. Und obwohl die deutsche Mannschaft fast immer unter die besten Vier kommt, wird daraus kein Automatismus. Vorsicht auch bei Randstatistiken und Fußballweisheiten wie: England spielt bei Regen besser. Unabhängig davon, ob sie wirklich stimmen, sind sie nur Lückenfüller für Frank Buschmann. Und der glaubt ja auch, dass Abiturienten und Abiturientinnen das Wort “antizipieren” benutzen. Vielleicht darf er auch deshalb nicht bei der WM kommentieren.
Liegst du zurück, darfst du was riskieren
Zwei Wochen später. Die Vorrunde ist vorbei und du hast jeden unserer Tipps befolgt, aber das Grinsen im Gesicht deiner Freunde wurde nach jedem Spiel breiter? Vielleicht haben sie unseren Guide besser verstanden, als du. Oder du hattest Pech. Wie auch immer: Liegst du wirklich deutlich zurück, dann musst du was riskieren. Ein 2:1 wird dich jetzt nicht mehr weiterbringen, weil alle deine Kumpels, ja vermutlich sogar dein Hund, garantiert den gleichen Tipp abgeben. Jetzt musst du beißen wie Sebastian Schweinsteiger im WM-Finale 2014: Gibt es einen klaren Favoriten, tippst du auf den Außenseiter. Sehen die Buchmacher ein ausgeglichenes Spiel voraus, dann solltest du eher 3:1 tippen, als ein 1:0. Die Quote steht auf Unentschieden? Pech gehabt, Keule.