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Warum Enes Kanter einen neuen Namen hat (und seine Familie ihn verstieß)

Der bester Basketballer der Türkei hat mit seinem neuen Namen alle Verbindungen in die Türkei gekappt. Denn er ist Anhänger von Erdogans größtem Erzfeind: Fethullah Gülen.
When you need the universe to listen up for a dang minute. Photo by Soobum Im-USA TODAY Sports

Wenn ein NBA-Spieler eine Twitter-Schreiben mit den Worten „Hallo Universum, hört meine Stimme", anfängt, nun, dann hören die Leute zu.

Enes Kanter—der Power Forward der Oklahoma City Thunder, der stoische Schnurrbart-Träger mit den unlustigen Witzen, der brillanten Offensive und wackeligen Verteidigung—hatte bis jetzt einen ziemlich harten Sommer. Kanter ist Türke und der vereitelte Militärputsch und die unruhige Situation in der Türkei sind nicht spurlos an ihm vorbeigegangen.

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Man würde denken, dass Kanter, ein latenter 24-jähriger Dussel und ohne Frage der beste Basketballer der Türkei, nichts zu befürchten hätte. Seine Worte zeigen leider eine anderes Bild. Er erklärte in dem Schreiben auf türkisch, dass seine Familie ihn verleugne und dass er einen neuen Namen hat: Enes Gülen.

KAMUOYUNA DUYURULUR..! — Enes Kanter (@Enes_Kanter)8. August 2016

Der Nachname ist natürlich nicht zufällig gewählt. Enes hat den Nachnamen von Fethullah Gülen, dem geistlichen Oberhaupt der Gülen-Bewegung, der in Pennsylvania lebt, angenommen. Kanter hatte ihn bereits vorher über Social Media und Spenden unterstützt. Kanter ist als Kind zu von Gülen finanzierten Schulen gegangen und verschreibt sich der Bewegung, die die Anhänger Hizmet (Dienst) nennen.

Gülen gilt als der Erzfeind von Präsident Recep Tayyip Erdogan, der wiederum denkt, dass Gülen für den fehlgeschlagenen Militärputsch verantwortlich ist. Tausende Gülen nahestehende Lehrer, Militär-Offiziere und Geschäftsleute wurden festgenommen. Erdogans Gegner nannten dieses Vorgehen „Säuberung".

Es muss schwierig sein, ein Ambassador für Hizmet zu sein, wenn Erdogan Dinge sagt wie „jeder Cent, der Gülen gegeben wird, ist eine Kugel im Lauf, die gegen die Nation geschossen wird." Dass Kanter beachtlich viele Cents an Gülen spendet, wirft eine wichtige Frage auf: Wird Enes Kanter wirklich von einem Mann geleitet, der die Zerschlagung eines Landes von 80 Millionen Einwohnern plant? Die Antwort ist kompliziert und kann am Ende wohl nur mit einer Gegenfrage beantwortet werden. Wer weiß das schon? Die türkische Regierung will, dass die USA Gülen (den Geistlichen, nicht den Big Man) für einen Prozess in die Türkei ausliefern, doch die Amerikaner sind nicht überzeugt. Der Geistliche weist alle Anschuldigungen von sich und stellt offen die Frage, ob der Putsch nicht inszeniert war. Keine objektive Untersuchung konnte bisher feststellen, wer die Panzer am 15. Juli durch die Straßen von Istanbul geordert hat. Das macht Enes Kanter zu einer 2,11-Meter großen Schachfigur, die mitten in einer politischen Intrige seine Anhängerschaft gegenüber der Opposition bekundet. (Wenn ihr euch fragt, welche Einstellung Basketball-Legende Hedo Türkoglu hat—er ist mittlerweile Berater von Erdogan)

Was allerdings so traurig an dieser Geschichte ist, ist die Reaktion der Eltern: Enes' Vater Mehmet erzählte den türkischen Medien: „Ich entschuldige mich bei dem türkischen Volk und dem Präsidenten, dass ich so einen Sohn habe." Es ist schwierig einzuschätzen, ob es für ihn ein aufrichtiger Verlust oder ob er einfach nur ein verängstigter Mann ist, der eine politische Entscheidung treffen musste. So oder so ist es traurig.

In seinem Schreiben sagt Enes: „Heute habe ich meinen Vater, meine Mutter, meine Geschwister und alle meine Verwandten verloren." Daraufhin beschreibt er, wie er in Gülens Organisation erzogen wurde, und was er dort gelernt hat. „Gott existiert, Trauer tut es nicht," schreibt er am Ende. There's also a smaller, sadder, question: What's up with the Kanters? Enes' father, Mehmet, told Turkish media, "I apologize to the Turkish people and the president for having such a son." It's hard to tell if this is heartfelt loss or a terrified man making a political decision, but it's sad either way. Er unterschrieb als „Enes (Kanter) GÜLEN."