Wie die CIA untersuchte, ob Uri Geller wirklich magische Kräfte besitzt
Uri Geller verbiegt einen Löffel. Bild: Rex Features via AP Images

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Wie die CIA untersuchte, ob Uri Geller wirklich magische Kräfte besitzt

In einem Video demonstriert Uri Geller der Wissenschaft seine besonderen Fähigkeiten und die CIA wird hellhörig: Ließe sich das Können des Magiers möglicherweise für den Geheimdienst einsetzen?

Dieser Artikel ist zuerst in voller Länge bei MuckRock erschienen.

In den 70er Jahren verwendete das Stanford Research Institute viel Zeit und Geld darauf, die meisterhaften Fertigkeiten eines jungen Israelis zu erforschen. In einer mit Regierungsgeldern finanzierten Untersuchung zu paranormalen Phänomenen ließen sie den jungen Mann über fünf Wochen lang verschiedene übersinnliche Übungen vorführen. Die Experimente hielten sie in einem Video fest. Am Ende des Experiments war es dem jungen Uri Geller nicht nur gelungen, zahllose Löffel zu verbiegen – er hatte einige Forscher davon überzeugt, dass er tatsächlich übernatürliche Kräfte besitzt.

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Die Untersuchungen weckten erst das Interesse des Geheimdienstes und lösten am Ende eine wissenschaftliche Schlammschlacht aus. Begonnen hatte alles mit einem 30-minütigen Video, in dem die Stanford-Wissenschaftler ihre damaligen Untersuchungen zusammenfassten. Ein überarbeitetes Transkript der Aufzeichnungen findet ihr hier.

Die CIA wird heiß auf Geheimdienstmagier

Das Geller-Tape wurde im Januar 1973 der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der CIA vorgeführt, wie aus einem ehemals geheimen CIA-Memo hervorgeht. Bereits am nächsten Tag hatte sich der Geheimdienst mit der Forschungsbehörde ARPA (inzwischen in DARPA umbenannt) beraten und einen ausführlichen Bericht formuliert.

Ein Ausschnitt aus dem CIA-Memo

Im Memo werden einige der Experimente besprochen, die mit Geller durchgeführt wurden. So hatte der junge Illusionist Materialien nachgezeichnet, die sich in doppelt versiegelten Umschlägen befanden oder vorhergesagt, welche Seite eines Würfels in einem geschlossenen Behälter nach dem Schütteln nach oben zeigte. Der Autor des Memos schlussfolgert, dass die Ergebnisse, wenn man sie denn als wahr akzeptiert, "stark darauf hindeuten, dass Uri Geller ungewöhnliche Fähigkeiten besitzt."

Die Stanford-Forscher unter Dr. Puthoff und Dr. Targ rieten jedoch auch im Video zu weiteren Forschungen. Denn nur wenn bei den Experimenten alle Betrugsversuche und Tricks ausgeschlossen werden könnten, könne man sie als Beweis für Gellers Fähigkeiten sehen, argumentierten die Stanford-Forscher.

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Spielt es überhaupt eine Rolle ob Magie echt ist oder nicht, wenn der Löffel verbogen ist?

Einige Leiter der Abteilung Wissenschaft und Technik der CIA glaubten sogar daran, dass die Experimente wertvolle Erkenntnisse bringen könnten und ein Mitarbeiter zeigte sich geradezu beeindruckt von Gellers Fähigkeiten. Und auch wenn es auch bei der CIA Skeptiker gab, die in Geller einen Hochstapler sahen, so kam das Memo zu folgendem Schluss: Obwohl paranormale Kräfte bisher noch nie erfolgreich nachgewiesen werden konnten, sollte man daraus keine negativen Schlüsse für die Zukunft ziehen. Denn im Endeffekt sei es irrelevant, ob Gellers außergewöhnliche Auffassungsgabe normal oder paranormal sei.

Wirklich wichtig sei nur, ob seine Fähigkeiten verlässlich und wiederholbar wären: "Jemand, der Blaupausen, die sich in einem Safe befinden, ungesehen nachzeichnen kann oder aus der Ferne eine Attrappe von einem echten Raketengeschoss unterscheiden kann, wäre unzweifelhaft von Wert." Darum rät der Verfasser des Memos schließlich, weitere und besser kontrollierte Tests mit Geller durchzuführen, um seine Fähigkeiten zu testen und zu untersuchen, ob seine Sicht und sein Gehör die "normalen menschlichen Grenzen" überschritten.

Die Einschätzung der ARPA: Erste Zweifel am Geller-Tape

Die US-amerikanische Forschungsbehörde ARPA zeigte sich währenddessen von Gellers Fähigkeiten wenig überzeugt. Dr. Kibler und Dr. Lawrence von der ARPA reisten zum Stanford Research Institute, um die Experimente mit Geller mit eigenen Augen zu sehen. Sie bezweifelten ernsthaft, "dass Gellers Leistungen über die eines talentierten Bühnenzauberers hinausgehen". Außerdem machten sie sich Sorgen, dass die Objektivität von Dr. Targ und Dr. Puthoff, die die Stanford-Experimente leiteten, durch den Wunsch nach einem positiven Ergebnis beeinträchtigt sein könnte. Kibler und Lawrence nannten außerdem Gellers Verbindung zum umstrittenen Parapsychologen Andrija Puharich als weiteren Grund, Geller skeptisch zu betrachten.

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Die wirkliche Wahrheit über Uri Geller?

Andere Dokumente aus dem CIA-Archiv, die auf den Uri Geller-Film Bezug nehmen, sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Mit einer Ausnahme: James Randi, ein ehemaliger Zauberkünstler und prominentes Mitglied der Skeptics Society, nahm Uri Geller und die Stanford-Experimente schließlich ins Visier, nach dem sie in einem Artikel des Fachmagazins Nature erschienen waren. Randi hatte sich schon vorher mit Geller beschäftigt und brachte in den 1980er Jahren ein Buch mit dem Titel The Magic of Uri Geller heraus, das später in The Truth About Uri Geller umbenannt wurde. James Randi hatte den Verdacht, dass Puthoff und Targ viel zu leicht bereit gewesen seien, die Existenz von übernatürlichen Phänomenen zu akzeptieren. Außerdem kritisierte er, dass ein Freund von Geller bei den Experimenten anwesend war, der Geller durch Zeichen hätte beeinflussen können.

Die Kritik an seinen Experimenten frustrierte Dr. Puthoff scheinbar so sehr, dass er mit einem ausführlichen "Fact Sheet" zu dem Thema reagierte. In dem Dokument, das ebenfalls ins CIA-Archiv aufgenommen wurde, versucht Puthoff jeden Kritikpunkt von Randi durch Gegenbeispiele zu widerlegen. So hält er fest, dass die Forscher sehr wohl die Möglichkeit in Betracht zogen, dass nicht alle Aufgaben durch paranormale Fähigkeiten gelöst worden seien. Beispielsweise sei Geller nicht in der Lage gewesen, während des Experiments Löffel zu verbiegen, ohne sie dabei zu berühren.

All der Aufwand hat immerhin einen Vorteil: Dank des Videos und der ausführlichen CIA-Dokumentation kann sich jeder selbst eine Meinung darüber bilden, ob bei Uri Geller paranormale Kräfte oder doch nur ganz gewöhnliche Taschenspielertricks am Werk sind.