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Forschern ist es erstmals gelungen im Labor gezüchtete Vaginen zu implantieren

Forscher haben zum ersten Mal Vaginas aus biologischen Zellen im Labor gezüchtet und erfolgreich transplantiert.
Wissenschaftler brachten die Organe in eine "vagina-ähnliche Form." Bild: Wake Forest Institute for Regenerative Medicine

Zum ersten mal überhaupt haben Wissenschafter eine menschliche Vagina in einem Labor gezüchtet und sie bei Frauen mit einer seltenen, angeborenen Störung implantiert. Diese Methode ermöglicht es den Frauen, ohne andere schmerzhafte oder traumatische Behandlungen, in einem funktionierenden Körper zu leben.

Die Organe wurden von Wissenschaftlern am Wake Forest Baptist Medical Center Institute for Regenerative Medicine mit Hilfe von Zellmaterial aus den Genitalien der Frauen gezüchtet. Die Patientinnen waren mit dem Mayer-Rokitansky-Kuster-Hauser-Syndrom zur Welt gekommen. Die seltene Krankheit führt dazu, dass Vagina und Uterus unterentwickelt oder nicht vorhanden sind. Die Patientin waren zur Zeit der ursprünglichen Operationen, zwischen 2005 und 2008, noch Teenager. In den Folgeuntersuchungen berichteten die Mädchen von normalen Sexualfunktionen und angenehmer Lebensqualität.

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Jede Vagina wurde in einem Labor gezüchtet und dann „per Hand in eine vagina-ähnliche Form geschnitten". Chirurgen legten einen künstlichen Kanal im Köper der Patientinnen an und nähten die Labororgane an. Kurze Zeit später, hatte der Körper auf natürliche Weise Blutgefäße um die Implantate gebildet und mit einer normalen Zellbildung begonnen.

Der wissenschaftliche Bericht, veröffentlicht in Lancet, beschreibt den Prozess so:

„In dieser Pilotstudie wurden Epithel und Muskelzellen in einer Petrischale gezogen und angereichert. Nachdem sich die gewachsenen Organe in einem Brutkasten entwickelt hatten, wurden sie mit Zugang über den Damm implantiert. Die Forscher protokollierten die Patientengeschichte und führten im Folgenden physikalische Untersuchungen, die sogenannte Vaginoscopy, fortlaufende Biopsie-Proben, Kernspintomographie und selbst-durchgeführte Fragebögen zur weiblichen Sexualfunktion durch. Bei einem erneuten Fragebogen nach 81 Monaten wurden exzellente funktionelle Ergebnisse und eine erhöhte Lebensqualität festgestellt. Das vaginale Wachstum war deutlich und die jährlichen Biopsieproben zeigten eine normale Scheidenwand."

Zusätzlich zu der offensichtlichen Bereicherung, die diese vier Frauen erlebten, repräsentiert diese Operation einen großen Fortschritt für die regenerative Medizin und einen Blick darauf, was die Zukunft der Transplantation bringt.

Forscher in Großbritannien arbeiten an laborgezüchteten Nasen, Ohren und Adern, doch die Implantation in den Menschen hat sich bisher als schwierig erwiesen. Mit dem Erfolg dieses Experiments können Dinge für Menschen, die mit ähnlichen Störungen geboren wurden oder ein Organ benötigen, zur Norm werden, sagte Anthony Atala vom Transplantations-Team.

Die Zukunft der Transplantation menschlicher Organe oder Körperteile entwickelt sich rasant. Und irgendwann werden sicher auch Preis und Aufwand solch erstaunlicher Laborzüchtungen menschenfreundlicher werden und Technologien wie die kultivierten Vaginas oder 3D-gedruckte Organe von den High-Tech-Laboren dieser Welt für immer mehr Menschen zugänglich gemacht.