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MIT-Forscher präsentieren ihr neues Konzept schwimmender Atomkraftwerke

Schwimmende Offshore-AKWs sollen vor Erdbeben und Tsunamis gefeit sein und den Ozean als Kühlbecken gegen Kernschmelze nutzen.
Illustration: Jake Jurewicz, MIT-NSE

Das ganze Ausmaß des Risikos der Atomenergie ist durch Katastrophen wie Tschernobyl und Fukushima längst hinlänglich bekannt. Sogar Jahrzehnte nach dem Unglück in Tschernobyl sind die Gefahren für Mensch und Umwelt noch aktuell. Bis heute tauchen neue oder weiterhin aktuelle Szenarien der Verstrahlung auf, wie z.B. die jüngeren Berichte über das anhaltende Waldbrandrisiko in der kontaminierten Zone eindrucksvoll beweisen.

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Während sich die einen Wissenschaftler nun auf den Ausbau alternativer Energiequellen konzentrieren, denken die anderen über „sichere" Atomkraftwerke nach.

Forscher am MIT arbeiten an AKWs die, vergleichbar mit Plattformen zur Öl- und Gasförderung, im Meer schwimmen. Das soll die Anlagen nahezu vollkommen resistent gegenüber den Auswirkungen von Erdbeben und Tsunamis machen, da die Wellen und Erschütterungen auf dem offenen Wasser wesentlich geringer sind als an Land. (Russland arbeitet übrigens ebenfalls an schwimmenden Atomkraftwerken, diese sollen sich jedoch in Küstenähe befinden.)

„Das besondere an unserer Idee ist, dass sie die Branchen Nuklearforschung und Offshore-Technik zusammen bringt. Die Plattform hat mit 11 Kilometern eine große Entfernung zum Festland und ist damit weniger starken Wellengängen ausgesetzt.", erklärt Jacopo Buongiorno, Professor für Nuklearwissenschaft am MIT und Leiter der Forschungsgruppe, in einem Video.

„Der große Vorteil ist, dass wir den Ozean als Kühlbecken verwenden können, um eine mögliche Kernschmelze aufzuhalten", erklärt Buongiorno. „Die Nachhitze des Kernbrennstoffs, die auch anhält wenn der Reaktor längst herunter gefahren ist, kann so schneller abgekühlt werden." Solch eine Technik würde genau das verhindern, was in Fukushima zu einem Problem (bzw. einem von vielen Problemen) ausartete, da dort die Reaktoren nicht gekühlt und so die Kernschmelze nicht aufgehalten werden konnte.

Das MIT geht davon aus, dass diese Technik auf Atomkraftwerke jeglicher Größe angewendet werden kann und das Wasserbecken, welches den 90 Meter unter der Meeresoberfläche angebrachten Reaktor umgibt, groß genug sei. Die erzeugte Energie wird mit Unterwasserkabeln an Land gebracht und dort in das Stromnetz eingespeist.

Das klingt in der Theorie alles ganz wunderbar, doch die Unberechenbarkeit von Kernenergie bei angeblich „sicheren" Anlagen hat sich leider in der langen Geschichte der Entwicklung von Atomenergie schon bewiesen. Den Ozean als Kühlbecken zu benutzen ist die eine Sache und offensichtlich eine gute Idee, doch die potentielle Gefahr einer globalen Verbreitung kontaminierter Moleküle in den Wassermassen der Weltmeere bleibt die immer noch nicht gerade risikofreie andere Seite der Medaille.