Bild: Screenshot Blue Sky
Ich habe die Chance erkannt, mich mit einem besonders guten Service von der Konkurrenz abheben zu können. Als Verkäufer lege ich größten Wert darauf, innerhalb der Community als ehrlich und aufrichtig zu gelten. Ich habe mir schnell einen Namen gemacht und habe mittlerweile den Ruf ein Verkäufer zu sein, dem du vertrauen kannst.Ich hatte mehrfach die Gelegenheit, Leute abzuziehen, ohne dafür mit Konsequenzen rechnen zu müssen, aber ich habe nicht einen einzigen Kunden übers Ohr gehauen. Der Ruf ist beim Deepweb-Drogenhandel alles. Und von meinem Image als zuverlässiger Verkäufer habe ich schon deutlich mehr profitieren können, als wenn ich eine Karriere als Internetbetrüger eingeschlagen hätte. Kurzum: Ich habe erkannt, dass es in der Welt der Drogen an gutem Service mangelt und habe mir diese Marktlücke zunutze gemacht.Warst du schon vorher im Drogengeschäft tätig? Und wenn ja, seit wann?Ja, ich habe schon vor der Eröffnung meines Benutzerkontos mit Drogen zu tun gehabt. Leider kann ich nicht in die Details gehen. Denn Anonymität ist für jeden Verkäufer unentbehrlich, dem seine Freiheit am Herzen liegt. Im Gegensatz dazu ist es nicht immer die beste Idee, im Mittelpunkt zu stehen. Wenn zu viel Aufmerksamkeit auf dich gerichtet ist, tust du gut daran, mal für eine Weile unterzutauchen. Das gilt sowohl für konventionelle als auch im Internet operierende Dealer.In der Welt der Drogen mangelt es an gutem Service—diese Marktlücke mache ich mir zunutze
Der Nachteil an diesem Model ist, dass die Marktplätze mitunter über Hunderte Millionen von Euro verfügen, und dieses Geld befindet sich in den Händen einer Person, die sich jeder Zeit absetzen kann. Im letzten Jahr haben sich die Betreiber von mehreren zentralisierten Marktplätzen aus dem Staub gemacht und einen Gesamtschaden von fast einer Milliarde Euro angerichtet. Die Existenzen vieler Personen wurden auf diese Weise ruiniert, weswegen die Community nach den jüngsten Betrugsfällen das Vertrauen in dieses Business-Modell weitgehend verloren hat.Auf längere Sicht werden wir wohl nur noch über dezentralisierte Marktplätze handeln.
Bild: Screenshot Evolution. Einer der größeren Online-Schwarzmärkte.
Hattest du schon Erfahrung in der Wirtschaft gesammelt, bevor du zu dieser Industrie gekommen bist?Ja, hatte ich. Die meisten Leute leben in dem Irrglauben, dass das Drogengeschäft nicht den normalen Gesetzen der freien Wirtschaft unterliegt, wohingegen erfolgreiche Online-Dealer wissen, dass hinter dem Verkauf von Drogen ein normales—und erfolgreiches—Geschäftsmodell stecken muss. Du brauchst ein gutes Zeit-Management und musst dich gut mit Buchhaltung und Kundenservice auskennen. Die Arbeit als Online-Dealer ähnelt der eines stinknormalen Geschäftsführers—mit dem Unterschied, dass die Regierung unser Business für illegal erklärt.Die Arbeit als Online-Dealer ähnelt der eines normalen Geschäftsführers—abgesehen davon, dass die Regierung unser Business für illegal hält.
Hast du keine Bedenken, dass du mit deinen Geschäften die Probleme von Drogenabhängigen am Leben hältst?Am Anfang hatte ich die schon, doch nachdem ich mich mehr mit der Community befasst hatte, sah ich die Sache mit anderen Augen. Selbst bei „harten Drogen" wie Methadon und Heroin ist es nicht gesagt, dass alle Kunden automatisch abhängig sind. Die meisten Menschen denken einfach nur in Stereotypen. Die Wahrheit ist aber, dass es neben den Menschen, die Drogen probiert haben und abhängig geworden sind, auch überraschend viele Personen gibt, die regelmäßig Drogen nehmen, ohne dass jemand aus ihrem Bekanntenkreis jemals Verdacht schöpfen würde. Ich bekomme immer wieder Post von Leuten, die mir mitteilen, dass sie beruflich äußerst erfolgreich sind, aber niemand von ihrem Drogenkonsum etwas weiß, da er sozial so geächtet ist.Meine Kunden sollen sicher sein können, dass sie für ihr Geld auch wirklich Kokain bekommen—und nicht etwa Waschpulver von dem „Dealer" aus dem Park um die Ecke.
Zu wissen, dass meine Produkte das Leid vieler Leute lindern, ist der beste Lohn meiner Arbeit. Aber klar, auch die Bezahlung ist nicht schlecht.
Wenn das Dealen vor Ort sicherer ist, warum verkaufst du dann über das Internet?Der herkömmliche Verkauf ist zwar generell sicherer. Es spielen aber auch noch andere Faktoren eine Rolle, etwa was du verkaufst, an wen du es verkaufst und wie viel du verkaufst. Wenn du dein Handwerk verstehst, ist der Online-Verkauf tendenziell sicherer. Die eigentliche Gefahr lauert aber nicht in dem, was du tust, sondern in den Fehlern, die dir bei deiner Arbeit unterlaufen können. Für einen Verkäufer kann schon eine unverschlüsselte Nachricht oder ein Fingerabdruck auf dem Paket zum Verhängnis werden, wenn die Nachricht oder das Paket in die falschen Hände gerät.Ein Verkäufer, der genau weiß, worauf es ankommt, muss sich keine großen Sorgen machen. Nur gibt es leider keine Unikurse zu dem Thema „So wirst du zu einem erfolgreichen Internet-Drogen-Dealer." Der einzige Weg zum Erfolg besteht darin, es zu probieren. Aber leider ist in dieser Branche Learning by doing ein recht gefährliches Unterfangen. Im Grunde ziehe ich den Online-Verkauf deswegen vor, weil ich glaube, dass ich über das nötige Know-how verfüge, um auf diesem Wege sicher meinem Geschäft nachzugehen. Die meisten Leute, die den gleichen Pfad wie ich eingeschlagen haben, spielen aber regelrecht Russisch Roulette und werden entweder nur wenig Geld machen und darum nach kurzer Zeit wieder aussteigen oder laufen den Gesetzeshütern dank haarsträubender Fehler direkt in die Arme.Für einen Verkäufer kann schon eine unverschlüsselte Nachricht oder ein Fingerabdruck auf dem Paket zum Verhängnis werden, wenn die Nachricht oder das Paket in die falschen Hände gerät.
Inwiefern beeinflussen Bitcoin-Kursschwankungen dein Geschäft?Solange das Geschäft gut läuft, bereiten mir Kursschwankungen kein Kopfzerbrechen. Lahmt das Geschäft hingegen, kann ein Bitcoin-Kursverlust darüber entscheiden, ob ich Gewinn oder nur Break-even mache, oder am Ende sogar noch Geld verliere.Bitcoin kann eine große Rolle dabei spielen, wie viel Einnahmen die Verkäufer machen, gerade bei Verkäufern, die noch am Anfang stehen. Dealer, die noch nicht das Vertrauen der Community für sich gewinnen konnten, müssen fast immer den Umweg über das Treuhandsystem gehen. Im Durchschnitt vergeht zwischen der Versendung des Pakets und der Auszahlung aus dem Treuhandkonto rund eine Woche. Wenn Probleme bei der Bestellung auftreten, kann es auch drei Wochen oder länger dauern.Außerdem müssen die Verkäufer einen Weg finden, ihre Bitcoin-Gewinne sicher und anonym in echte Währung umzutauschen, was noch mehr Zeit in Anspruch nehmen kann. Wenn du dabei berücksichtigst, dass der Bitcoin-Kurs wochenlang stabil sein kann, um dann in nur wenigen Tagen um mehrere Hundert Dollar zu fallen oder zu steigen, wird schnell klar, dass während dieser Zeit die Profite der Verkäufer auf dem Spiel stehen.Viele alteingesessene Verkäufer bekommen ihr Geld vom Treuhandkonto, noch bevor das Paket zugestellt wird. Aber auch in diesem Fall können zwischen der Bestellung und dem Eintreffen des Geldes mehrere Tage ins Land gehen, auch wenn sich das mit der Zeit ausgleicht. Wenn ein Verkäufer über längere Zeit gute Geschäfte macht, kann er kurzzeitige Bitcoin-Kursverluste locker kompensieren, auch vor dem Hintergrund, dass er wieder mehr Geld verdienen wird, sobald auch Bitcoin wieder an Wert gewinnt.Wie machst du deine Bitcoin-Gewinne zu Geld?Auch diese Frage kann ich aus Sicherheitsgründen nicht beantworten. Ich unternehme große Anstrengungen, um meine Bitcoin-Gewinne auf sicherem Wege in echtes Geld umzutauschen, aber wie ich das genau mache, will ich hier nicht preisgeben.Hat sich Bitcoin unter „echten" Drogen-Dealern schon einen Namen gemacht?Überhaupt nicht. Die Mehrheit der „konventionellen" Drogen-Dealer hat keine Ahnung, was Bitcoin sein soll, oder hat nicht einmal von dessen Existenz gehört. Die hingegen, die es kennen, werden den Teufel tun und diese Information mit anderen Dealern teilen. Drogen-Dealer haben die Möglichkeit, viel Geld zu verdienen, indem sie die richtigen Produkte weiterverkaufen. Der Konkurrenz wird dieser Tip natürlich nicht gegeben. Es gibt einige Leute, die Drogen in Darknet-Foren kaufen, um sie dann im Großhandel weiterzuverkaufen. Dabei machen sie sich den günstigen Preise von Drogen made in China zunutze. Prozentual gesehen trifft das aber nur auf sehr wenige Dealer zu.Händler im Darknet gehörten mit zu den ersten, die sich für ihre Geschäfte massiv der Bitcoin-Währung bedienten. Hältst du es trotzdem für möglich, dass Bitcoin eines Tages eine weit verbreitete Zahlungsmethode werden könnte, die über illegale Geschäfte hinausgeht? Oder glaubst du, der Nutzen von Bitcoin auf seine heutige Verwendung beschränkt ist?Ich glaube schon, dass Bitcoin das Potential hat, als Zahlungsmittel eine breite Anwendung zu finden. Leider war Bitcoin bis vor Kurzem alles andere als stabil, und nur wenige seriöse Unternehmen sind wohl dazu bereit, eine Zahlungsmethode zu akzeptieren, die innerhalb weniger Tage um 20 Prozent an Wert einbüßen kann. Die meisten Unternehmen, die Bitcoin akzeptieren, gehören Personen, die an sein langfristiges Potenzial glauben. Bisher sind es aber noch sehr wenige. Es gibt dennoch einige wenige Großunternehmen, die jüngst ihre Absicht mitgeteilt haben, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren, und ich glaube, dass dadurch auch kleinere Unternehmen ermutigt werden, es ihnen gleichzutun.Aktuell überwiegen in der Community die Nutzer, die Bitcoin als Investment ansehen, sowie solche, die es für ihre illegalen Zwecke gebrauchen. Zum Glück nutzen immer mehr Investoren Bitcoin auch für legale Zwecke. Ebenso kann bei immer mehr Unternehmen mit Bitcoin bezahlen—Hotelzimmer oder Flüge buchen, sowie bei Einzelhändlern für Elektronik oder Möbel damit bezahlen.Es ist aber noch zu früh um zu sagen, wie das Ganze ausgehen wird. Es gibt genug Leute, die vom langfristigen Potential von Bitcoin überzeugt sind, weswegen ich glaube, dass es bei mehr und mehr legalen Transaktionen angewendet werden wird. Auf jeden Fall wird Bitcoin so schnell nicht von der Bildfläche verschwinden.Willst du noch lange in diesem Geschäft bleiben?Ja, will ich. Ich habe schon verschiedene Jobs gehabt, aber nichts war bisher so erfüllend wie die Arbeit als Internet-Dealer. Es ist zwar stressig, gefährlich und nimmt viel Zeit in Anspruch, dafür locken aber großartige Verdienstmöglichkeiten.Solange das Geschäft gut läuft, bereiten mir Bitcoin-Kursschwankungen kein Kopfzerbrechen.