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Der Mann mit der Pestmaske ist zurück

Der Macher von 11B X 1371 hat sich zu Erkennen gegeben und eine Fortsetzung seines düsteren Rätsels gedreht.

Titelbild: Screenshot Youtube Im Oktober letzten Jahres geisterte ein finsteres Kryptorätsel durch die virtuellen Sphären und setzte Rätselfans auf die schaurigen Spuren eines Pestdoktors an. Morsesequenzen ergaben ein Anagramm mit der Botschaft „KILL THE PRESIDENT", Symbole, die ein apokalyptisches Gedicht enthüllten und alphanumerische Paare offenbarten die GPS-Koordinaten des Weißen Hauses. Was hatte das alles zu bedeuten, welche Lösung ergibt die finstere Botschaft und wer zur Hölle ist überhaupt der Urheber?

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Spektografische Analyse des DVD-Menüs—Solche Botschaften erwarteten den Hobbykryptologen bei der Entschlüsselung von 11B X 1371. Bild: Imgur

Auf einige dieser Fragen gibt es nun eine Antwort, denn bevor 11B X 1371 in den ewigen Jagdgründen als unerforschtes Mysterium versinkt, hat sich der Vater des Gruselstücks zu Erkennen gegeben. Im Gepäck: ein kleines Willkommensgeschenk in Form eines neuen Rätsels im Namen der Pestmaske. Es trägt den Titel 11b-3-1369.

Der Urheber versprach, dieses neue Puzzle würde mit allen Unklarheiten aus dem ersten Teil aufräumen, außerdem folgt es einem etwas anderen Stil als sein Vorgänger.

Im IRC-Chat diskutieren die Solver schon fleißig, welche Hinweise sich ihnen bereits erschließen konnten. Bisher identifizierten sie mittels spektrographischer Analyse das Bild eines Kreuzes, welches als Andreas Serranos Fotografie „Piss Christ" erkannt wurde. Ein Spektrogramm des Audiofiles ergab unter anderem folgende Passage aus dem Song Lamb of God von Marilyn Manson: DO NOT EDUCATE YOURSELF TO THE POINT OF BLINDNESS. Und einer der Morsecodes enthält die Botschaft THE AIM OF MY LIFE IS TO OVERTHROW THE MONARCHY.— Ein Zitat von Karl Liebknecht.

Doch das Internet ist dem Kryptokünstler mittlerweile zu klein geworden. In der neuen Episode wertete er sein Rätsel zu einem Augmented Reality-Game auf und lieferte GPS-Koordinaten von Orten mit versteckten USB-Sticks. Einige wurden mittlerweile, vor allem in der Umgebung von Warschau, gefunden.

Schon im letzten Jahr verwendeten Kryptofans fast ebenso viel Mühe darauf, den anonymen Erschaffer zu enttarnen, wie das Puzzle zu lösen. Die Spur führte nach Polen, wo das verfallene Zofiókwa Sanatorium, eine ehemalige Nervenheilanstalt, ausgemacht wurde. Offensichtlich hatte diese als Drehort des Videos gedient. Außer einigen Graffitis fanden sich dort jedoch keinerlei weitere Hinweise.

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Ende Dezember meldete sich dann eine Person mit dem Namen Parker Warner Wright über Twitter zu Wort und setzte einen Termin für eine Fortsetzung von 11B X 1371 fest, welche über den Youtube-Kanal von Parker Wright veröffentlicht werden sollte. Ein gewisser Parker Wright war schon während der ersten Version als Verdächtiger gehandelt worden, dieser distanzierte sich jedoch öffentlich von der Urheberschaft.

Nun also erneut ein Parker Wright. Ob es sich dabei um denselben Typen handelt, welcher die Autorenschaft schon einmal abgestritten hat oder nicht, weiß bisher niemand. Doch die Videofortsetzung erschien—wie prophezeit.

Parker Warner Wright hat mit seinem Kunstprojekt eine der momentan spannendsten Kryptoschnitzeljagden erschaffen und, wer von der ersten Episode durch die Gewaltdartstellungen abgeschreckt war, dem sei gesagt: 11b-3-1369 ist harmloser.

„Ich sehe meine Arbeit als die Wellen in einem Ozean. Manche Menschen suchen darin nach Muscheln, einige surfen, andere tauchen."

Zum Beweis, dass es sich bei ihm auch wirklich um den wahren Schöpfer des Werkes handelt, und nicht um einen der zahlreichen Nachahmer mit ihren verknisterten Schwarz-Weiß-Videos, bastelte PWW eine Facebookseite. Diese sollte primär zur Identifikation anhand von Beweisstücken dienen, entwickelte sich jedoch mit der Zeit zu einem Bestandteil des Spiels. PWW lud Fotos seiner handgemachten Pestmaske hoch, welche mit der im Video gezeigten übereinstimmt. Da es diese Artefakte nicht von der Stange gibt, handelt es sich hierbei um ein durchaus ernst zu nehmendes Indiz.

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Allerdings verliert das Mysterium in manchen Fotos durch die gleichmäßige Belichtung auch ein wenig seines gruseligen Charmes.

Im Gegensatz zu anderen Internet-Mysterienspielen wie beispielsweise Cicada 3301 geht Schöpfer Wright nun regelmäßig mit Informationen über das Rätsel und seine Arbeitsweise an die Öffentlichkeit, was dem ganzen Spiel etwas eine ungewohnt menschliche Komponente verleiht. Seit Ende November befreundeten sich somit schon über 4.500 Fans mit Wrights-Facebook-Persona.

Nachdem der Erschaffer sich nun also zu Erkennen gegeben hat, ist er natürlich auch bereit für Interviews. Dem Online-Magazin Daily Dot erzählte er, er lebe in Polen, hätte jedoch auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Mike Wehner, der das Interview führte, schreibt, „Wright ist wortgewandt und spricht auf eine gestelzte, mechanische Weise, als würde er die Sätze analysieren, bevor er sie ausspuckt. Als der Kopf hinter einem der unheimlichsten, verstörendsten Puzzles, das das Internet je gesehen hat, ist es keine Überaschung, dass er wahrhaftig in Rätseln spricht."

So gibt das Mastermind beispielsweise Sätze folgender Manier von sich: „Ich sehe meine Arbeit als die Wellen in einem Ozean. Manche Menschen suchen darin nach Muscheln, einige surfen, andere—tauchen." Es ist nicht weiter verwunderlich, dass Wright seine Werke in dem Bereich der Kunst verortet. Aus diesem Grund war es angeblich von vornherein sein Plan, weitere Videos zu produzieren, egal ob diese viralen Status erlangen oder nicht.

„Momentan gibt es den Ruf nach mehr, den ich zu befriedigen gedenke. Meine Kunst würde sich aber auch ungeachtet äußerlicher Einwirkungen weiter entwickeln. Ich habe einen Ruf aus meinem Inneren, ich muss antworten."