Ein Holztresen, ein frisch gezapftes Bier – mir machen die einfachen Dinge manchmal die größte Freude. Was mir keine Freude macht: dieses aufgeblähte, schwabbelige Gefühl danach.
Der Sommelier Gilberto Acciaio sagt, dass man sich weniger aufgebläht fühlt, wenn das Bier richtig eingeschenkt wird. Und er muss es wissen: Gilberto ist einer der größten Bier-Importeure Italiens. Er hat es bei Weltmeisterschaften der Bier-Sommeliers und -Sommelièren schon unter die besten Sechs geschafft.
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Hast du zum Beispiel schon mal beobachtet, wie ein Barmann einen Haufen Schaum in ein Glas geschüttet hat und alles übergeschwappt ist? Falls ja, geh besser nicht mehr in diese Bar. Die wissen dort anscheinend nicht, wie man es richtig macht.
“Stell dir vor, diese Überschwemmung passiert in deinem Bauch. Unangenehm, oder?”, sagt Gilberto. Blähungen, Unwohlsein, Übelkeit – das sind sehr unerwünschte Nebenwirkungen. “Ein Bier richtig zu zapfen heißt, das Glas vertikal direkt unter den Zapfhahn halten, und darauf zu achten, dass das Bier auch wirklich den Boden des Glases erreicht.” Auf diese Weise wird das CO2 schon beim Einschenken aus dem Glas verdrängt und endet nicht in deinem Magen. Außerdem kann sich so der Schaum im Glas ein paar Finger hoch bilden.
Natürlich will niemand ein abgestandenes Bier trinken. Häufig versuchen die Barleute, so wenig Schaum wie möglich ins Glas zu geben – das ist aber auch nicht unbedingt gut. Tatsächlich ist zu viel Schaum sogar besser als gar kein Schaum. Im schlimmsten Fall kann ein Zuviel an Schaum immer noch mit einem Schaber entfernt werden. In manchen Brauereien warten die Kellner nach dem Einschenken fünf oder sechs Minuten, bis sie das Bier servieren. Gilberto sagt: “Auf diese Weise entweicht das CO2 und der Schaum kann sich setzen.”
“Der Schaum verhindert, dass das Bier mit Sauerstoff in Kontakt kommt und oxidiert”, erklärt Gilberto. Wenn Bier oxidiert, verändern sich die Farbe und der Geschmack. Wenn Wasser oxidiert, schmeckt das Bier metallisch, wenn der Hopfen oxidiert, schmeckt es ranzig. Oxidiertes Bier ist laut Gilberto außerdem richtig schlecht für deinen Magen.
“In einer Bar sollte man sich immer zuerst die Gläser anschauen und ob sie sauber sind”, erklärt er. Bars spülen die Gläser oft nicht ausreichend. Dadurch können schädliche Rückstände im Glas bleiben und dann in deinen Magen gelangen.
“Speziell geht es um das Alkaloid des Spülmittels, das mit dem Bier reagiert und einen leichten Film auf dem Glas hinterlässt. Daran rutscht der Schaum weg”, sagt Gilberto. Egal, ob du an der Bar oder am Tisch sitzt, ist es schwierig, das zu überprüfen, bevor man etwas bestellt. Aber laut Gilberto ist das einer der wichtigsten Faktoren, um den Bierbauch zu verhindern.
Um herauszufinden, ob dein Bier wirklich in ein sauberes Glas gegossen wurde, kannst du folgendes versuchen: Checke, ob der Schaum die sogenannte “Brüsseler Spitze” hinterlässt. “Die heißt so, weil belgische Biere generell komplexer sind und ihr Schaum leichter am Glas kleben bleibt”, erklärt Gilberto.
Außerdem müssen Barkeeper die Schläuche jedes Mal mit Wasser durchspülen, wenn sie das Fass wechseln, sonst staut sich der Schaum und durch die Hefe vermehren sich Bakterien sehr schnell.
Es klingt vielleicht arg dramatisch, aber Gilberto findet, dass faule Barkeeper “Kriminelle” sind, weil sie die Regeln für gutes Bier missachten. “Sie wissen genau, dass sie dem Kunden dadurch schaden”, sagt er. Seine Empfehlung: “Such dir eine Bar, die dich und dein Bier mit Respekt behandelt.”