Sex

Darüber unterhalten sich Mädchen wirklich

Meine Freundin hat vor Kurzem mit ihrem Freund wegen einem Hosentaschenanruf schlussgemacht. Besser gesagt hat er mit ihr schlussgemacht, weil er nach mehreren Jahren Beziehung endlich einen ungeschönten Blick darauf bekommen hatte, was die Gedankenwelt von Frauen so umtreibt, wenn sie sich an einem sicheren Ort mit anderen weiblichen Wesen wähnen. Will heißen: Extrem versautes Zeug.

Dolores (so werden wir meine Freundin jetzt nennen) hatte gerade ihre Freundin Consuela (so werden wir ihre Freundin jetzt nennen) vom Flughafen abgeholt. Consuela studiert Archäologie an der Sorbonne in Paris und die beiden Mädchen hatten sich jetzt schon ein paar Monate nicht gesehen. Die Unterhaltung, die die beiden auf dem Heimweg hatten, beinhaltete folgende Sätze:

Videos by VICE

„Er hat die schönsten Schamhaare, die ich je gesehen habe.”

„Ich habe nur gewürgt, weil mir von seinem Schwanz schlecht geworden ist.”

„Ich lasse mich jetzt seit Ewigkeiten in den Hintern vögeln und du schaffst es, Hämorriden einfach nur vom Kacken zu bekommen?”

„… und dann habe ich es gegessen.”

Ich bin mir nicht sicher, ob das Problem dieses Typen eine Art von Heilige-versus-Hure-Komplex war oder ob—worauf er besteht—es an seiner bodenlose Enttäuschung darüber lag, dass eine gebildete Frau wie sie sich mit solchen „Lächerlichkeiten” befasst. Ich weiß nur, dass er, falls Letzteres tatsächlich zutreffen sollte, sich unbedingt wieder mit ihr vertragen sollte—sie hat nichts gemacht, was nicht alle Frauen auf der Welt machen, seit Eva der Schlange von Adams kleingeratenem Pimmel erzählt hat. Tatsächlich sprechen Frauen so regelmäßig und so detailreich über Sex, dass es schnell ziemlich gemein und ziemlich eklig werden kann.

Aber hey, das heißt doch nicht, dass wir dich nicht lieben. Es heißt auch nicht, dass wir jeglichen Tiefsinn verloren haben, und, nein, es hat auch nichts mit Samantha von Sex and the City zu tun. Die Serie gibt es jetzt schon seit vier Jahren nicht mehr, sucht euch endlich mal ein paar neue Referenzen. Frauen unterhalten sich einfach gerne. Um in Zukunft nicht noch mehr Männer zu verstören, gibt es hier ein paar weitere Themen, über die Mädchen reden, wenn sie mit anderen Mädchen abhängen.

SCHWÄNZE

Lasst uns mit dem Offenkundigsten beginnen. Frauen lieben es einfach, über Schwänze zu reden. Wir unterhalten uns über deinen Schwanz. Wir unterhalten uns über die Schwänze, mit denen es unsere Freundinnen zu tun hatten, und wir unterhalten uns auch über jeden anderen Schwanz, den wir irgendwann mal in unserem Leben erblickt haben. Wir unterhalten uns über die Schwänze von unseren Ex-Freunden, von unseren Ex-Affären, über die Schwänze unserer Väter, wenn sie mal vergessen hatten, die Badezimmertür abzuschließen, über Zwergenschwänze und Schwänze, die wie Zwerge aussehen.

Wir beschreiben ihre Länge, ihren Umfang und den Krümmungsgrad mit Hilfe unserer Hände. Wir zeichnen Formen auf Servietten in Kneipen und sagen Zeug wie: „Ich rolle ihn gerne so lange zusammen, bis er wie eine kleine Schnecke aussieht.” Wir haben selber keinen, was unsere unglaubliche Faszination und Neugier für das männliche Geschlechtsorgan erklärt. Jetzt mal ehrlich, ein paar von euch dürften in dem Bereich auch ruhig etwas neugieriger sein.

An Schwänzen ist außerdem toll, dass sie pausenlos ihre Form ändern. Es ist leicht, sie sich mit einem Gesicht vorzustellen, und sie haben etwas von einem eigenständigen Etwas, mit dem du ganz viel spielen kannst, ohne eine allzu emotionale Bindung dazu aufzubauen. Schwänze sind wie Maskottchen!

SEXTECHNIKEN

Ich hatte keinen Schimmer, wie man einem Jungen einen runterholt, bis der Vater meiner besten Freundin starb. Wir waren beide 15 Jahre alt und saßen nach der Trauerfeier bei ihr im Zimmer und ich erzählte ihr, wie nach meinen Vorstellungen Jungs eine Erektion bekommen. Ich war der festen Überzeugung, dass man ihre Pimmel mit leichten Schlägen nach oben klopfen müsste—so ähnlich wie Rettungssanitäter versuchen, einen komatösen Suffkopf wieder auf die Beine zu bekommen. Sie korrigierte mich, indem sie mir die Technik an einem Teddybär demonstrierte. Ein paar Minuten später schworen wir uns, diesen furchtbaren Tag für immer aus unserem Gedächtnis zu streichen.

Vor nicht allzu langer Zeit wurde mir gesagt, dass Jungs es lieben, wenn du einmal links, einmal rechts und einmal in der Mitte hochleckst. Ich weiß ja nicht.

DIESES EINE MAL, ALS DU DURCHGEDREHT BIST UND DICH HEULEND IM BAD EINGEPISST HAST

Liebe beinhaltet auch, die Schwächen des anderen zu akzeptieren. Und um dieses eine Erlebnis zu verarbeiten und damit die Bilder aus meinem Kopf zu verbannen, wie du völlig besoffen als Tweetie verkleidet auf einer Erstsemesterparty rumheulst, weil du einen Koks-Koller hast, musst ich die komplette Geschichte meinen Freundinnen erzählen. Du willst doch auch, dass ich trotz allem noch weiter Sex mit dir haben kann, oder?

Weitere Geschichten dieser Art:

Das eine Mal, als dir dein Vorhautbändchen gerissen ist und du in meinem Badezimmer umgekippt bist.

Das eine Mal, als „ein bisschen Kacke” an meinem Hintern war.

Das eine Mal, als du mich nach unserem ersten Date bzw. One-Night-Stand auf der Couch hast schlafen lassen.

Das eine Mal, als du mich fragtest, ob wir nicht im Aufzug rummachen wollen, weil deine Freundin in deiner Wohnung schlief.

UNSERE EX-FREUNDE/-FREUNDINNEN

So wie ich das sehe, ist Dating die einfachste Art, die Welt kennenzulernen, ohne tatsächlich zu verreisen. Jede einzelne Person, mit der ich schon was hatte, hat mir Dinge über Kultur, Klasse, Ästhetik und die Hartnäckigkeit von Körperflüssigkeiten beigebracht, ohne dass ich überhaupt das Bett verlassen musste—geschweige denn in einer fliegenden Metallkiste in 12.000 Metern Höhe in anderes Land reisen.

Dazu gehören auch: das Mädchen, das mich mit auf eine Tour zu Frankreichs Michelin-Stern-prämierten Restaurants nahm; der Typ, der mir Genitalwarzen verpasst hat; der Junge, der mit mir schlussgemacht hat, als wir 13 waren, weil er versuchen wollte, meine Freundin zu fingern; der Mann, mit dem ich schon mein halbes Leben lang zusammen bin; und die ganzen Hasen, die ich zwischendurch gevögelt habe.

Ich bin keine egoistische Person—ich teile mein Wissen gerne. Egal, ob französische Bistros oder Spezialisten für Geschlechtskrankheiten, Mädchen, ich bin mir sicher, dass ich dir weiterhelfen kann. Leider musst du dir dann auch die Storys über diesen einen Ex anhören, der die komische Vorliebe hatte, meinen Arsch zu lecken, meine Muschi aber mit dem Mund nicht anrühren wollte.

DEINE EX-FREUNDINNEN/-FREUNDE

Man muss kein komplexbehaftetes, emotionales Wrack sein, um Ex-Freundinnen oder -Freunde bei Facebook zu stalken—das ist alles Teil einer gesunden Neugierde. Meine Freundinnen sind größtenteils selbstbewusste Frauen, die der ehrlichen Meinung sind, viel klüger, attraktiver, stilbewusster und kultivierter als deine Ex zu sein. Trotzdem lästern sie gerne darüber, wie bescheuert oder schlecht gekleidet deine Ex rumläuft, und es kommt auch mal vor, dass wir uns betrinken und uns dann lauthals lachend durch ihr Facebook-Profil klicken.

Es hat nichts mit Eifersucht zu tun, sondern mehr mit der Sorge, dass wir uns unter Wert verkaufen.

UNSERE VAGINA

Das ist ein bisschen wie die Sache mit den Ex-Freundinnen—wir beschreiben sie uns gegenseitig detailliert, sorgen uns um ihren Geruch und wenn sich die Gelegenheit ergibt, zeigen wir sie auch mal unseren Freundinnen, um eine zweite Meinung einzuholen.

KACKE

Egal, ob wir gerade auf dem Klo waren oder dringend müssen, unsere Freundinnen werden aus irgendwelchen Gründen auf dem neusten Stand gehalten. Das gilt vor allem für Mädchenurlaube.

Weitere beliebte Sätze lauten: „Oh Gott, ich kann heute nicht aufhören zu furzen”; „Hier ist ein Foto von dem Kackhaufen, der mich letztens auf dem Frauenklo begrüßte”; „Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, einen zweiten Tampon reingeschoben zu haben, ohne den anderen rauszunehmen” und „Ich schwöre, ich werde die Schlampe ausfindig machen und umbringen, die das Büroklo so zugesaut hat”. Das sind alles Dinge, die ich in den letzten Wochen bei Partys, in Bars oder beim Mittagessen gehört habe.

Bitteschön. Es tut uns leid, wenn wir dich etwas angeekelt haben. Jetzt weißt du aber wenigstens, warum deine Freundinnen manchmal still und komisch werden, wenn sie zusammen vom Klo in der Bar kommen.