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The Hopelessness Issue

Feiglinge erpressen Mädchen im Internet und treiben sie damit in den Tod

Eine weitere Abart sexueller Perversion greift im Internet um sich.

Photo by Andrew B. Myers

Letzten Oktober hat sich die kanadische Schülerin Amanda Todd in ihrem Elternhaus im kanadischen Port Coquitlam erhängt. Fünf Wochen vor ihrem Selbstmord hat sie noch ein Video bei YouTube hochgeladen, in dem sie erzählt, wie sie jahrelang im Internet von einem Kerl gemobbt wurde, der sie dazu nötigte, sich für ihn vor der Webcam auszuziehen. Er erpresste Amanda mit Nacktfotos und drohte, sie an ihre Familie und Freunde weiterzuleiten.

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Amandas Geschichte wurde in den Medien heftigst diskutiert und überall war von Cybermobbing die Rede. Cybermobbing kann einen so komplizierten Fall von sexueller Erpressung und Erniedrigung aber wohl kaum ausreichend beschreiben. Vor allem deshalb nicht, weil es sich im Fall von Amanda um einen Erpresser handelt, der eindeutig eine Vorliebe für junge Mädchen hat. Amandas Schicksal ist aber leider kein Einzelfall. In den dunkelsten Ecken des Internets haben sich mittlerweile ganze Netzwerke auf das Teilen und Sammeln von Bildmaterial nackter—und nicht allzu selten auch minderjähriger—Mädchen spezialisiert und widerliche Kerle geilen sich daran auf.

Video-Chat-Seiten im Internet wie blogTV oder Stickam werden immer beliebter und bieten einem breiten Publikum die Möglichkeit, über Webcam zu kommunizieren oder Videomaterial auszutauschen. Sportfans können auf blogTV die neuesten Spielergebnisse diskutieren, während Pädophile auf Chat-Seiten herumhängen, um auf junge Mädchen zu warten. Zu fast jeder Tageszeit kann man mittlerweile Chatrooms finden, in denen fünf oder sechs minderjährige Mädchen mit bis zu 100 anderen Teilnehmern gleichzeitig chatten. Pädophile durchsuchen systematisch die harmlosen Chatseiten und teilen ihre Links mit anderen Pädophilen auf Seiten wie Chateen oder Vichatter. Täglich lauern dort Dutzende perverser Scheißer und warten darauf, dass ihnen irgendwer einen Link zu einem Livestream schickt.

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Während meiner Recherchen habe ich zahllose Screenshots gesammelt, in denen User diese Mädchen als „Zielobjekte“ bezeichnen. Ist so ein Zielobjekt gefunden, melden sich die Voyeure in ihrem Chatroom an und hoffen darauf, dass sie sich früher oder später auszieht. Zeigt ein Mädchen tatsächlich etwas Haut, wird das unter den Usern als „Win“ bezeichnet und diese Perverslinge zögern keine Sekunde, sie dabei aufzunehmen oder Bildschirmfotos zu machen—natürlich ohne Einverständnis und Wissen des Mädchens. In der Szene sind diese Kerle auch als „Capper“ bekannt.

Das Ganze ist als gemeinschaftliche Arbeit zu sehen, wobei sich der Großteil der Szene auf das Teilen und Weiterleiten von Bildern und Videos konzentriert, die während dieser Webcam-Chats aufgenommen werden. Aktuell eines der beliebtesten Foren, um diese Fotos und Videos zu teilen, ist AnonIB (Anonymous Image Board). In diesem Forum werden die verschiedenen Screenshots in vielen kleinen Unterforen sortiert, die wiederum mit unterschiedlichen Webcam- Chatrooms verlinkt sind. Es gibt sogar verschiedene Foren für jeden Bundesstaat und für die unterschiedlichen kanadischen Provinzen. Die Pädophilen können so einen genauen Überblick über ihr Material behalten und ohne Probleme herausfinden, wo die Mädchen leben und auf welchen Seiten sie bevorzugt surfen. Das ausgeklügelte System geht sogar so weit, dass diese Kerle das Foto jedes x-beliebigen Mädchens hochladen können, um über die Community weiteres Material eben dieses Mädchens zu finden und gegebenenfalls zu tauschen.

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Nicht selten kommt es zu heftigen Diskussionen, welches Mädchen wohl am ehesten vor der Kamera masturbieren würde. Auf diese Art wurde quasi ein eigener Umschlagplatz aufgebaut, wo Fotos nackter minderjähriger Mädchen wie Sammelkarten ausgetauscht werden. Auf AnonIB gibt es sogar ein Forum, das speziell für Mobbing angelegt wurde. Seit Amandas Tod ist es allerdings nicht mehr öffentlich und kann nur mehr direkt mit der URL gefunden werden. Da es in diesem Forum allerdings nur wenige Einträge gibt, kann man darauf schließen, dass diese „Capper“ nicht zwangsläufig auch immer Erpresser sind. Diejenigen, die die Mädchen aber tatsächlich skrupellos erpressen und erniedrigen, um an ihr Material zu kommen, benutzen die Foren, als wäre es eine Anzeigenseite. Wenn ein User von einem bestimmten Mädchen gerne mehr Material hätte, stellt er ein Foto von ihr online und sucht sich auf den verschiedenen Foren den passenden Erpresser. Während meiner Recherchen bin ich auf einige Posts gestoßen, die deutlich klarmachen, wie verzweifelt manche User nach neuem Material suchen: „Wieso sind diese verdammten Erpresser immer so unzuverlässig? Ich hab mich bestimmt schon an sechs Kerle gewandt, aber bis jetzt hat mich jeder letztendlich hängen lassen. Die haben alle meine Mails ignoriert und den Deal einfach nicht eingehalten. Ich habe mindestens 10 Mädchen samt Fotos, Adressen und allem. Man könnte sie so einfach erpressen, aber ich finde keinen zuverlässigen Erpresser.“

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Auch Amanda wird in diesem Mobbing-Forum erwähnt. Ein User, der über ihren Selbstmord sehr aufgebracht war, beschimpfte dort die anderen User: „Ich hoffe, dass keiner von euch Amanda über diese Seite gekannt hat. Sie hat sich letzte Nacht umgebracht, weil sie anscheinend von jemandem erpresst wurde, Nacktfotos von sich zu schicken. Also genau das, was ihr Dreckskerle die ganze Zeit macht. Ihr solltet mal darüber nachdenken, was ihr Wichser hier eigentlich anstellt. Holt euch endlich richtige ,Wins‘ und hört auf, sie zu erzwingen.“

Noch viel abartiger als die Nachfrage nach zuverlässigen Erpressern und das Gerede über Amanda sind aber die Methoden und Strategien, mit denen die User gegen ihre Zielobjekte vorgehen. Neben dem Bild eines jungen Mädchens hat ein User beispielsweise vermerkt, dass sie Probleme mit ihren Eltern habe und wohl auch missbraucht wurde. Der User hatte zudem angegeben, dass ihr erst vor Kurzem ihr bezahltes Praktikum gekündigt wurde. Man könnte sie also schnell unter Druck setzen.

Ein anderer Kerl auf diesem Erpresser-Forum arbeitete für ein Hotel und war dort auch gleichzeitig als Computertechniker angestellt. Er prahlte damit, in dem Hotel eine Überwachungssoftware installiert zu haben, wodurch er persönliche Informationen über Gäste und „heiße“ Mitarbeiter sammeln konnte. Mit diesen Informationen erpresste er anscheinend die Leute und kam auf diese Weise an seine Nacktfotos. Ein anderer User, der offensichtlich das Facebook-Passwort eines Mädchens hatte, schrieb: „Ich habe bei ihren privaten Nachrichten ein Video gefunden, in dem sie strippt und sich fingert. Ich denke mal, dass sie das Video ihrem Freund übers Handy geschickt hat. Ich werde mich bei ihr einloggen und ihre eine Nachricht von ihrem eigenen Account schicken und sie dazu zwingen, mir 10 Nacktbilder und ein weiteres Video zu schicken. Andernfalls werde ich die Bilder und Videos an ihre Familie und Freunde schicken.“

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Es ist erschreckend, wie öffentlich diese Leute über ihre Machenschaften reden—und das nicht nur auf AnonIB. 2010 tauchte auf YouTube und Metacafe eine Show namens The Daily Capper auf. Die Show, deren Nachrichtensprecher animiert war, verwendete Filmmaterial der Kindersendung Crashbox, auf die einfach eine neue digitale Tonspur gelegt wurde. Neue Episoden der Sendung wurden fast wöchentlich veröffentlicht und thematisierten einerseits die Mädchen, die in Foren wie blogTV und Stickam auftauchten, andererseits aber auch die Capper und Erpresser selbst.

Viele Capper konkurrieren untereinander und schrecken nicht davor zurück, Nebenbuhler aus ihrer eigenen Community zu mobben. 2010 widmete sich eine Sendung des Daily Cappers speziell diesen Rivalitäten in der Szene und machte sich darüber lustig, indem Auszeichnungen wie „Erpresser des Jahres“ verliehen wurden. Diese fragwürdige Ehre wurde Kody1206 zuteil, der Capper, den Anonymous für Amandas Erpressung verantwortlich machte.

Offensichtlich herrscht zwischen den Cappern ein Wettstreit um die besten „Caps“ und Erpresserstorys. Amanda tauchte zum ersten Mal im Dezember 2010 bei The Daily Capper auf, als sie noch am Leben war. Der Nachrichtensprecher kommentierte ein Webcam-Video, in dem Amanda singend zu sehen war. The Daily Capper ist aller Wahrscheinlichkeit nach Urheber dieses Videos, was darauf schließen lässt, dass zumindest einer der Beteiligten des Daily Capper auch der Capper ist, der das Video von Amanda aufgenommen hat.

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Am 10. November 2012 dann, einen Monat nach Amandas Selbstmord und knapp ein Jahr nach der letzten veröffentlichten Sendung, [" target="_blank">brachte The Daily Capper eine ganze Episode anlässlich Amandas Tod raus.](http://<iframe width=) In dieser Sendung zeigt sich der Nachrichtensprecher überraschend moralisch, veröffentlicht Informationen über die Erpressung von Amanda, beschuldigt besagten Kody1206, für ihren Tod verantwortlich zu sein, und beschimpft die Medien und Polizei, da diese anscheinend nichts von Amandas Erpressung mitbekommen hatten. In der Sendung wurden auch Chat- Protokolle gezeigt, die eindeutig bewiesen, dass Capper Fotos von Amandas nackten Brüsten im Internet geteilt hatten.

Während meiner Recherchen habe ich den Produzenten der Sendung (er nennt sich auf Twitter „dc“) noch vor der Veröffentlichung seiner Sendung über Amanda kontaktiert. Um zu beweisen, dass er wirklich der Produzent des Daily Capper ist, schickte „dc“ mir eine Mail über den YouTube-Account der Sendung. Er erzählte mir, dass er die Videos gemacht habe, um die Öffentlichkeit vor dieser gefährlichen Szene zu warnen. Damit die Videos möglichst einfach zu finden seien, stellte er sie auf YouTube online.

Nichtsdestotrotz ist diese Szene kaum nachzuvollziehen und auch nur schwer zugänglich, und „dc“s harsche Vorwürfe gegen die Capper-Szene lassen vermuten, dass die Videos nur deshalb bei YouTube hochgeladen wurden, weil sie dort neben Milliarden anderer Videos kaum auffallen würden. Der Produzent der Sendung erzählte mir außerdem, dass er mit fast allen großen Namen der Szene Kontakt gehabt und so viel Zeit in ihren Chat-Räumen verbracht habe, dass er mittlerweile auch das Verhalten und die Sprache der Capper perfekt imitieren könne (natürlich um seine Videos so realistisch wie möglich zu gestalten). Angeblich wurde er erst auf die Capper-Szene aufmerksam, als er selbst in Chat-Räumen Kontakt zu Frauen in seinem Alter suchte. Nach eigenen Angaben ist er 19 Jahre alt, weswegen es gar nicht so abwegig ist, dass er, als er zwischen 2009 und 2010 die Capper-Szene durchforstete, selbst auch daran interessiert war, junge Mädchen nackt zu sehen. Das Bild, das er selbst von sich zeichnet, ist das eines Doppelagenten, der nur versucht, Gutes zu tun.

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Diese Gutmensch-Tour konnte ich ihm allerdings nicht mehr wirklich abnehmen, als er mir erzählte, dass er näher mit einem Capper namens „Viper“ befreundet war, der im letzten Capper-Video von jeglicher Schuld an Amandas Erpressung freigesprochen wurde. Angeblich wäre „dc“ vorher nie aufgefallen, wie alt dieser Viper tatsächlich ist. Als ich ihn darauf ansprach, wieso er überhaupt mit jemandem befreundet sei, der angeblich junge Mädchen erpresst, sagte er nur, dass dieser Kerl ja kein Erpresser, sondern eigentlich gegen Erpressung sei. In einer Sendung vom Dezember 2010 spricht The Daily Capper aber von Viper als „Vorbild von Kody1206“.

Erst vor kurzem wurde Kody1206 als der 19-jährige Kody Maxson identifiziert, der sich momentan in British Columbia wegen sexueller Nötigung und Sex mit einer Minderjährigen (was aber—soweit ich das beurteilen kann—nicht in Verbindung mit seinen Aktivitäten als Capper steht) vor Gericht verantworten muss. Nach unserem Gespräch hat mir „dc“ ein animiertes Video vom Dezember 2010 geschickt, in dem er aufdeckt, wie Viper an Bilder einer gewissen Verica kommen wollte (angeblich die Nichte von Vipers Freundin). Das Video karikiert Viper als Kim Jong-Il, der erzählt, dass ein 15-jähriges Mädchen jeden Tag vor ihm masturbieren würde. In dem Video erklärt Viper feierlich, dass sein Leben nicht besser sein könnte. Im Verlauf des Videos findet Viper allerdings heraus, dass ein unbekannter Capper die Nichte seiner Freundin erpresst und dass Screenshots von ihr bereits im Internet in Umlauf wären und von Cappern geteilt würden. Im Video führt er einen Rachefeldzug gegen diese Capper, den er auch gewinnt.

Als ich ihn darauf ansprach, wieso er Viper in seinem Video so stilisierte, erklärte er nur, dass Viper dabei geholfen habe, solche Foren zu schließen. Zu diesem Zweck habe er vorher versucht, Viper einen gewissen Ruf unter Cappern aufzubauen, damit dieser mehr Screenshots von Mädchen sammeln konnte. Im Gegenzug hätte Viper den Daily Capper dabei unterstützt, die kriminellen Foren zu schließen. Obwohl ich in den letzten Monaten viel Zeit in der Capper-Szene verbracht habe, ergibt diese Geschichte einfach keinen Sinn für mich. Ich finde es sogar ziemlich absurd, dass „dc“ schon im Dezember 2010 von Amandas Erpressung wusste und trotzdem nichts unternommen hat. Zwei Wochen, nachdem er das Video anlässlich Amandas Tod veröffentlichte, habe ich ihn darauf angesprochen, warum er das Video so lange zurückgehalten habe. Er erwiderte nur, dass es ihm leid täte und dass sein Verhalten falsch war. Anscheinend hatte er sich nicht dazu imstande gefühlt, irgendetwas zu unternehmen, konnte mir aber auch keine logische Erklärung für sein Nichteinschreiten geben.

Neue Gesetze sind zwar nicht die Lösung des Problems, aber dennoch müssen schnell ernsthafte rechtliche Schritte gegen diese Kerle eingeleitet werden. Vor allem müssen wir aber die Art überdenken, wie mit diesen Pädophilen in der Öffentlichkeit umgegangen wird. Statt die Täter zu bestrafen, müsste Cybermobbing von vornherein verhindert werden. Um das durchzusetzen und diese Widerlinge wirklich zur Strecke zu bringen und ihnen hoffentlich auch die Behandlung zu ermöglichen, die sie brauchen, sind allerdings eine ganze Menge internationaler Gesetze und Richtlinien nötig. Leider waren all meine Versuche, mit Sergeant Peter Thiessen, dem Hauptzuständigen im Fall Amanda Todd, zu sprechen, erfolglos. Stattdessen habe ich mit Dr. Fred Berlin gesprochen, der die John- Hopkins-Klinik für sexuelle Störungen gegründet hat. F

red hat sich auf die Resozialisierung von Pädophilen spezialisiert und wollte gleich zu Beginn klarstellen, dass Pädophile nicht automatisch einen Hang zur Erpressung haben. „Pädophilie“, so Fred, „ist nur eine andere Art der Sexualität. Ein Pädophiler neigt nicht mehr oder weniger dazu, andere zu erpressen, wie ein Hetero- oder Homosexueller. Ich möchte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass Pädophilie automatisch mit dieser Art erpresserischen Verhaltens zusammenhängt. Man muss verstehen, dass Pädophilie eine sexuelle Orientierung ist und dass sich kein Mensch seine Neigung aussuchen kann. Es braucht sicherlich keinen Psychologen, um zu verstehen, dass sich kein Mensch ernsthaft wünscht, auf Kinder zu stehen. Es ist einfach eine Frage der Genetik. Es gibt schließlich auch genug Pädophile, die sich ihrer gefährlichen Neigung bewusst sind und ihre sexuellen Bedürfnisse kontrollieren möchten. Leider ist die öffentliche Reaktion auf Pädophile so schlecht, dass sich viele gar nicht erst trauen, Hilfe zu suchen. „Wir benutzen das Wort Pädophilie“, so erklärte mir Fred, „nicht im eigentlichen medi-zinischen Sinne. In unseren Köpfen verbinden wir damit Menschen, die wir für widerwärtig und schlecht halten. Das trägt sicherlich nicht dazu bei, dass Pädophile in der Öffentlichkeit als Menschen gesehen werden, die sich mit ihren Neigungen herumquälen und professionelle Hilfe brauchen. Für viele mag das wie Ketzerei klingen“, so Fred, „aus meiner Sicht als Mediziner gibt es aber viele Menschen, die von Grund auf anständig sind, aber eben einfach professionelle Unterstützung brauchen, um ihre Bedürfnisse zu kontrollieren.“ Durch die Anonymität des Internets können Pädophile mittlerweile aber sehr leicht verbergen, wer sie wirklich sind. In ihrem Video berichtete Amanda davon, dass ihr Erpresser sie für „wunderschön“ und „perfekt“ halte, was wohl dazu beigetragen hat, dass sie sich für ihn auszog.

Amandas Mutter Carol erzählte mir, dass sie eine sehr enge Beziehung zu ihrer Tochter gehabt habe. Als Amanda bereits erpresst wurde, hätten sie anscheinend oft darüber gesprochen, wie gefährlich Amandas Aktivitäten im Netz sein können. Carol kannte The Daily Capper und wusste auch über die Capper-Szene Bescheid, in der ihre Tochter unwillentlich zu einem Star geworden war. Sie hatte der Polizei sogar Links zukommen lassen (die ihr wiederum über einen anonymen Facebook-Account gesendet wurden), die auf die Foren verwiesen, in denen Pädophile über Amanda redeten. Trotz all dieser Beweise wurde im Fall Amanda bis heute noch niemand angeklagt.

Ich habe mit Carol über die Möglichkeiten gesprochen, wie man auf dieses Problem aufmerksam machen könnte. „Ich hatte eine Tochter“, so Carol, „und ich weiß, dass die Leute denken, dass wir Amanda vernachlässigt haben. Ich habe oft mit ihr über ihr Verhalten gesprochen, sie hat mir immer bei allem zugestimmt. Aber sie war ein Teenager, und Mädchen in diesem Alter sind leider nun einmal unberechenbar.“ Und auch Fred stimmt der Tatsache zu, dass man Teenagern einfach nicht vorschreiben kann, was sie tun und lassen sollen: „Wir stehen vor einer enormen Herausforderung. Was diese Leute tun, ist offensichtlich falsch und es ist nicht die Schuld des Kindes. Unsere Kinder sollten erst gar nicht in so eine Situation geraten können, in der sie nicht mehr offen sagen können, was wirklich in ihnen vorgeht. Viele Kinder, die sich sexuell auf einen Erwachsenen einlassen, hegen wirklich Gefühle für diese Menschen. Wir müssen unseren Kindern dabei helfen zu verstehen, dass das, was dieser Erwachsene getan hat, falsch ist, aber nicht alles eine Lüge war. Denn vielleicht hat der Pädophile das Kind wirklich gern gehabt. Es ist nicht einfach, diesem Thema politisch korrekt gegenüberzutreten.”