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Ein Wirt in Bielefeld schmeißt eine verschleierte Frau aus seinem Biergarten

Auf der Facebook-Seite des Lokals bricht ein Shitstorm los. Aber der schlägt nach kürzester Zeit ins Gegenteil um.

Foto: Peter Chovanec | Flickr | CC BY 2.0

"Mein Haus, meine Regeln." So einfach ist die Rechnung für den Wirt des Lokals Seekrug in Bielefeld. Vergangenen Samstag hatte er eine verschleierte Frau seines Biergartens verwiesen, als diese sich ihm und seiner Frau gegenüber weigerte, das Gesicht zu zeigen. Der Vorfall ereignete sich kurz vor einem Fest im Biergarten, zu dem bis zu 1.000 Gäste kommen.

So kurz vor einer großen Feier war dem Wirtspaar Christian und Rita Schulz unwohl gewesen, eine Nikab tragende Frau an einem ihrer Tische zu sehen: "Es waren schon ein paar hundert Leute da, als zwei Frauen mit einigen Kindern auftauchten. Die eine Frau war komplett schwarz gekleidet. Nur ihre Augen waren durch einen Schlitz zu sehen", so Christian Schulz gegenüber dem Westfalen-Blatt.

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In der Stadtbahn oder der Fußgängerzone müsse er vollverschleierte Frauen hinnehmen. "Aber nicht in meinem Lokal. Ich möchte meine Gäste sehen." Deshalb habe er die Frau gebeten, ihr Gesicht offenzulegen. Im Gegenzug fragte ihn die Aufgeforderte, ob er eine Textilallergie habe und wollte mit dem Wirt über die Situation diskutieren: "Das tue ich aber grundsätzlich nicht, wenn ich Leute vor die Tür setze, zum Beispiel erkennbare Neonazis", so Schulz. Auch Gäste in Kleidung der Marke Thor Steinar oder bekleidet mit anderen Insignien der Neonaziszene habe er schon mal rausgeworfen, erklärt der Wirt gegenüber der Neuen Westfälischen.

Nach einem kurzen Disput verließ die Frau das Lokal, Schulz dachte, die Angelegenheit wäre damit erledigt. War sie nicht. Kurze Zeit später brach ein Shitstorm auf der Facebook-Seite des Seekrugs aus. Als "rassistisch", "ausländerfeindlich" oder "menschenverachtend" wurden der Wirt und sein Lokal bezeichnet, insbesondere unter zwei seiner Posts entfachten sich hitzige Diskussionen. Mittlerweile hat Schulz beide Posts gelöscht und folgende Erklärung nachgesetzt:

Zudem versucht der Wirt, sich vor dem Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit mit der Aktualisierung seines Facebook-Profilbildes zu wehren, auf dem er mit seinem ghanaischen Küchenchef Georg Amaning zu sehen ist.

"Wir beschäftigen Menschen aus der ganzen Welt: aus Ghana, der Türkei, Ägypten, der Ukraine, Polen, Pakistan, Portugal", so Schulz gegenüber der Bild. Ob er all die Polen, Ukrainer und Türken aus reiner Ausländerfreundlichkeit eingestellt hat und nicht, weil sie eventuell auch billige Arbeitskräfte sind, sei mal dahingestellt. Auf der Facebook-Seite des Lokals bekommt der Wirt für seine Aktion jedenfalls immer mehr den Rücken gestärkt. Viele Kommentatoren verweisen darauf, dass der Gastronom sein Hausrecht geltend gemacht habe. Andere argumentieren, dass hier eine Person aufgrund ihrer Religion diskriminiert wurde. Allerdings schießt die Pro-Schulz-Fraktion mittlerweile in ihrer "Argumentation" leicht über das Ziel hinaus, wie ihr jetzt bei unseren Kollegen bei Munchies nachlesen könnt.