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Reisen

Alle Backpacker, die du je im Hostel treffen wirst

Tu dir selbst einen Gefallen und mach einen Bogen um alles, was einen Fedora trägt.

Foto: Ender Suenni

Diesen Sommer werden sich Scharen von privilegierten westlichen Menschen ihre Rucksäcke anschnallen und in die große weite Welt hinausziehen. Manche werden ihren Abschluss feiern, andere werden versuchen, ihre katastrophalen Abschlussprüfungen zu vergessen und wiederum andere werden darauf aus sein, die existentielle Leere mit Trance-Partys und schrittzerstörenden Geschlechtskrankheiten zu füllen.

Nachdem du ein Jahr damit verbracht hast, das nötige Kleingeld zusammenzukratzen, ist es also endlich Zeit, mit deinen paar Kleidungsstücken, einer Ausgabe von Kerouacs Unterwegs und einer etwas zu optimistischen Anzahl Kondome in den Sonnenuntergang zu stolzieren. Egal auf welchem Kontinent du dir nun auf beste Lonely Planet-Art deinen Weg bahnst, du wirst zweifelsohne Hunderten anderen jungen Entdeckern begegnen, die zufällig exakt dieselbe Reiseroute haben wie du. Klar ist es schön, ein bekanntes Gesicht zu sehen, doch du musst sehr selektiv mit den Freigeistern sein, an die du dich dranhängst. Oft stellt sich der nette portugiesische Crust-Punker, der seine Läuse mit dir geteilt hat, hinterher als Schmarotzer raus, dessen einziges Ziel es ist, dein letztes Geld für ein gebrauchtes Feuerpoi-Set auszugeben. Du kannst dich auch nicht in Sicherheit wähnen, nur weil du einen Freund oder eine Freundin von zu Hause mitgebracht hast—wie die Ehe deiner Eltern nur zu deutlich demonstriert, kann absolut jeder deine Geduld auf die Probe stellen, wenn du nur genug Zeit mit ihm verbringst.

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Um solche Warnungen kommst du nicht herum. Aber du wirst bei deiner Weltenbummelei auch ein paar Verbündete brauchen, selbst wenn sie nur dem Zweck dienen, dich davon abzuhalten, jeden Abend niedergeschlagen in deinem Hostel-Stockbett zu masturbieren. Wenn du schon den ganzen Sommer mit einem Haufen Fremder verbringst, dann ist es sehr wichtig, die Arschlöcher vom Weizen zu trennen. Damit du all diese Rucksack schleppenden Menschen besser nach ihrem Ersteindruck beurteilen kannst, haben wir eine Liste der Typen zusammengestellt, denen du auf deiner Reise vermutlich begegnen wirst.

Australische Rucksacktouristen

Proto-Australier Corey Worthington. Screenshot via YouTube

Wenn du jemals in Sydney gewesen bist, dann weißt du auch, dass es so gut wie unmöglich ist, Australier von Amerikanern und Europäern zu unterscheiden. Doch wenn Aussies in ein Flugzeug steigen, dann kommen aus irgendeinem rätselhaften Grund sofort die Neon-Sonnenbrillen, Haizahn-Halsketten und Nippelpiercings zum Vorschein.

Vielleicht hat es damit zu tun, dass sie diese Dinge langsam aber sicher zu einem Teil ihres kulturellen Erbes machen wollen, sodass in ein paar Jahrhunderten Neon-Sonnenbrillen für Australier so sein werden wie Holzschuhe für Niederländer oder Baskenmützen für Franzosen. Ich schätze, irgendwo muss man schließlich anfangen, um eine nationale Identität zu erschaffen, die über Kängurus und Hüte mit Korken dran hinausgeht. Aber ist das wirklich der richtige Weg? Australien: Nur weil es diese Klischees gibt, müsst ihr nicht auch versuchen, sie zu erfüllen.

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Weltverbesserer

Versteh mich nicht falsch, ich finde es bewundernswert, dass du dich dazu entschlossen hast, im Alleingang gesellschaftliche Missstände aus der Welt zu schaffen, indem zu zwei Wochen lang in einem nepalesischen Affenheim Fäkalien schaufelst. Ich gebe gerne zu, dass die Welt ein sehr viel besserer Ort wäre, wenn es mehr linksgerichtete, vor Mitleid zerfließende Geisteswissenschaftsstudierende gäbe.

Leider wird es trotz allen guten Absichten nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bleiben, dass du Ölrückstände von Schildkröten schrubbst—der heiße Stein ist in diesem Fall ein riesiger Felsbrocken aus weltweitem Hunger, materieller Ungerechtigkeit, Gewalt, institutioneller Diskriminierung, Sklavenarbeit und globaler Erwärmung. Mach ruhig weiter damit, aber vielleicht kannst du die Angeberei ja ein wenig zurückschrauben?

Rucksacktouri-Dudebros

Foto vom Autor

Der Rucksacktouri-Dudebro wirkt oft erst mal wie ein netter Kerl. Er ist gut gelaunt, freundlich und, was am allerwichtigsten ist, er hat jede Menge Sportzigaretten, die er freimütig mit dir teilt—eine Tatsache, die auf wundersame Weise seinen Sonnenschutz-Fedora akzeptabel werden lässt.

Leider wird seine Entscheidung, jeden zweiten Satz mit „dhuuuude" zu beenden, dir schon bald auf die Nerven gehen. Genau wie seine Unfähigkeit, über etwas anderes als die mangelhafte Qualität des örtlichen Haze oder seine beeindruckenden Talente am „Didge" zu sprechen.

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Schlechtgelaunte Backpacker

Sehen wir's ein, das Leben im Hostel kann furchtbar sein: das widerliche Gefühl, beim Duschen von den Zehennagelresten eines andere Menschen an der Fußsohle gekitzelt zu werden, der Geruch deines Handtuchs, nachdem du es noch nass in deine Tasche gestopft hast. Weil du dein ganzes Budget für das „volle Tauchpaket" ausgegeben hast, wird dein Frühstück aus einer erbärmlichen Scheibe des welttrockensten Brotes und gerade genug Kaffeepulver für eine Tasse saures, braunes Wasser bestehen.

Klar, diese Dinge kommen schon Verbrechen an der Menschheit gleich, aber sie geben dir noch lange nicht die Erlaubnis, für immer übelgelaunt zu sein.

Der sorglose Optimist

Das komplette Gegenteil des schlechtgelaunten Rucksacktouris. Der Optimist oder die Optimistin trägt durchgehend ein großes Grinsen im Gesicht. Diese Person ist so scharf darauf, alles zu sehen, was die Stadt zu bieten hat, dass sich gelegentliche enthusiastische Hüpfer in ihren Gang schleichen. Sie behandelt jeden Bäckereibesuch wie die Entdeckung eines lange vergessenen Tempels und begrüßt alle Einheimischen, als seien sie langjährige Freunde.

Der Optimist wird nicht zögern, dich zu fragen, ob du den nahegelegenen Berg erklommen, das unterirdische Museum besucht, die Schmetterlings-Exkursion mitgemacht oder dir ein Penis-Futteral aus einer Kalebasse hast maßschneidern lassen. Wenn du versuchst zu erklären, dass du erst seit drei Tagen in der Gegend bist, wird er dir sagen, dass er erst vor zwei angekommen ist. Wenn du hungrig bist, wird der Optimist dir ein einheimisches Gericht empfehlen, von dem er behauptet, es sei sein Lieblingsessen. Das Essen mag vielleicht wirklich lecker sein, aber die nervenaufreibende Freude des Optimisten hat einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

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Der Einsame Alte Reisende

Nach mehreren gescheiterten Ehen und ein paar erfolglosen Geschäftsideen ist dem Einsamen Alten Reisenden (EAR) klargeworden, dass sein Leben etwas Bedeutsameres braucht als seine wöchentlichen Solo-Abendessen im Bistro an der Ecke. Der EAR verbringt sechs Monate des Jahres damit, sich genug Geld zusammenzuarbeiten, um diese Entdeckungsreisen zu finanzieren, und verbringt dann nochmal so viel Zeit damit, von ihnen zu schwafeln.

Der Einsame Alte Reisende ist in der Lage, dir wochenlange Geschichten zu erzählen, von „Eskimos", denen er begegnet ist, und von Elchen, die er eigenhändig erschossen, gehäutet und gegessen hat. Er ist die Art von Person, die ihre Rotweinnase plötzlich an deinem Tisch niederlässt, wenn du gerade den Mut aufgebracht hast, den heißen Kanadier aus deinem Schlafsaal anzusprechen. Sekunden, bevor dein Geduldsfaden komplett zerfasert und reißt, wird er sich wieder auf die Socken machen. Was irgendwie schade ist, denn aus einem unerklärlichen Grund wird er dir fehlen.

Party-Bros

Du hast endlich dein Paradies gefunden. Du siehst zum makellosen blauen Himmel auf, gerahmt von sanft in der Brise wedelnden Palmwedeln … und hörst einen Rhythmus. Oder ist es ein Beat? Oder eine Art … Gesang? Plötzlich erkennst du die skandierten Worte. „Let's go fucking mental! Let's go fucking mental!" Die „Lads" sind hier, scheinbar schon mit einem vorsorglichen Sonnenbrand, ein Rudel schwitzendes, gerötetes Fleisch in einschüchternd pastellfarbenen Shorts.

Du versuchst, jeglichen Augenkontakt zu vermeiden und so zu tun, als würdest du ihre Sprache nicht verstehen. Du bist entschlossen, mit der einheimischen Kultur zu verschmelzen. Doch es ist zwecklos. Sie haben es irgendwie geschafft, einen 24er-Pack Carlsberg mitzubringen. Die seltsamen Cocktails in Kokosnussschalen waren anfangs noch nett, aber du hast den Verdacht, dass sie an deinem Durchfall schuld sind, und würdest für so ziemlich jedes Dosengetränk jemanden ermorden. Einer von ihnen hat sogar Sportfernsehen auf seinem Handy und lacht damit den internationalen Roaming-Gebühren ins Gesicht.

Gib nach. Geh zu ihnen rüber. Lass ihr kaum verständliches Lallen über dich hinwegspülen. Du kannst genau so gut später mit ihnen Rauschmittel aus Eimern konsumieren. Ist ja ohnehin nicht so, als gäbe es im Paradies besonders viel zu tun.