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Die schlimmsten Souvenirs aus Wien

Wien ist viel mehr als Sisi, Klimt und der Känguru-Schmäh. Wien ist nämlich auch Schnitzel, Kondome und Glitzer.
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Es ist so eine Sache mit Souvenirs. Während ihre Aufgabe eigentlich darin besteht, Orte nach außen hin zu repräsentieren und ein möglichst ansprechendes Abbild von ebendiesem weiterzutragen, bringen sie in der Realität meist das Hässlichste an einer Stadt zum Vorschein. Sie sind die tiefschwarze Seele, der unschöne Teil einer viel zu oft erzählten Vergangenheit.

Es ist schon faszinierend, wie man die Wahrzeichen der Stadt, in der man wohnt, nie so wirklich schätzen kann. So wie viele Pariser vom Eiffelturm regelrecht angewidert sind, haben die meisten Wiener einfach kein Verständnis mehr dafür, bei jedem Gang über den Stephansplatz an hunderten Steffl-Fotos vorbeilaufen zu müssen. That old thing? Schrecklich.

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Touristen hingegen finden in Paris nichts geiler als den Eiffelturm. Deshalb kauft man dort auch Miniatur-Versionen davon und nimmt sie anschließend mit nachhause, nur um andere daran zu erinnern, dass sie nicht in Paris waren. Genau so wie man aus London irgendwas mit dem Union Jack oder der Queen drauf mitnimmt. Zum Beispiel Magneten. Oder Shotgläser. Und diese wertvoll aussehenden Löffel, die Omas immer sammeln. Und Porzellan, so viel Porzellan.

Dabei sind Souvenirs in den seltensten Fällen wirklich ansehnlich. Vor allem die Andenken aus Wien, die den ewigen Känguru-Witz immer noch feiern und Sisi als eine Art Gottheit verehren, liefern einander ein ständiges Rennen um das schirchste Mitbringsel Österreichs.

Schneekugeln

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Hier sehen wir ein Beispiel für eine proportional einwandfrei umgesetzte Schneekugel. Auf den ersten Blick mag die Kaiserin nebst den Bauwerken etwas unverhältnismäßig erscheinen—was aber nicht jeder weiß: Sisi war bekannt dafür, größer als der Stepahansdom und das Wiener Riesenrad zu sein.

Abgesehen von der maßstabsgetreuen Abbildung hat sich diese Schneekugel einen Platz unter den schlimmsten Wien-Souvenirs verdient, weil sie nun mal ist, was sie ist: Eine Schneekugel.

Disney-Sisi

Weiters war Sisi nicht, wie bislang angenommen, eine leicht wahnsinnige Kaiserin mit Anker-Tattoo und Hang zu Depressionen—sondern eine Disney-Prinzessin, wie diese Schildkappe beweist. Dem Schlafzimmerblick ihres Ponys nach zu urteilen dürfte Sisi, ähnlich wie ihre Kolleginnen, auch die Fähigkeit besessen haben, auf einer gewissen Ebene mit Tieren zu kommunizieren.

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Klimt

Nichts ist heilig wenn es um den Tourismus geht. Wiener Souvenir-Händler schrecken zumindest nicht davor zurück, Klimt-Gemälde für alles, wirklich alles (auch Kondome) zu missbrauchen. „Der Kuss" als Christbaumkugel? Geht sich aus. Auch wenn das Endergebnis dann eher an Blähungen denken lässt.

Kondome

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch Verhütungsmittel ihren Weg in die Souvenir-Abteilung finden sollten. Vor allem auf Aufriss im Travelshack besticht das „I Love Vienna"-Kondom mit seinem kosmopolitischen Charme und dieser kleinen herzförmigen Missbildung, die sich wie ein Herpes-Bläschen aus dem großen Herz herauswölbt.

Verwunderlich ist, dass hier bislang noch niemand auf den Witz mit dem Stephans(Kon)dom gekommen ist. Gern geschehen, humorvolle Präservativ-Industrie.

Das hier

Das ist mir echt einfach zu arg. Nicht mal die Mädchen in meiner Hauptschul-Klasse hätten sich über diese Kappe getraut. Und glaubt mir, deren Pullis gingen damals in eine verdammt ähnliche Richtung—wir reden hier von Sachen auf Ed Hardy-Level. Aber kein mit Glitzersteinchen besetztes Tribal-Leiberl und keine Von Dutch-Kappe dieser Welt kann diesem Ding auch nur annähernd das Wasser reichen. Ich möchte gar nicht erst wissen, wer dafür mal in die Hölle kommt. Unter „Romantic Pattern Style" verstehe ich zumindest etwas anderes. Ich weiß zwar nicht was, aber sicherlich nicht das.

Magneten

Was viele nicht wussten: Beethoven war in Wahrheit eine Dragqueen. Und keine besonders gute. Fans können diesen Magneten als Andenken in gefühlt jedem zweiten Geschäft auf der Kärntner Straße ergattern—und das obwohl Beethoven gebürtiger Deutscher war.

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Magneten sind als Mitbringsel eigentlich gar nicht so ungeeignet. Zum einen, weil sie kaum Platz wegnehmen, und zum anderen, weil man beim stündlichen Kühlschrank-Gang immer wieder an die eigene Vorliebe für trashigen Kitsch erinnert wird. Akzeptiert eure Geschmacklosigkeit, nehmt sie an und lernt, sie zu lieben.

Auf diesem besonders ansprechenden Sujet lässt sich bei genauerer Betrachtung ein Schnitzel ausmachen, das mit ein bisschen Fantasie wohl an die Silhouette des Stephansdoms erinnern soll. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein komisch geformtes Schnitzel—ein Wiener Schnitzel.

Die Zitronenspalte lässt derweil viel Spielraum für Interpretationen zu. Die Sonne? Meteorit? Der heilige Geist? Zusammen mit dem eleganten Schriftzug, neben dem sogar WordArt noch irgendwie fetzig aussehen würde, ergibt sich ein stimmiges Ganzes, welches das Wesen von Wien ironischerweise ziemlich gut begreift. So gut, dass es einen Kühlschrank-Magneten wert ist.

Shirts

Zwar wird innerhalb der Stadtgrenzen noch der Slogan „Wien ist anders" kommuniziert, auf internationaler Ebene gibt es jedoch schon längst einen modernisierten Claim in englischer Sprache, der auch eine Bro-affine Zielgruppe erreichen soll: „Awesome City".

Der Untertitel „Legendary Mayor" fehlt hier zwar, ist jedoch auf den offiziellen Postern zu sehen, „Blue Danube" als Beisatz wurde der Authentizität wegen inzwischen auf „Brownish Green Danube" geändert. Die Kampagne entstand in Zusammenarbeit mit den T-Shirt-Designern von Vögele. Aber ernsthaft: Wie hart muss man Wien lieben, um so was zu tragen?

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Wie man sieht, reicht Carmen Geiss' modischer Einfluss weit über die Grenzen von Deutschland und Mallorca hinaus. „Vienna Queen", in all seiner strassbesetzten Pracht, verkörpert all das, was einen mustergültigen Proll-Touristen ausmacht. Tragischerweise ist das aber auch genau die Art Shirt, in dem Tante Ilse während ihres Wien-Ausflugs Aperol-Spritzer trinken gehen würde.

Diese komischen Taschen

Die Frage nach dem Ursprung dieser legendären Beutel beschäftigt mich die bereits längste Zeit meines Lebens. In jeder verdammten Hauptstadt scheinen diese Taschen, auf denen einfach wiederholt der Name der Stadt und/oder die Namen der jeweiligen Sehenswürdigkeiten draufgeklatscht sind, ein Bestseller zu sein.

Gleichzeitig habe ich, abgesehen von meiner alten Religionslehrerin, noch nie jemanden gesehen, der tatsächlich eine solche trägt. Trotzdem kann man davon ausgehen, dass sie sich recht ordentlich verkaufen. Bleibt die Frage: Wieso?

Schlüsselanhänger

Ja. Einfach ja. Gemessen an der Länge der Bänder, ginge sich entweder nur ein Kinderarm oder ein sehr dicker Finger aus. So ist es halt ein glitzernder Schlüsselanhänger. Ein Doppeladler—im österreichischen Tourismus immer wieder als eine Art Symbol der Habsburger präsent—erledigt den Rest. So falsch, dass es richtig ist. Ein Traum.

Ich wette, dieses Ding profitiert hauptsächlich von Männerrunden und Klassenfahrten. Im Hintergrund: Der Stephansdom, wie Wiener ihn sehen. Ein lustiges, buntes Zeichentrick-Haus. Vorne: Wiener, wie Touristen sie sehen. Kiffen und Bier—Vienna in a nutshell.

Franz auf Twitter: @FranzLicht