FYI.

This story is over 5 years old.

Bis so guet

König Roger rettet bald die Welt

Klimaszenarien und Wirtschaftsprognosen sind egal: Die Welt wird gerettet, wenn Federer dafür ist.

Foto von Darren Johnson; Flickr; CC BY 2.0

Quizfrage: Wer ist der beliebteste Schweizer aller Zeiten? Wer der unangefochtene und grösste König der Eidgenossenschaft? Und: Wer darf wirklich für jede erdenkliche Scheissfirma dieses Landes sein Gesicht hinhalten, ohne dass auch nur irgendjemand die Nase rümpfen würde? Okay gut, das war einfach. King Roger. Roger Federer. Who else?

Andere Frage: Hast du je schon irgendwo einmal ein negatives Wort über Roger Federer gehört oder gelesen? Und ich rede jetzt nicht von der über drei Meter hohen Kinderrutsche, die er sich in den Garten gestellt und damit seinem Nachbarn die Aussicht auf die Berge versperrt hat.

Anzeige

Foto von Patrik Tschudin; Flickr; CC BY 2.0

Und ich meine auch nicht die Kritik nach seinen jüngsten sportlichen Niederlagen. Ich spreche von Kritik an der Werbeikone Roger Federer, vom Imperium Roger. Gab es da je eine einzige kritische Zeile? Pustekuchen. Federer darf einfach alles—Kritik an ihm scheint in diesem Land tabu zu sein. Kaum ein Bahnhof, in dem er nicht von riesigen Plakaten heruntergrinst und uns für irgendwelche Finanzprodukte begeistern will. Kein Winkel dieser Erde, in dem man nicht auf King Roger angesprochen wird. „You are from Switzerland? Oh nice. Rolex and Roger Federer, right?" Yo, genau. Bin ich eigentlich der einzige, dem das auf den Sack geht?

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich mag diesen Typen. Er ist mir irgendwie sympathisch. Roger ist ein grossartiger Sportler und ein bestimmt noch viel tollerer Familienvater. Doch ich bin überzeugt: Da geht noch mehr. Denn auf den fleischgewordenen Tennismessias wartet nach der Sportkarriere eine noch viel wichtigere Aufgabe.

Roger Federer schreibt sich nichts anderes auf die Fahnen als die Rettung der Welt. Warum Federer? Dieser Typ kann den Menschen einfach alles verkaufen, warum also nicht auch die Rettung der Planeten? Wer sonst könnte charmanter und vertrauensvoller vom Klimawandel oder der Überfischung der Meere erzählen als Everybody's Darling Roger?

Foto von Elliott Brown; Flickr; CC BY 2.0

Federer legt los wie die Feuerwehr und trennt sich in einem ersten Schritt von all seinen Sponsoren. Nike, Lindt & Sprüngli, Mercedes-Benz. Alle weg. Nicht zu vergessen die die von einem US-Gericht verurteilte Credit Suisse. Federer erzählt, dass es ein Fehler war für diese Firmen zu werben und dass er heute aus moralisch nicht mehr hinter diesen Produkten und Marken stehen könne.

Anzeige

In einem weiteren Schritt erklärt Federer der Schweizer Illustrierten, wieso er nur noch für fairen Kaffee, Elektroautos und alternative Banken werben will. Alle würden sie ihm zuhören und Federer erzählt es jedem, der es hören will.

Foto von: U.S. Army; Flickr; CC BY S.A 2.0

Er rennt von Talkshow zu Talkshow, von Zeitung zu Zeitung und verkündet überall das gleiche: die Versicherungen und Banken sind doof und sowieso sollten wir jetzt unser Leben subito ändern.

Federer als Systemkritiker! Alle würde aufhorchen. In den Kindergärten, Schulen und Kantinen dieses Landes wird zwischen Eierbrötli und Gipfeli nur noch über nachhaltig produzierte Handys und faire Turnschuhe gesprochen. Darum, lieber Roger, falls du dies lesen solltest: Wer, wenn nicht du? Ich glaube an dich. Du kannst es schaffen. Einmal mehr. Game, Set, Match—Federer!

Da König Rogers Weltretter-Engagement noch etwas auf sich warten lässt, geniessen wir das Wochenende:

Am Donnerstag schauen wir an der Poetry Slam-Schweizermeisterschaft, ob es noch irgendwelche lebendigen Slampoeten gibt und suchen uns am Modeflohmarkt ein neues Paar Schuhe aus, um danach im Kofmehl das wallende Haar von Skor zu bewundern.

Am Freitag gehen wir zum Squatter-Mittagstisch an der Schanzenstrasse, trinken beim Beer Tasting in der BAR 3000 das, was wir am besten können. Falls an der Poetry Slam-Schweizermeisterschaft nicht alle grauhaarig waren, schauen wir uns später noch die Ausscheidungen an oder sind "all night long" bei Manamana im Hinterhof.

Am Samstag gehen wir an die URSL Night in der Zukunft, zu Bill Patrick in den Nordstern, zu Einsteins ins Kinski oder krächzen im Coq.