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Popkultur

It's still real to me, damn it! Die VICE Wrestling-Kolumne

Wrestling und VICE - gut geölter Scheiß!

Dieses Foto trägt den Titel The Art Of Ass Painting und auch, wenn ich nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ob es eher am Sprudel in meiner Blutbahn oder der Endlosbeschallung mit I Fink U Freeky über meine unbarmherzigen Kopfhörer liegt, habe ich doch das vage Gefühl, dass dieses Bild wie kein zweites die Stimmung nachzeichnet, in der man sich befindet, wenn man gerade Journey 2: The Mysterious Island mit Dwayne "The Rock" Johnson gesehen hat.

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Das klingt vielleicht komisch, weil Arschbemalungen ja nicht per se etwas Schlechtes sind – und Journey 2 eben schon. Aber unabhängig davon, ob gut oder schlecht, dominiert doch bei beidem vor allem eines: Dieses ungute Gefühl totaler Beschämung, wenn man sich kurzfristig vorstellt, dass einem andere dabei zusehen und man sich eigentlich nur fragt, warum man sich das alles überhaupt antut. In meinem Fall ist die Antwort natürlich einfach. Als Wrestling-Fan habe ich bei der letzten Großveranstaltung Elimination Chamber (oder wie ich es nenne: Das Pay-Per-View, das bitte niemals war) den Trailer zu dem Film gesehen, in dem The Rock mit seinen Brustmuskeln Ping-Pong spielt.

Meine Entscheidung war damit gefallen, mein Schicksal besiegelt und mein Gang ins Kino unvermeidlich. Wie jeder andere ehrbare Bürger, dessen beide Hirnhälften nicht unter Gewalteinwirkung voneinander getrennt wurden, wusste auch ich, dass mich kein zweites Citizen Kane erwarten würde (erstens war Citizen Kane schwarzweiß und Journey 2 ziemlich bunt, zweitens hatte Orson Welles nie auch nur ansatzweise so hart geile Titten und drittens hat Regisseur Brad Peyton diesen etwas unfitten Gesichtsausdruck eines Frischlobotomisierten und nicht mal eine IMDB-Kurzbiografie, was ihn eher für den Posten des TV-Produzenten bei der WWE qualifiziert als für ein waschechtes Meisterwerk des künftigen Film-Kanons).

Was ich im Vorfeld nicht wusste, war, dass The Rock mit Abstand der beste Schauspieler in diesem Stück Cinéma sein würde und dass die folgenden 94 Minuten tatsächlich nur von zwei Paar Brüsten (die von Dwayne "The Rock" Johnson und die von Vanessa "Everyone will try to grab my lady parts in the 3D version" Hudgens) getragen werden sollten.

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Ganz kurz zum Inhalt: The Rock will als früherer Navy Seal das Verhältnis zu seinem Stiefsohn verbessern und tut das, indem er den jungen Abenteurer auf die Suche nach dessen Großvater zu einer mysteriösen Insel begleitet, von der nur sie beide und ihre iPhones wissen, dass sie existiert. Komischerweise geht der kleine Bonding-Ausflug irgendwie doch nicht so glatt, wie von niemandem erwartet, sondern entwickelt sich zu einem Jules Verne-inspirierten Fantasy-Ausflug auf die kindergerechte Inselhäfte von Lost, die natürlich am besten erkundet wird, indem das Forscherteam ganz oft ganz lange irgendwelche Sachen anstarrt wie wir das sonst nur vom nordkoreanischen Kim-Klan kennen (Kim Jong-Un looking at things und so).

O-Ton: "Wow, so THIS is the pile of cash we get for doing this movie? Are you SHITTING me?"

Im Übrigen enthält die Langfassung genau dieselben drei okayen Schmähs wie der Trailer und bezaubert durch die obsessive Inszenierung von Dwayne Johnsons Gesichtsmuskulatur, die bei jeder Nahaufnahme flext und federt, als würden seine Wangen seine Lippen mit einen Aufgabegriff zwingen wollen. Außerdem sind für uns Wrestling-Versierte auch ein paar smarte Brotkrumen übers Zelluloid gestreut und legen eine nette Anspielungsspur in die Vergangenheit – zum Beispiel, wenn im Wohnzimmer hinter The Rock ein Stierkopf an der Wand hängt (aus Keramik wohlgemerkt, voll PC und total tierlieb!) und auf den "Brahman Bull" verweist, oder auch, wenn der sonst so paramilitärische Rock ganz hippiesk am Lagerfeuer chillt und wie dereinst in Cleveland zur Gitarre greift, um nach langer Zeit wieder mal eine patentierte Neuinterpretation gesunkenen Liedguts auf uns runterprasseln zu lassen.

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In Journey 2 ist es "Wonderful World", was man glaub ich ruhig sagen kann, ohne dass man sich groß des Spoilerns schuldig machen würde. Wer lieber noch mal das Original aus den Glanzzeiten von Monday Night Raw sehen möchte, bei dem Dr. Rock über 10 Minuten hinweg den Austragungsort und Stone Cold Steve Austin anrotzt, kann das hier und jetzt tun:

Und sehr viel mehr gibt es zu Schauspiel und Gesang von The Rock eigentlich auch schon nicht mehr zu sagen. Um noch einmal auf den Vergleich mit der Arschmalerei zurückzukommen, sollte ich vielleicht ergänzen, dass ich keineswegs nur mich als Zuschauer meinte, der sich stellenweise schämte, sondern dass diese peinliche Betretenheit durchaus auch von der Leinwand her zu spüren war. Genau wie der Arschmaler, der kein Problem hat, seinen Lebensunterhalt auf diese Art zu bestreiten und es manchmal trotzdem komisch findet, wenn er über seine Arbeit nachdenkt ("Ich bemale Ärsche? Was zur Hölle?"), wirken auch die Darsteller in Journey 2 hin und wieder so, als hätten sie in einem nüchternen Moment plötzlich das volle Ausmaß des fertigen CGI-Trips vor Augen und würden sich ein bisschen vor sich selbst und dem vorzeitigen Blu-ray-Release fürchten.

Bleibt uns nur The Rock als Fels in der Brandung, der als einziger mit der Gesamtsituation grundzufrieden zu sein scheint und uns soviel gute Bauchwärme mit auf den Weg gibt, dass ich durchaus jeden Menschen verstehen kann, der sich sein beruhigendes Muskelgesicht als Wichsvorlage auf einen Eulenkörper retuschiert und das Ganze in Klarsichtfolie über sein Fleshlight drapiert.

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Wenn das Leben wieder mal hart ist, bedenke: The (Owl-)Rock und dein Fleshlight sind immer für dich da.

Und mit dieser lebensbejahenden Botschaft möchte ich euch jetzt wieder in die Welt entlassen – dorthin, wo für jeden seine eigene mysteriöse Insel wartet. Was für ein Scheiß. Okay, so kann ich es einfach nicht enden lassen, tut mir leid. Stattdessen muss ich einfach noch loswerden, was ich bereits im Kino zu Broski Josef gesagt habe – and I quote: "Wer hätte vor einem Jahr noch gedacht, dass ich mal Michael Caine auf einer computeranimierten Riesenbiene sitzen sehen würde." Ganz recht. Und die Moral dessen liegt, wie auch der Bezug zu Wrestling, diesmal zwischen den Zeilen. Mahalo!

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