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Die wichtigste Mulde der Welt

Heiko Hennig ist besessen von Bauchnabeln. So besessen, dass er eine Fetisch-Community rund um dieses Ding, das neben Titten und Ärschen immer zurückstehen muss, gestartet hat.

Der Nabel ist ein Körperteil, das oft vergessen wird. Während sich Titten und Ärsche verstärkter medialer Präsenz erfreuen, fristet er die meiste Zeit ein trauriges Schattendasein. Viele denken, er sei eine überflüssige Erinnerung an die körperlicher Abhängigkeit von der Mutter und diene jetzt nur noch als Fusselsammelstelle oder für geschmacklose Piercings: eine merkwürdige Mulde, mit der höchstens Fetischisten etwas anfangen können. Heiko Hennig aus Schildau ist ein großer Bauchnabel-Fan. Auf seiner Seite sammelt er alles rund um den Bauchnabel und zeigt, dass wir uns alle mächtig geirrt haben. VICE: Seit wann sammelst du Bauchnabel?
Heiko Hennig: Eigentlich schon so lange, wie es das Internet gibt. Weil nur da findet man Gleichgesinnte. Verdienst du am Nabel-Business?
Na ja, was heißt verdienen. Die Ausgaben sind seit Jahren höher als die Einnahmen. Da so eine Seite viel Geld kostet, 18,90 Euro im Monat nur der Webspace und die Flyer, Poster, Kameratechnik, Blitzanlage und so weiter, muss man schon sehen, wie weit man das alles alleine finanzieren möchte. Wo findest du deine Bauchnabel?
Im Schwimmbad, Freibad, Jugendclubs oder direkt im Internet, wenn man direkt im Chat welche anspricht oder Facebook. Es ist ja schon so etwas wie ein Netzwerk entstanden, da man, wenn man bei Google Bauchnabel eingibt, automatisch auf meine Seite trifft, da sie fast immer auf Platz 1 oder 2 platziert ist. So kommen auch viele User auf meine Seite, die sich die Fotos von Anderen gern anschauen möchten und durch eine Art Mitgliederzugang durch Einsenden ihres eigenen Nabels freigeschaltet werden. Sozusagen eine Tauschbörse. Jeder zeigt seinen und darf die anderen sehen. Ich habe somit immer Updates und muss nicht immer selbst losziehen in die Freibäder.

Ist der Bauchnabel erotischer als Brüste oder Hintern?
Na ja, wenn du mich fragst, JA! Denn mit einem Nabel kann man viel anstellen. In der Nabelszene nennt man dies Nabelspiele. Die Ideen sind breit gefächert. Das fängt klein an: Mit dem Finger rumspielen, Zunge reinstecken oder Sekt rauslecken und wird dann bei Gefallen immer weiter gesteigert. Nabelspiele sind unter Nabelfans sehr beliebt, da es gewisse Reize hat, seinen Nabel auf diese Art zu stimulieren. Man spürt ein Kribbeln, ein Lustgefühl, wenn man an seinem Nabel spielt oder an sich spielen lässt. Ist der Gedanke einmal da, sich am Nabel zu erlaben, wird es wie ein Fetisch und man bekommt immer mehr Interesse an diesem Körperteil. Durch Nabelspiele ist der Nabel nicht mehr das langweilige Objekt, das bei vielen als Fusselgrube behandelt wird, sondern er bekommt einen neuen erotischen Stellenwert. Wie äußert sich das?
Viele kennen auch dieses Phänomen, dass ein Bauchnabel auf Reize von außen wie ein G-Punkt reagiert. Laut meinen Erfahrungen und Berichten von Bekannten ist es möglich, allein durch Lecken und Bohren mit dem Finger einen Orgasmus bei Frau und Mann auszulösen. Schnell fallen da viele in Ekstase und bekommen Gefühle, wie sie sie zuvor nicht kannten. Der Nabel wird in unserer trostlosen Welt als etwas Schlechtes eingestuft. Viele reden ungern über ihn, obwohl er viele Geheimnisse in sich trägt, die weder in Büchern, noch im Internet stehen. Doch ich möchte dem Stillschweigen ein Ende setzen. Seit Jahren berichte ich ganz offen über den Nabel und auch über den bisher nirgends bekannten Nabel-G-Punkt, dem ich einfach diesen Namen gegeben habe, weil er ihn zurecht verdient.

Welche Bauchnabeltypen gibt es?
Da gibt es die Innies, das sind die Bauchnabel, die nach innen gezogen sind, also die normale Grundform in Europa, Asien, Amerika. Dann gibt es den Outie, das ist ein Nabel, der nach außen gestülpt ist wie eine Art Kugel oder Knoten. Das sieht man viel bei Kleinkindern und auch in Afrika. Diese haben zu 80% einen Nabelbruch oder einen verknorpelten Nabel. Im Laufe des Lebens verwächst dieser meist zu einem Innie oder Inbetween. Das ist ein Nabel, der vom Nabelrand aus nach innen geht und in der Mitte wieder wie ein Knubbel nach außen geht. Und zuletzt der Flatie, das sind unscheinbare, sehr flache Nabel, die fast aussehen, als hätte man keinen Nabel. Wie sieht ein wirklich hässlicher Bauchnabel aus?
Es gibt keine hässlichen Bauchnabel. Jede Nabelart hat ihre Liebhaber. Meistens ist es so, dass die, die sich für Nabel interessieren, niemals mit ihrem eigenen zufrieden sind. Jemand, der einen Outie hat, will einen Innie. Der, der einen Innie hat, einen Outie oder einen noch tieferen Nabel, als die meisten ihn haben. Man will eben auffallen, einen Nabel haben, den keiner sonst hat. Wenn man aber einen richtig extremen Nabelbruch hat, der soweit raus kommt, dass er vorsteht, dann wird es sicher viele geben, die diesen als unschön bezeichnen. Das kann man und sollte man aber operieren lassen, zumindest wenn eine medizinische Problematik besteht oder jemand dadurch gehänselt wird und leidet.