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Tiger werden in Käfigen gehalten, nur um als Teppich zu verenden

Es ist das Allertraurigste: Tiger sitzen in China in Käfigen und warten darauf, dass sie zu Fell und Medizin verarbeitet werden.

Tiger gehören zu den größten Opfern der Wilderei. Die seltenen Katzenknochen sind in der traditionellen Medizin heiß begehrt und die Felle werden zu Teppichen verarbeitet. In Vietnam kannst du statt Bargeld Tigerteile als Bestechungsgeld einsetzen. In China sind die verschiedenen Teile von Tigern so beliebt, dass man sie wie Hühner züchtet.

Laut einem neuen Bericht der Umweltforschungsagentur EIA sind Chinas Tigerfarmen riesig. Es werden Tausende der edlen Tiere gezüchtet, nur damit sie anschließend geschlachtet werden. China hat den Tigerhandel legalisiert hat, was beunruhigend ist, wenn man bedenkt, dass China das CITES-Übereinkommen unterschrieben hat, das den internationalen und inländischen Handel mit Tigerteilen (und andern Tieren wie Nashörnern und Elefanten) verbietet.

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Noch beunruhigender ist jedoch der EIA-Befund, der besagt, dass Chinas Tigerfarmen die Nachfrage ankurbeln. In dem Bericht steht, dass 5.000 bis 6.000 Tiger in China in Gefangenschaft leben, eine Zahl, die sich seit den 80ern, als es nur ein paar Dutzende Tiger in Gefangenschaft gab, dramatisch erhöht hat. Daran ist vor allem die günstige Justizpolitik und die Finanzierung von Chinas Forstwirtschaftsverwaltung schuld. (Wie die New York Times 2010 berichtete, wird Chinas größte Tigerfarm von der nationalen Forstwirtschaftsverwaltung geleitet.) Gleichzeitig schrumpft die Anzahl der frei lebenden Tiger. Lebten in den späten 1940ern rund 4.000 Tiger in freier Wildbahn, sind es heute nur noch wenige Dutzend.

Wie kommt es zu dieser Entwicklung? Verdeckte Ermittler der EIA enthüllten, dass Felle von legalen, in Gefangenschaft gezüchteten Tieren 50 bis 300 Prozent teurer sind als jene von Tigern, die wild leben. Laut der EIA kurbelt das Züchten der Tiger die Nachfrage weiter an.

Das Argument: Wenn Tigerpelz in China ein legales Luxusgut ist, sind mehr Menschen daran interessiert, damit zu protzen. Da Tigerfell aber ziemlich teuer ist, suchen Menschen nach einer günstigeren Alternative und beflügeln somit das Geschäft der Wilderei. Es ist natürlich unrealistisch, dass ein Verbot des Tigerhandels die Wilderei beenden könnte. Aber wenn du den Handel erlaubst, unterstützt du so auch die Wilderei.

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Das ist das Kernproblem, das wir schon beim Handel von Nashornhörnern gesehen haben. Mit dem Stempel „quasi-legal“ ist es sehr viel schwieriger, den Handel zu regulieren. Die Nachfrage steigt durch den Ansporn, ein einst illegales Produkt nun legal zu besitzen. Bei Tigern gibt es zusätzlich das große Problem, dass das Tier immer sterben muss.

Während all die „legalen“ Tiger einen großen Batzen wert sind—Zehntausende Dollar, allein für ein Fell—sind auch ihre Knochen ungemein wertvoll. Der chinesische Staatsrat verbot 1993 den Handel mit Nashornhörnern und Tigerknochen und den Einsatz in traditioneller Medizin. Aber das brachte natürlich nichts (PDF). Tigerknochen werden öffentlich verkauft. Und wieso auch nicht? Laut Gesetz müssen Knochen von toten Tigern vernichtet werden, aber wenn das Fell legal ist, wieso sollte man dann den Verkauf der Knochen verbieten, wenn die Tiere eh schon tot sind. Die chinesischen Behörden machen das sicherlich nicht.

Es ist eine traurige Situation, besonders wenn du weißt, dass diese Tausende Tiger in den Farmen und „Zoos“ unter schlechten Bedingungen eingepfercht leben. Viele von den gefangen Tigern sind in keiner guten Verfassung. Auch wenn es den Tieren besser gehen würde, wäre es keine gute Idee, wenn China die gezüchteten Tiger wieder in die Freiheit entlassen würde. Selbst dann bestehe immer noch das Problem, dass der Lebensraum der Tiger immer kleiner wird. Die Gefahr bestünde, dass Menschen und Tiger auf zu engem Raum zusammenleben müssten.

Am Ende bleiben Tausende eingepferchte Tiger, die darauf warten, zu Teppich oder Medizin verarbeitet zu werden. Gleichzeitig steigt die Nachfrage ihrer Artgenossen, die noch in Freiheit leben, weil sie billiger sind. Die Lösung ist einfach: Jeder Teil des Tigers soll ausnahmslos illegal gemacht werden und diese Verbote müssen dann auch durchgesetzt werden, um die Nachfrage zu drosseln. Dann muss man das Thema offensiv in der Öffentlichkeit und mit Aufklärungskampagnen ansprechen, um das Interesse an Tigerstücken für traditionelle Medizin zu stoppen. Aber die Umsetzung in die Realität samt Überzeugungsarbeit stößt bei der chinesischen Regierung auf taube Ohren.