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Unser Berliner Atombunker

Das Jahr nähert sich langsam dem Ende und die Welt soll es ja nächstes Jahr auch tun. Wir wissen jetzt zumindest, wo wir im Falle der Apokalypse hingehen werden.

Sollte in Berlin eine Atombombe explodieren, dann werden die meisten Menschen, die hier leben schlicht und einfach verdampfen. Alle oberirdischen Strukturen werden zerstört, Flüsse fließen manchmal rückwärts und die radioaktiven Wolken werden sich nach und nach über das Brachland verbreiten. In Zeiten, als es noch möglich war, sich gegen Atomangriffe anderer Nationen zu schützen, entstand in Berlin ein einzigartiges Bunkersystem, von denen heute nur noch sehr wenige erhalten sind.

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Einer der größten unterirdischen Bunker in Berlin liegt im U-Bahnhof Siemensdamm, welcher sich seit 1981 eigentlich nur als solcher ausgibt. In Wahrheit besteht der U-Bahnhof aus einem ausgeklügelten Bunkersystem, welcher bei einem atomaren Schlag für mehrere tausend Personen Schutz bietet. Der Bunker würde nach den Terroranschlägen am 11. September noch einmal mit viel Geld auf Hochtouren gebracht, bis sich die Regierung kurz darauf dazu entschloss, diesen und fast alle anderen Bunker in Deutschland, nach und nach aufzugeben. Durch die fortgeschrittene Nukleartechnik würden die Anlagen einen heutigen Angriff sowieso nicht standhalten und werden jetzt verkauft oder umgebaut. Trotz alledem wäre es für ca 4.500 Personen möglich, mindestens 14 Tage lang in diesem Bunker zu überleben, ohne dabei nur einmal in Kontakt mit der Außenwelt zu kommen. Ich wollte mich ein wenig in Endzeitstimmung bringen lassen und habe mich von Andreas Ulbrieg, dem Herren über die Bunkerbedienungsanleitung, durch die Stahlbotengänge führen lassen.

Über die Schienen betraten wir die Innenseite von einem der vier Eingänge, die in den Unterschlupf führen.  Alles innerhalb des Bunkers war bedeckt mit einer dicken Schicht von feinem braunen Staub. Seit der letzten Bunkerübung 2004 hat sich in dem Bunker nicht viel getan und auch in Zukunft wird er wahrscheinlich nie wieder in Stand gesetzt.

Die Schleuse im Eingangsbereich hält im Ernstfall die panisch gewordene Menschenmasse davon ab, die Bunkeranlage zu überrennen. Jede Person wird hier einzeln durchgeschleust. Der ganze Bunkerkomplex wird, sowie die Schleuse und die Tore, mechanisch betrieben und es besteht immer die Möglichkeit einen Plan B zu verwenden, falls irgendetwas schief gehen sollte.

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Die Anlage ist mit einem Notstromaggregat ausgestattet und hat Zugang zu zwei Brunnen, die Wasser bereit stellen. Zusätzlich befinden sich elf Wasserbehälter mit Trinkwasser im Inneren, die 14 Tage lang 4.500 Menschen mit 2.5 Liter am Tag versorgen können. Wenn 4.500 Menschen auf engstem Raum eingepfercht sind, ist es wichtig, dass genug Sauerstoff im Umlauf ist. Aus diesem Grund verfügt die Anlage über ein cleveres Lüftungssystem. Oberirdische Türme ziehen ständig Luft in große Kammern, die dort in verschiedene kleine Kammern verteilt werden, um dort Hitze und Radioaktivität durch Kohlefilter und Sand zu filtern. Um strahlenden Kammern von den restlichen Kammern abzuschirmen, wird die Tür von innen durch hunderte Stahlbetonsteine verbarrikadiert. 40cm Stahlbeton verringern die radioaktive Strahlung auf unter 1%. Damit die radioaktive Luft keine anderen Wege findet, in die Anlage zu kommen, herrscht im gesamten Bunkerbereich ein leichter Überdruck.

Die 4-Stockbetten sahen nicht gerade sehr einladend aus.

Wenn man leichte misanthropische Züge vorweist, sollte man wahrscheinlich gleich draußen bleiben und sich in die Strahlen legen.

Innerhalb des Bunkers wird man nämlich, zusammen mit all den anderen 4.500 willkürlich ausgewählten Personen, mindestens 14 Tage auf engstem Raum verbringen müssen und hat keine Chance zu entkommen.