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Waidmannsheil

Ein Grundschüler prahlt mit scharfer Munition, dann rückt die Polizei an

Und sein Vater ist jetzt wohl seinen Job los.
Nicht der Junge aus Arendsee || Symbolfoto: jarmoluk | Pixabay | CC0

Kinder sind furchtlose Wesen, sie fassen alles an, was sie vor die Nase bekommen. Egal ob Weltkriegsbomben, Kokaintütchen oder scharfe Gewehrmunition. Mit Letzterer tauchte ein Zehnjähriger am Montagmorgen in einer Grundschule in Arendsee, Sachsen-Anhalt, auf. Er zeigte die Projektile heimlich einigen Mitschülern. Da ahnte der Zehnjährige wohl noch nicht, welche weitreichenden Konsequenzen das für seine Familie haben sollte.

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7.000 Einwohner leben in Arendsee in der Altmark, einer Region mit Wäldern, Mooren und riesigen landwirtschaftlichen Flächen. In dem Luftkurort erholen sich Kranke und Rentner, Grundschulklassen aus ganz Sachsen-Anhalt reisen zur Klassenfahrt an. Die Internetausgabe einer Lokalzeitung titelt am Mittwochmorgen mit der Schlagzeile "Wind treibt Plastikabfall mühelos durch den Luftkurort". Auf den Straßen der Umgebung stoßen Autos täglich mit Rehen und Böcken zusammen, die zahlreichen ortsansässigen Jäger schießen Wildgänse und Hirsche oder plagen sich mit Wölfen rum.


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Auch der Vater des neugierigen Jungen soll Jäger sein, schreibt die Regionalzeitung Volksstimme. Die Behörden sollen ihm wegen des Vorfalls in der Schule mittlerweile seinen Waffenschein entzogen haben. Mit seinem Fund hatte der Sohn seine Mitschüler am Montag anscheinend so nachhaltig beeindruckt, dass die nach Unterrichtsende ihren Eltern davon berichtet hatten. Doch die Erwachsenen verstanden keinen Spaß und riefen die Polizei. Die Beamten klingelten daraufhin bei der Familie und stellten fünf Langwaffen, eine Kurzwaffe sowie die dazugehörige Munition sicher.

Eine Langwaffe kann eine Schrotflinte sein oder ein Jagdgewehr, unter die Kategorie Kurzwaffe fallen Revolver und Pistolen. Laut deutschem Waffengesetz müssen ihre Besitzer sie in einem Stahltresor wegschließen, die dazugehörigen Patronen gehören an einem zweiten Ort ebenfalls sicher vor Kindern und anderen Personen verwahrt. Die Beamten fanden die Waffen und Munition allerdings frei zugänglich im Haus, der Jäger hatte sie nicht verschlossen. Sein Sohn hätte sich also auch eine Waffe nehmen und laden können.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nun gegen den Vater wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Der Jäger könnte allerdings mit einer Ordnungswidrigkeit davonkommen, aber seinen Waffenschein dürfte er so oder so vorerst nicht zurückbekommen. Den benötigt er allerdings, um seinen Beruf auszuüben. Zumindest für die Wildgänse, Hasen und Hirsche der Altmark dürfte das eine gute Nachricht sein.

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