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Transphobe Gewalt

Dieser Mann soll eine Transfrau verprügelt haben

Jetzt fahndet die Berliner Polizei nach ihm. Vorfälle wie dieser sind keine Seltenheit.
Fotos: Polizei Berlin || imago | Seeliger

Zunächst bedrängten die beiden Männer die 31-jährige Transfrau, die gerade dabei war, sich ein Ticket zu kaufen. Sie stand am 28. Juni 2017 gegen 15.15 Uhr am Fahrkartenautomaten auf dem Bahnsteig des U-Bahnhofs Franz-Neumann-Platz im Berliner Stadtteil Reinickendorf. Die Männer näherten sich ihr von hinten, einer von beiden belästigte die Frau. Was dann passierte, beschreibt die Polizei in ihrer Meldung so: "Als der Mann bemerkte, dass es sich um eine Transfrau handelte, soll er sie homophob beschimpft und ihr mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben."

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Bei dem Angriff erlitt die Frau eine Gehirnerschütterung und mehrere Hämatome im Gesicht. Weil die Berliner Polizei den Täter bisher nicht fassen konnte, hat sie jetzt die Bevölkerung um Mithilfe gebeten und ein Bild von einer Überwachungskamera veröffentlicht. Der Gesuchte soll 20 bis 25 Jahre alt sein und etwa 1,75m groß. Auf dem veröffentlichten Foto trägt er ein blaues Hemd.

Wie viele transsexuelle Menschen genau in Deutschland leben, ist unklar. Daten und Schätzungen dazu unterscheiden sich je nach Definition von Transsexualität. Grob kann man sagen, dass es vermutlich mindesten zwischen 50.000 und 100.000 sind.

Für viele von ihnen sind Beleidigungen und tätliche Übergriffe Alltag. Bisher gibt es nur wenige Untersuchungen, aber deren Ergebnisse zeigen ein deutliches Bild: Eine Umfrage der Berliner Antidiskriminierungsorganisation Lesmigras im Jahr 2009 fand heraus, dass ein Drittel der befragten transsexuellen Menschen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt gemacht hat. In einer europaweiten Untersuchung des LGBT-Verbands ILGA-Europe aus demselben Jahr berichteten deutsche Transgender – neben Briten und Griechen – von den meisten verbalen Angriffen.

In einem Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes von 2010 heißt es, dass sie in Europa dreimal so häufig von transphoben Hassverbrechen betroffen seien wie Schwule, Lesben und Bisexuelle. Der Bericht stellt außerdem fest: "Trans*Personen sind überdurchschnittlich häufig von Arbeitsverlust, Arbeitslosigkeit sowie Armut betroffen und arbeiten sehr oft unter ihren Qualifikationen."

Allem Anschein nach passieren Vorfälle wie der am Franz-Neumann-Platz also regelmäßig. Dass wir nicht mehr darüber wissen, liegt aber nicht nur daran, dass transsexuelle Menschen misstrauisch gegenüber Behörden sind – sondern auch daran, dass wir in Deutschland zu oft wegschauen.

Wer Hinweise zum Vorfall am Franz-Neumann-Platz hat, kann sich beim Landeskriminalamt in Berlin-Tempelhof (Bayernring 44) melden – genauso unter der Telefonnummer (030) 4664–953124, per E-Mail, über die Internetwache Berlin sowie bei jeder anderen Polizeidienststelle.

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