Personalausweis mit Schwärzungen und Kopiergerät
Bild: Ausweis: Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat | Scanner: Shutterstock | Glovatskiy | Bearbeitung: Motherboard

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Deshalb solltest du keine Kopien deines Personalausweises verschicken

Hast du schonmal deinen Perso fotografiert und online verschickt? Das kann gefährlicher sein, als du denkst. Wir erklären, wie du es richtig machst.

Für die Untermiete im WG-Zimmer sollst du deinen Personalausweis scannen. Eine Online-Plattform fragt, ob du wirklich du bist und wünscht sich ein Ausweisdokument zur Bestätigung. Und auch ein Car-Sharing-Anbieter verlangt dringend noch eine Kopie von deinem Ausweis. Du denkst dir: Klar warum nicht, ist halt nötig. Aber wer seinen Ausweis online versendet oder anderen anvertraut, geht ein hohes Risiko ein.

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Was viele nicht wissen: Nur in wenigen Fällen sind wir wirklich verpflichtet, unseren Ausweis vorzulegen. Trotzdem stimmen viele von uns einfach zu, wenn wir nach einer Ausweiskopie gefragt werden. Vielleicht, weil wir einfach nicht wissen, wie leicht Kriminelle mit den Daten eines Personalausweises Identitätsdiebstahl begehen können. Oder weil wir glauben, ohne Ausweiskopie kriegen wir das begehrte WG-Zimmer nie.

Wir erklären, wann du deinen Ausweis für dich behalten darfst – und welche Informationen du lieber schwärzen solltest, wenn du eine Kopie deines Ausweises trotz allem in fremde Hände geben willst.

Wer will deinen Ausweis sehen?

Screenshot der AirBnb-Website, wo eine Ausweiskopie hochgeladen werden kann

In deinem Airbnb-Profil kannst du zum Beispiel überprüfen, ob auch du deinen Ausweis hochgeladen hast. Dort kannst du ihn auch löschen | Bild: Screenshot | Airbnb

Definitiv nach deinem Ausweis fragen und ihn auch selber kopieren dürfen Banken und Telekommunikationsanbieter. Banken sind dazu sogar durch Paragraf 8 des Geldwäschegesetzes verpflichtet, sie müssen das Dokument demnach digital speichern. Ansonsten gilt aber: Du darfst darauf bestehen, deinen Ausweis für dich zu behalten.

Gleich im ersten Paragrafen des Personalausweisgesetzes heißt es: "Vom Ausweisinhaber darf nicht verlangt werden, den Personalausweis zu hinterlegen oder in sonstiger Weise den Gewahrsam aufzugeben." Bedeutet: Es ist nicht einmal zulässig, wenn ein Tretboot-Verleih deinen Ausweis als Pfand haben möchte. Ausgenommen von der Regelung sind natürlich manche Behörden, wie etwa die Polizei, wenn sie deine Identität feststellen wollen.

Bei einer Kopie des Ausweises ist die Lage nochmal anders. Ob für die Anmeldung beim Car-Sharing-Anbieter oder den blauen Verified-Haken auf Instagram, immer wieder heißt es: Bitte scanne oder fotografiere deinen Personalausweis oder Reisepass und verschicke ihn online. Auch Vermieter verlangen gerne ein Ausweiskopie – und bei Airbnb und vielen anderen Websites können sich Nutzer mit einem Ausweis verifizieren.

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Du bist nicht verpflichtet, deinem Vermieter eine Ausweiskopie zu geben

Der Clou: Obwohl Unternehmen und Vermieter ständig danach fragen, bist du gar nicht verpflichtet, ihnen überhaupt eine Ausweiskopie zu geben. Bei den Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen gehen unter anderem deswegen zunehmend Beschwerden ein, wie die Behörde in einer Mitteilung im Jahr 2017 bekannt gab.

Dort heißt es, viele Menschen, die sich für eine Miete interessieren, "werden genötigt, umfassende Auskunft über sich zu erteilen." Und viele geben den Datenschützern zufolge auch ihre Daten preis, weil sie fürchten, ansonsten keine Chance auf die Wohnung zu haben. Auf Anfrage von Motherboard erklärt der Sprecher der Datenschutz-Behörde: "Vermieter dürfen Personalausweise nicht kopieren oder Kopien von Mietern verlangen – auch nicht geschwärzt oder teilweise geschwärzt. Dies gilt sowohl im Besichtigungstermin, als auch beim Abschluss des Mietvertrages."

Die konkrete Rechtslage dazu ist etwas kompliziert. "Vor der Novellierung des Personalausweisgesetzes im Jahr 2017 war die Fertigung von Kopien und Scans von Ausweisen grundsätzlich verboten”, so Dalia Kues, Sprecherin der Berliner Beauftragten für Datenschutz. Seit der Änderung darfst du theoretisch also durchaus nach einer Ausweiskopie gefragt werden – ob du dem zustimmst und die Kopie wirklich weitergibst, entscheidest du aber weiterhin selbst. Die Datenschützer aus Nordrhein-Westfalen raten dazu, stattdessen ein Formular nur mit den nötigen Daten auszufüllen.

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Erinnert ihr euch an seltsame Situationen, in denen ihr euren Ausweis kopieren solltet? Motherboard wird hierzu auch in Zukunft recherchieren. Erzählt uns gerne von euren Erfahrungen per E-Mail an redaktion(at)motherboard.tv

Wenn du deinen Ausweis nur kurz vorzeigst, dürfen sich Vermieter übrigens nur grundlegende Informationen aufschreiben: Name, Geburtsdatum und Anschrift. "Eine weitergehende Notiz, zum Beispiel zur Seriennummer des Personalausweises, darf nicht erfolgen", erklären die Datenschützer aus Nordrhein-Westfalen.

Auch Vermieter von E-Rollern und Autos fragen gerne nach Ausweisen, immerhin müssen sie sichergehen, dass du tatsächlich fahren darfst. Doch dabei dürfen sie eigentlich nur relevante Informationen wie etwa Name und Alter abfragen. "Die Personalausweisnummer, die Körpergröße oder die Augenfarbe" sind dagegen laut der Berliner Datenschutzbeauftragten nicht wichtig für die Identifizierung.

Deshalb ist es gefährlich, wenn du deinen Ausweis kopierst und weitergibst

Höchstwahrscheinlich haben Vermieter kein Interesse daran, mit deiner Ausweiskopie Straftaten zu begehen oder deine Daten an Kriminelle weiterzuleiten. Andererseits ist dein Vermieter vermutlich auch kein IT-Sicherheitsexperte, der die PDF-Datei auf einer verschlüsselten Festplatte speichert, die vom Internet abgeschnitten ist. Mit anderen Worten: Je mehr digitale Kopien von deinem Ausweis im Umlauf sind, desto eher könnten sie von Hackern erbeutet werden.

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Besonders unangenehm ist es, wenn Kriminelle geklaute Ausweiskopien für Identitätsdiebstahl und Straftaten nutzen. Zum Beispiel eröffnen Betrüger mit gestohlenen Identitäten Internet-Shops und bieten Waren an, ohne sie jemals zu liefern, wie die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein berichtet. Die angeblichen Betreiber – auch wenn sie noch nie von den Shops gehört haben – können dafür laut der Verbraucherzentrale Bayern verantwortlich gemacht werden. Sind sie es, die im Impressum stehen oder auf deren vermeintliches Konto das Geld überwiesen wird, könnten sie verklagt werden. Der Ausgang einer solcher Klage, so die Verbraucherzentrale: "ungewiss". Obwohl der NDR bereits 2015 über mehrere dieser Fälle berichtete, gibt es noch immer viele Menschen, deren Identität gestohlen und für diese Art von Betrug missbraucht wird.

So erstellen Kriminelle Bankkonten mit falscher Identität

Die Polizei Niedersachsen warnt zudem in seinem "Ratgeber Internetkriminalität" vor gefälschten Jobanzeigen, die realen Jobanzeigen zum Verwechseln ähnlich sehen. Wer sich auf die Anzeige meldet, wird darum geben, in einem Online-Verfahren seinen Ausweis zu zeigen – und gibt dabei seine Daten preis.

Die nächste Stufe der Fake-Bewerbung ist der Polizei zufolge ein Video-Ident-Verfahren, bei dem die Opfer angeblich ihre Identität nachweisen sollen. Dabei sollen sich die getäuschten Bewerber vor laufender Kamera mit ihrem Ausweis identifizieren. Was sie nicht wissen: In Wirklichkeit identifizieren sie sich dabei nicht für einen Job, sondern für ein vom Betrüger im Hintergrund angelegtes Bankkonto.

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Dass ihre Identität gestohlen und ein Bankkonto in ihrem Namen eröffnet wurde, bemerken die Opfer teilweise erst, wenn es schon zu spät ist und die Polizei wegen Geldwäsche ermittelt. Grund dafür ist ein weiterer Trick der Betrüger: Sie hinterlassen bei der Bank eine Adresse, auf die sie selbst Zugriff haben, nicht aber das Opfer. So erreicht sie die Post, die für den offiziellen Kontoinhaber gedacht ist.

Wie das LKA Niedersachsen gegenüber Motherboard erklärte, erstellen Kriminelle mit gestohlenen Ausweiskopien auch gefälschte Ausweise, um etwa Mobilfunkverträge abzuschließen oder Autos zu kaufen.

Das kannst du tun, wenn du deinen Perso nicht kopieren möchtest

Screenshot einer E-Mail, wo die Ausweisdaten angegeben werden sollen, anstatt eine Ausweiskopie hochzuladen

Fragen lohnt sich: Ein Motherboard-Kollege hat ein Hotel in Barcelona gefragt, ob man auf die Ausweiskopie verzichten kann | Bild: Screenshot | E-Mail

Wenn du deinen Personalausweis nicht als digitale Kopie weitergeben willst, hast du in vielen Fällen nur eine Möglichkeit: Frage nach Alternativen. Häufig brauchen Hotels oder Autovermietungen eigentlich gar kein Bild deines Ausweises, sondern nur bestimmte Daten wie Nationalität, Name, Geburtsdatum und Adresse.

Diese Informationen kannst du auch ohne Ausweiskopie mitteilen. Bietet ein Unternehmen anscheinend nur eine Identifikation per Ausweiskopie an, kannst du anrufen und fragen, ob du auch persönlich bei einer Filiale vorbei kommen kannst.


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So kopierst du deinen Ausweis möglichst sicher

Wenn du deinen Ausweis trotz der Warnungen von Datenschützern doch kopieren und online weitergeben möchtest, solltest du zumindest darauf achten, dass das Foto oder der Scan "eindeutig und dauerhaft als Kopie erkennbar" ist. So steht es im Paragraf 20 des Personalausweisgesetzes. Die einfachste Methode dafür ist, die Aufnahme in Graustufen zu verwandeln oder einen digitalen "Kopie"-Stempel darüber zu legen. Diese Tipps stehen auch im entsprechenden Gesetzentwurf der Bundesregierung aus dem Jahr 2017.

Zudem solltest du laut Boris Wita von der Verbraucherschutzzentrale Schleswig-Holstein alle Daten schwärzen, die nicht zur Identifizierung benötigt werden – also alle Daten, die du nicht weitergeben musst. "Ausreichen sollten Bild und Name, das Gültigkeitsdatum des Ausweises und die ausstellende Behörde", so Wita in einer Pressemitteilung der Verbraucherzentrale.

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Diese Bereiche kannst du auf deiner Ausweiskopie schwärzen

Natürlich hängt es auch davon ab, zu welchem Anlass du dich genötigt siehst, eine Ausweiskopie einzureichen. Manch einer wird vielleicht auch dein Geburtsdatum brauchen, um zu checken, ob du volljährig bist.

Je nachdem, wie streng du es mit dem Datenschutz nimmst, kannst du auf einer Ausweiskopie folgende Informationen schwärzen:

  • Nationalität und Geburtsort
  • Adresse
  • Unterschrift
  • Augenfarbe und Größe
  • Zugangsnummer: Diese Nummer, auch CAN genannt, solltest du möglichst nie preisgeben. Du benötigst sie vor allem dann, wenn du beim Log-In deines Online-Ausweises zwei mal die PIN falsch eingegeben hast. Mit der CAN kannst du eine Sperrung verhindern, solltest du dich noch einmal vertippen.
  • Seriennummer: Die Seriennummer eines Ausweises ist einzigartig. In vielen Fällen lohnt es sich, sie zu schwärzen, weil nur die wenigsten Unternehmen, zum Beispiel Banken, ein Recht darauf haben, sie zu erfahren oder zu notieren. Beim Schwärzen solltest du auch den Bereich unter der gut sichtbaren Seriennummer schwärzen. Denn dort befindet sie sich noch ein zweites Mal – zu sehen ist sie nur, wenn das Licht im richtigen Winkel auf die Schrift fällt. Sichtbar ist sie häufig auch, wenn du deinen Ausweis in Farbe einscannst oder kopierst.
  • maschinenlesbare Zone: Diese kryptisch anmutenden Zeilen lassen viele von uns stutzen. Wie das Bundesinnenministerium erklärt, stehen in diesem Bereich unter anderem Seriennummer, Prüfnummer, Gültigkeitsdatum und Ländercode deines Ausweises sowie dein Name. Solltest du irgendeine dieser Informationen auf deiner Ausweiskopie bereits geschwärzt haben, vergiss nicht, sie auch in der maschinenlesbaren Zone zu schwärzen.
  • personalisierter Sicherheitsfaden: Dieses kleine silberne Band auf der Rückseite ist eine abgespeckte Version der maschinenlesbaren Zone. Auch hier gilt: Wenn du bereits eine dieser Informationen geschwärzt hast, wirst du auch hier schwärzen wollen.

Auch wenn das ein wenig aufwendig klingt: Letztlich könnten dich diese kleinen schwarzen Balken vor Problemen retten. Und vielleicht gibt es dir auch einfach ein besseres Gefühl, wenn Online-Portale, Zwischenvermieter und der Tretbotverleih nicht alle genau wissen, wie die Seriennummer deines Ausweises lautet und wo sich dein Hauptwohnsitz befindet.

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