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Schwarz-blaue Geschichten

So reagieren FPÖ-Fans auf das Essensverbot in der U6

"Diese stinkenden Schweine in ein Säurebad!" und "Kastration für Asylanten ab 12, 13 Jahren": Willkommen im Österreich der Rechtsregierungs-Fans.
Foto: Wiener Linien | Collage: VICE Media

Die Wiener Linien wollen ab September verbieten, dass Menschen auf der Linie U6 bestimmte Speisen konsumieren. Zu diesen Speisen sollen etwa Leberkäse, Pizza, Nudelgerichte oder Kebab gehören. Argumentiert wird das mit der besonderen Hitze auf der U6-Strecke – die Linie fährt großteils oberirdisch und viele Waggons sind nicht klimatisiert. Allerdings soll das Verbot künftig auch im Winter gelten und könnte außerdem auf andere Linien ausgeweitet werden.

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Als erste (Werbe-)Maßnahme gegen die Hitze wollen die Wiener Linien nun 14.000 Deos auf der U6 verteilen. Über diese Verteilaktion wurde am 16. Juli auch auf der öffentlichen Facebook-Seite "FPÖ Fan Club" berichtet. Diese sehr aktive FPÖ-Fan-Seite hat rund 7.500 Fans. Teils werden etliche Meldungen pro Tag veröffentlicht.


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Der Name der Seite ist dabei Programm. Die Page postet FPÖ-Themen, Veranstaltungen der Partei, aber auch Bilder von Parteiführern. So wurde am 18. Juli ein Bild von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache publiziert, und zwar mit der Bildunterschrift: "HC Strache der beste Vizekanzler aller Zeiten." Wer die Seite verwaltet, ist nicht ersichtlich.

Das Posting des "FPÖ Fan Clubs" zur U6 hat viele Reaktionen auf der Seite ausgelöst, die das gesamte emotionale Spektrum von aggressiv bis wütend abdecken. Sie reichen von wüsten Beschimpfungen gegen Fahrgäste der U6 über Mutmaßungen über deren Sauberkeit bis zu offenen Vernichtungsfantasien.

"Unsere Jugend stinkt"

Stefan S. etwas meint: "Na endlich! Zeit wird's für die Schweinchen…" Renate G. schreibt: "Was besonders traurig ist: unsere Jugend stinkt auffallend viel und erbärmlich." Auf ihrer Facebook-Seite teilt sie Videos von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

Viele andere erklären, dass sich die Fahrgäste der U6 einfach waschen sollten. Silvia S. etwa schreibt: "Wie wäre es, wenn jeder Wasser und Seife benützen würde." Dass Wasser und Seife bei hochsommerlichen Temperaturen in einer vollen U-Bahn nur bedingt gegen die natürliche menschliche Schweiß-Entwicklung helfen, dürfte sich zu den Fans der FPÖ-Fans noch nicht herumgesprochen haben.

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"Pfefferspray wäre angebrachter"

Die Beschimpfung der Fahrgäste reicht einigen allerdings keineswegs. Anita R. etwa schreibt: "Pfefferspray wäre angebrachter" – auf ihrer eigenen Facebook-Seite teilt sie typische FPÖ-Themen. Ernst E. will die "Gestankverursacher dezimieren, dann ist alles wieder gut."

Schließlich finden sich auch eindeutige und brutale Gewaltfantasien. Willi Sch. etwa kommentiert: "Diese stinkenden Schweine in ein Säurebad!" Sein Facebook-Profil zeigt einen Mann um die 60 neben dem Wappen der Steiermark.

"Kastration aller männlichen Ferkel und Asylwerber"

Fritz A. führt seine rassistisch motivierten Gewaltfantasien gegen die Fahrgäste der U6 sogar ganz genau aus: "Die zielführendste Methode diese unangenehmen Gerüche in der U6 zu vermeiden, wäre die Kastration aller männlichen Ferkel ab etwa 15, 16 Jahren, bei Asylanten schon ab etwa 12, 13 Jahren. Natürlich nur unter strenger urologischer Aufsicht, noch strenger als die Gerüche !!!" Im Rahmen seiner eigenen Facebook-Präsenz teilte Fritz A. regelmäßig Bilder, Beiträge und Themen der FPÖ.

"Multi-Kulti-Gestank"

Auch andere Fans der FPÖ-Fanseite benützen das Thema für rassistische Kommentare. Gremo W. etwa schreibt: "Wien ist eben multikulti, da muss man schon mit ein wenig Gestank rechnen." Kálmán S. hingegen will wissen, dass vor allem drogenkranke Menschen im Sommer vermehrt schwitzen: "Giftler haben gestörten Geruchssinn."

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Fast alle hier gesammelten Kommentare sind beim Verfassen dieses Artikels seit einem vollen Tag online. Insbesondere die offenen Gewaltfantasien wurden alle bereits einen Tag vor Veröffentlichung dieses Artikels auf der Seite veröffentlicht. Gleichzeitig sind die Administratorinnen und Administratoren der Seite extrem aktiv; alleine in den 24 Stunden nach dem Posting zu den Wiener Linien wurden mehr als 20 Beiträge geteilt. Sie tragen also die Verantwortung dafür, dass bestimmte Beiträge nicht gelöscht wurden.

Es scheint jedenfalls, als wäre der neue Law-and-Order-Kurs der Stadt Wien Wasser auf die Mühlen von FPÖ-Fans. Der neue sozialdemokratische Bürgermeister Michel Ludwig hat in der Vergangenheit bereits angekündigt, eine "Hausordnung" für die ganze Stadt durchsetzen zu wollen. Nach dem Alkohol-Verbot am Praterstern ist nun also offenbar die U6 dran – wobei sich noch herausstellen muss, ob dieses Verbot überhaupt legal ist.

Es gibt übrigens auch Kommentare auf der FPÖ-Seite, die auf eigene Probleme verweisen. Michael B. etwa beklagt, dass er selbst stark schwitzen würde und aus gesundheitlichen Gründen kein Deo benützen könne. Sein Fazit: "Ich habe lieber stark stinkende Menschen um mich als blöde Mitmenschen, die auf andere Menschen wegen Geruch rummeckern."

Auf eine Anfrage von VICE hat die Seite "FPÖ Fan Club" bisher nicht reagiert. Sollte uns noch eine Antwort erreichen, bauen wir diese nachträglich in diesen Artikel ein.

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