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Judenfeindlichkeit

In Mannheim haben Unbekannte antisemitische Parolen in die Uni-Bibliothek geschmiert

"Heil Hitler" und "Juden gehören vergast" stand auf einem Flipchart.
Foto: Pexels/Axel Breuer

Universitäten rühmen sich oft damit, Horte der Vielfalt und Toleranz zu sein. Die Uni Mannheim etwa schreibt auf ihrer Website, kluge Köpfe aus aller Welt anzulocken und global vernetzt zu sein. Sie beschäftigt eine Gleichstellungsbeauftragte und hat einen Managing-Diversity-Ansatz. Bei manchen Studierenden hat das aber offenbar nichts gebracht.

Am vergangenen Freitag gegen 22:30 Uhr war der BWL-Student Dima in der Uni-Bibliothek, um sich auf eine Mikroökonomik-Klausur vorzubereiten. Gemeinsam mit einem befreundeten VWL-Studenten bezog er einen Gruppenarbeitsraum, um dort Probeklausuren durchzurechnen. "Als ich in einer Pause auf das Flipchart im Raum blickte, habe ich mich erschrocken", sagt er. Auf dem Flipchart war neben Angebots- und Nachfragefunktionen ein mit Kugelschreiber dazu gemalter dicker Penis, der mit einem Hakenkreuz und dem Schriftzug "Heil Hitler" versehen war. Darunter die Forderung: "Fick die Hurensohn Juden + Judenmutter".

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Als er das Stück Papier herunternahm, um es dem Sicherheitsdienst zu geben, entdeckte er auf dem darunter liegenden Blatt noch mehr antisemitische Schmierereien: "Juden gehören vergast" und ein weiteres Hakenkreuz. "Ich fand das wegen der Wortwahl eigentlich noch viel schlimmer", sagt Dima.

Dima ist selbst Jude und war am Freitag noch beim Sabbatgebet in der Synagoge. Er entschied sich, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Die ermittelt nun wegen der Verwendung verfassungswidriger Symbole. "Wahrscheinlich wird der Täter nicht überführt", sagt der 21-Jährige, "aber wenigstens geht auf diesem Wege der antisemitische Vorfall in die Statistik ein."

"Ich habe die Stadt und die Universität als weltoffen und tolerant wahrgenommen"

Über den Vorfall schrieb Dima einen längeren Facebook-Post: "Die Wirtschaftselite von morgen hat sich wohl nichts weiter dabei gedacht. Da zeigt sich mal wieder, dass Antisemitismus auch vor einem hohen NC keinen halt macht."

Der Facebook-Beitrag wurde bisher über 200 Mal geteilt. "Ich finde es gut, dass du es öffentlich machst! Das ist stark!", kommentiert ein Nutzer. Ein anderer schreibt: "Erschütternd und widerwärtig! Ich hoffe, dass die Universität Mannheim mit aller nötigen Härte gegen den/die Täter/in vorgeht."

Das Rektorat der Hochschule hat inzwischen Stellung zum Vorfall bezogen. Die Universität Mannheim sei ein "Ort, an dem Studierende, Lehr­ende und Beschäftigte aller Religionen und Nationalitäten gleichermaßen willkommen sind", heißt es in der Pressemitteilung. "Menschenverachtende und rassistische Parolen haben hier keinen Platz." Im Herbst will die Uni als Reaktion auf den Vorfall eine Veranstaltungsreihe durchführen, die sich mit Antisemitismus auseinandersetzt.

Dima sagt, für ihn sei es das erste Mal, dass ihm so deutlich Antisemitismus im Uni-Alltag begegnet. "Ich habe die Stadt und die Universität als weltoffen und tolerant wahrgenommen", sagt er. "Letztendlich ist es aber auch zweitrangig, ob es Kommilitonen waren oder Mitmenschen, die nicht studieren", sagt Dima. "Schlimm genug, dass es so weit gekommen ist."

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