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Mit gefälschten Plakaten der Polizei verbreiten Unbekannte Verschwörungstheorien zum Tod von Rudolf Heß

Nächste Woche wollen Hunderte Neonazis zu seinem Todestag nach Berlin pilgern.
Foto: Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle | Marzahn-Hellersdorf

"Mord in Berlin-Spandau" steht auf dem Plakat, daneben ist das Foto von Rudolf Heß abgebildet, dem Stellvertreter Adolf Hitlers. Das Plakat wirkt wie von der Polizei, die Hinweise auf den Mörder des Kriegsverbrechers sucht.

Laut einer Polizeisprecherin sind die Plakate seit Sonntag an verschiedenen Orten in Berlin aufgetaucht, etwa an Bahnhöfen im Süden der Stadt. Die Polizei hat die Plakate entfernt und Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Auch das Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle in Marzahn-Hellersdorf hat mehrere Plakate in ihrem Bezirk gefunden und abgehängt. Die Berliner-Zeitung berichtete von einer internen Nachricht des Bezirksamtes Hellersdorf, das vor Scherben und Rasierklingen in den Plakaten warnt. Ein Sprecher des Bezirksamtes Hellersdorf machte klar, dass es diese interne Warnung nicht gibt, die "gefährlichen" Plakate seien bislang nicht gefunden worden.

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Der Kriegsverbrecher Heß saß bis zu seinem Selbstmord am 17. August 1987 im Gefängnis in Berlin Spandau. Seit dem propagiert die rechte Neonazi-Szene die verschwörerische Theorie, dass Heß von den Alliierten ermordet worden sei, wofür es aber keine Belege gibt.


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Die Plakate wirken wir Vorboten auf die in der kommenden Woche angemeldete Demonstration kurz nach dem 30. Todestag von Heß. "Mord verjährt nicht", so der Titel laut einer Sprecherin der Polizei gegenüber VICE. Es seien derzeit 500 Teilnehmer angemeldet, die am 19. August durch den Berliner Bezirk Spandau ziehen wollen.

Hier stand das Gefängnis, in dem Heß rund dreißig Jahre hinter Gittern saß, er gilt deswegen in der rechten Szene als Märtyrer. Laut dem Brandenburger Verfassungsschutz ist Heß eine heroische Ersatzfigur für Adolf Hitler, dem sie nicht offen huldigen dürfen. Um eine Nazi-Gedenkstätte zu verhinden, ist das Gefängnis noch im Jahr des Selbstmordes von Heß abgerissen worden.

Nachdem das Grab von Heß auf dem Friedhof Wunsiedel im Jahr 2011 aufgelöst wurde, fehlt offenbar der symbolische Wallfahrtsort zum Todestag. Jahrelang waren Neonazis jährlich im August mit großen Aufmärschen durch das Städtchen gezogen, trotz vieler Proteste. Als der Pachtvertrag für das Grab 2011 auslief und die Erben das Grab auflösten, war Schluss mit dem Neonazi-Treff. In Spandau wollen sie nun wieder zusammenkommen.

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