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Musikvideopremiere

Videopremiere: Belgrad erinnern in "Schellack & Gewalt" an Terror und Drama unter Stalin

Ex-Mitglieder von Slime, Kommando Sonne-nmilch und anderen entstauben als Belgrad den deutschen Post-Punk.

Wer letztes Jahr aufmerksam die deutsche Post-Punk-Landschaft verfolgt hat, konnte sehen, dass sich da ein kleiner Sturm zusammenbraut. Eine kleine Band namens Belgrad schickte sich an, die Staubschicht von dieser doch ziemlich in sich gefangenen Musikrichtung zu pusten. Mit ihrem Song "Niemand" gelang es Belgrad sogar Olli Schulz zu begeistern, bevor sie überhaupt einen Plattendeal unterschrieben hatten. Und das liegt nicht nur daran, dass hinter den Post-Punk-Newcomern alte Punk-Legenden stecken, die auch schon bei Slime und Kommando Sonne-nmilch spielten, sondern auch an neuen Ideen, mit denen Belgrad sich vom Rest abheben.

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Das beste Beispiel dafür sind Song und Video zu "Schellack & Gewalt", die eine alte Geschichte aus Sowjetzeiten erzählen. Laut dieser hörte Josef Stalin eine Pianistin im Radio, die ihm so gut gefiel, dass er unbedingt eine Platte von ihr haben wollte. Da sie aber live spielte und keine Aufzeichnungen vorlagen, schickten seine Leute einen Wagen ins Uralgebirge, um die Pianistin gegen ihren Willen verschleppen zu lassen und sie dazu zu zwingen, eine Platte für Stalin aufzunehmen. Und weil der nicht gerade ein geduldiger Mensch war, musste die Aufnahme noch in derselben Nacht erfolgen, damit er nach dem Aufstehen ihre Songs hören konnte. Eine spätere Ehrung durch Stalin lehnte die Pianistin allerdings ab, um gegen Ihre Verschleppung zu protestieren.

Und genau dieses beklemmende Drama fängt "Schellack & Gewalt" sowohl visuell, als auch melodisch perfekt ein. Zum einen spielt es ausschließlich in einem dunklen Dachzimmer, in dem der Putz von den Wänden bröckelt und dessen einzige Lichtquelle ein winziges Fenster ist. Und dann ist da zum anderen noch diese monotone Melodie, die die Aussichtslosigkeit und das Ausgeliefertseins der Protagonistin spürbar macht. Anhand eines einzelnen Schicksals wird an den Terror und das Drama der alten Sowjet-Zeit erinnert.

Das selbstbetitelte Debütalbum von Belgrad erscheint am 1. September auf Zeitstrafe und kann digital beziehungsweise als LP, CD und MC vorbestellt werden. Mehr Infos über Belgrad gibt es auf Facebook.

Tour Dates

01.09.2017 Hamburg: Hafenklang (Goldener Salon)
02.09.2017 Berlin: Acud macht neu

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