Am Samstag hatte iLoveMakonnen angekündigt, dass die Tage ein neuer Track erscheint, an dem er mit seinem verstorbenen Freund Lil Peep gearbeitet hatte. Es ist weithin bekannt, dass mehrere Stunden unveröffentlichtes Material von Peep existieren. Die Songs sind entweder unfertig oder warten auf eine Veröffentlichung. Manches davon wurde bereits releast. Makonnens frohe Botschaft hat nur einen Haken: Der ebenfalls verstorbene XXXTentacion – mit dem Peep einige Probleme gehabt haben soll – ist auch auf dem Track vertreten.
“Falling Down” ist gestern offiziell veröffentlicht worden, aber in Wahrheit geistert der Song schon länger durch die Welt. Zum ersten Mal ist er im Dezember unter dem Namen “Sunlight On Your Skin” erschiene, als Kollaboration von Peep und Makonnen. Basierend auf Snippets, die Makonnen und X’s Mutter Cleo gepostet hatten, scheint “Falling Down” der gleiche Song mit einer neuen Strophe von X anstelle von Makonnens Part zu sein. X’s Beitrag wurde erst nach Peeps Tod aufgenommen.
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Posthume Kollaborationen erweisen sich immer wieder als problematisch. Wundern sollte uns das nicht. Es ist unfassbar schwer, dem Erbe eines Künstlers gerecht zu werden, wenn dieser keine Mitsprachemöglichkeit am Endprodukt mehr hat. “Falling Down” düfte ein Beispiel dafür sein, wie man posthume Kollaborationen besser nicht macht.
Peep hatte vor seinem Tod ausgesprochenen und vermuteten Beef mit X und seiner Crew – X’s-Kumpel Ski Mask The Slump God soll Peep als “Schwuchtel” bezeichnet haben. Entsprechend unwahrscheinlich ist es, dass diese Kollaboration über die Bühne gegangen wäre, wenn Peep noch leben würde.
Bereits als Makonnen im August zum ersten Mal die X/Peep-Kollaboration ankünigte, wurde der Track von Peeps Freunden und seiner Familie vehement abgelehnt. Fish Narc, ein Mitglied von Peeps GothBoiClique, verurteilte den Track bei Instagram und sagte seinen Followern, dass “Peep niemals das XXX Feature gehört habe”.
Er führte aber auch andere Gründe gegen den Track an: “Peep hat XXX ausdrücklich wegen seines Missbrauchs von Frauen abgelehnt. Er hat Zeit und Geld aufgewendet, um XXX’s Songs von seinen Spotify-Playlists entfernen zu lassen, und hätte diesen Song nicht abgesegnet. Hört ihn euch nicht an. Die Leute wollen nur Geld mit ihm verdienen. Er hätte das nie gemacht. Er mochte XXXTentacion nicht.”
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Als Makonnen am 17. August einen Clip des Songs bei Instagram postete, drückten weitere Mitglieder der GothBoiClique und Freunde von Peep ihre Ablehnung bei Twitter aus. Nedearb, einer der Künstler, die am Häufigsten mit Peep zusammengearbeitet haben, begann eine Reihe von Tweets mit der vagen Drohung, dass er jeden heimsuchen würde, der seine Arbeiten nach seinem Tod verwendet. Der offizielle Account der GothBoiClique gab zwei kurze Messages zum Thema ab: “Müll” und “fuck you @columbiarecords”. Wicca Phase, einer der GBC-Gründer, drückte seine Gedanken etwas indirekter aus. Er postete das berühmte Goya-Gemälde “Saturn, einen seiner Söhne verschlingend” mit dem Satz: “akkurate Abbildung der Beziehung zwischen Major-Labeln und ihren Künstlern.”
Peeps Mutter, Lisa Womack, distanzierte sich und ihren Sohn ebenfalls von dem Track . Als ein Fan sie fragte, warum die Kollaboration zusammengesetzt wurde, schrieb sie: “Es war Makonnens Entscheidung”. Laut Variety hat sich Columbia Records die Rechte für Peeps unveröffentlichtes Material gesichert. Das dürfte erklären, warum Womack so wenig Mitspracherecht bei den Veröffentlichungen hat.
Als die Nachricht von der Veröffentlichung die Runde machte, stellten sich auch Peeps Fans gegen den Track. “Aus Respekt vor Peep/GBC und Columbia Records zum Trotz haben wir entschieden, dass es für uns einfach unangebracht und unethisch ist, das Posten des kommenden Releases und den Support des Song hier zu erlauben”, schrieb ein Moderator im Goth Boi Cliqe Subreddit. Der Thread erhielt 175 Antworten, die meisten unterstützen den Boykott.
Es ist tragisch genug, dass Peep so jung gestorben ist. Dass sein unveröffentlichtes Material jetzt für fragwürdige Neuerscheinungen wie “Falling Down” verramscht wird, macht den Schmerz nur schlimmer. Während der Track darauf ausgerichtet ist, die große Masse der Gelegenheitshörer abzuholen, die beide Künstler mögen, ist er für Peep-Fans ein regelrechter Tritt ins Gesicht. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass der offen bisexuelle Peep kein Problem mit einer Kollaboration mit jemandem gehabt hätte, der einmal einen Zellengenossen brutal zusammenschlug, weil er ihn für schwul hielt.
“Falling Down” soll die Leadsingle für ein neues Album voll mit unveröffentlichtem Lil-Peep-Material sein, das Columbia später dieses Jahr veröffentlichen will. Fans wünschen sich nichts mehr als an die Tracks zu kommen, die Peep nach seinem Tod hinterlassen hat. Dieser Song, der wahrscheinlich gar nicht existieren sollte, hinterlässt jetzt aber vor allem einen miesen Beigeschmack. Es bleibt abzuwarten, ob die Fans den Track am Ende einfach doch abfeiern. Wenn Peep allerdings – wie seine Familie und Freunde vermuten – den Song gar nicht gewollt hätte, warum sollten wir ihn dann wollen?
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