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Landwirtschaft

Der globale Saatgut-Tresor wird erstmals wegen des Syrienkriegs um Hilfe gebeten

Nachdem 2011 in Syrien der Krieg ausgebrochen war, sandte eine Samenbank in Aleppo seine Sammlung an einen arktischen Saatgut-Tresor in den Bergen, wo sie gelagert werden sollte. Jetzt fordert die Samenbank ihre Samen zurück—der Ernstfall ist für den...
Photos courtesy of the Svalbard Global Seed Vault.

Der Tag des jüngsten Gerichts könnte schon ein bisschen früher eintreten als erwartet.

Der andauernde syrische Bürgerkrieg hat hunderttausende Opfer gefordert, Millionen zur Flucht gezwungen und den Aufstieg des Islamischen Staats beschleunigt. Durch den Konflikt wurden außerdem hunderte historischen Stätten, Monumente und Gebäude zerstört und Syriens kulturelles Erbe wurde unwiderruflich zerstört.

Weit weniger sichtbar ist der Schaden am International Center for Agricultural Research in Dry Areas (ICARDA), einem Saatgutspeicher südlich von Aleppo. Der Speicher war eine von 11 internationalen Genbanken, die einige der wichtigsten Nutzpflanzen der Welt mit Argusaugen bewachen, und es wurden dort über 100.000 Saatgutpakete von alten Weizensorten, Harzweizen, Linsen, Gerste und Favabohnen in kühlen Temperaturen aufbewahrt. Der Speicher in Aleppo versorgte außerdem Bauern in trockenen Gebieten im Nahen Osten mit Saatgut.

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ARTIKEL: Dieser arktische Saatgut-Tresor soll unsere Ernährung sichern

Da das Zentrum mit einem Stromausfall oder einer anderen Katastrophe als Folge des Krieges rechnete, wurde veranlasst, dass die Sammlung kurz nach Kriegsausbruch 2011 auf Saatgutspeicher auf der ganzen Welt verteilt wurde. Im März wurden das letzte Saatgut zur Svalbard Global Seed Vault geschickt, einer 1.000 m2 großen Einrichtung, die in einen Berg auf der norwegischen Insel Spitzbergen gebaut wurde und sich knapp 1.300 km vom Nordpol entfernt befindet.

Damals merkte der Koordinator des Svalbard Global Seed Vault Ola Westengen an: „Die derzeitige Lage der wichtigen Genbank in Syrien veranschaulicht den Zweck des Saatgutspeichers—er bildet ein Sicherheitsnetz für wertvolle Saatgutsammlungen." Svalbard hat den Spitznamen „Doomsday Vault", weil er sozusagen ein Backup des Backup ist. Er soll unser Saatgut vor dem Atomkrieg und Krankheiten schützen, wenn andere Genbanken scheitern.

Aber jetzt möchte der ICARDA einen Teil seiner Samen zurückerhalten.

Laut Reuters hat das internationale Agrarforschungsinstitut 130 der 325 Saatgut-Pakete, die in Svalbard lagern, zurückgefordert. Das wäre das erste Mal, dass Svalbard Samen zurückgibt.

Obwohl ICARDA seinen Standort in Aleppo, seit dort zurückgeschraubt wurde, mit einer Notbesetzung weiterhin betrieb, ist der Speicher nicht vollkommen funktionstüchtig und kann seine bisherige Rolle derzeit nicht einnehmen. Stattdessen hat ICARDA seine Tätigkeiten nach Beirut verlagert. Dort möchte die Organisation ihre Aufgabe, potentiell nutzbringende Samen in die Gebiete des Nahen Ostens zu verteilen, wiederaufnehmen. Viele der Samen, die im Svalbard Global Seed Vault Many gelagert werden—darunter Weizen, Gerste und Gräser—sind dürreresistent, was für Länder, die derzeit unter den Folgen des Klimawandels leiden, ein Segen sein könnte, glaubt ICARDA.

Mehr als 100.000 Samen werden ICARDA zugesandt werden, wenn der nötige Papierkram erledigt ist, sagte ein Experte des norwegischen Landwirtschaftsministerium zu Reuters.