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Ernährung

Könnte Eiscreme gesünder als Sushi sein?

Die gängige Meinung lautet: Im Magen kommt sowieso alles zu einem Brei zusammen, der bei allen Leuten gleich ist. Bei einer aktuellen Studie zeigte sich jedoch, wie unterschiedlich unsere Körper auf Essen reagieren—und was das für eine gesunde...
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In deinem Bauch befinden sich Billionen von Bakterien—mehr als 100 Mal so viele wie das menschliche Erbgut Gene hat.

Diese unglaubliche Zahl lässt viel Spielraum, wie Essen von verschiedenen Personen verarbeitet wird, wenn es in besagten Bauch gelangt. Die gängige Meinung lautet, dass das Essen, wenn es erst mal gekaut wurde, für jeden zum gleichen Brei wird und diese Annahme spielt bei vielen Ernährungsweisen eine wichtige Rolle.

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Wissenschaftler haben jedoch angefangen, diese Annahme zu hinterfragen und erste Resultate zeigen, dass Ernährungsweisen, die auf die Regulierung des Blutzuckerspiegels abzielen, nicht immer die gewünschten Ergebnisse bringen.

ARTIKEL: Das Geheimnis einer ausgewogenen Ernährung könnte ein Dessert nach jeder Mahlzeit sein

Wissenschaftler vom Weizmann Institute of Science in Rehovot, Israel, haben eine Gruppe von 800 Probanden eine Woche lang begleitet, um „Daten zu ihrer Gesundheit und ihrem Lebensstil" zu sammeln. Sie kontrollierten ihren Blutzuckerspiegel eine Woche lang alle fünf Minuten. In dieser Zeit verzehrten die Studienteilnehmer 46.898 Mahlzeiten und so waren die Wissenschaftler in der Lage, einen Prognose-Algorithmus zu erstellen.

Das Team fand heraus, dass die Studienteilnehmer, auch wenn sie die exakt gleichen Speisen zu sich genommen hatten, fast mit Sicherheit nicht auf die gleiche Weise reagierten. Um ihr Argument zu veranschaulichen, verwendeten die Wissenschaftler folgendes Beispiel: Der Blutzuckerspiegel mancher Studienteilnehmer war höher, nachdem sie Sushi als nachdem sie Eis gegessen hatten—und roher Fisch gilt ja allgemein als gesünder als süßes Eis.

„Wir haben uns entschieden, uns auf den Blutzuckerspiegel zu konzentrieren, weil ein erhöhter Blutzuckerspiegel ein großer Risikofaktor für Diabetes, Adipositas und für das Stoffwechsel-Syndrom ist", erklärte Dr. Eran Elinav in einer Pressemitteilung. „Die enormen Unterschiede zwischen Personen, die identische Mahlzeiten konsumiert haben, unterstreicht, dass persönliche Ernährungsentscheidungen mehr dabei helfen, gesund zu bleiben, als allgemeine Ernährungsempfehlungen."

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Indem die Daten in einen Algorithmus eingegeben wurden, konnte das Team voraussagen, wie die Darmbakterien jedes Probanden auf gewisse Nahrungsmittel oder Speisen reagieren und wie sie sich folglich auf den Blutzuckerspiegel auswirken würden.

Die Ergebnisse dieser Studie könnten auch von praktischem Nutzen sein: Mit Hilfe dieses Algorithmus könnten personalisierte Diäten verschrieben werden, bei denen die individuelle Blutzuckerreaktion anstatt bestimmte Arten von Lebensmitteln im Mittelpunkt stehen—gute Nachrichten für alle, die lieber Eis statt Sushi essen.

„Sobald wir diese Daten gesehen hatten", sagte Dr. Eran Elgan vom Weizmann Institute in einem YouTube-Video, „war uns klar, dass allgemeine Ernährungsempfehlungen, die für die gesamte Bevölkerung ausgesprochen werden, nur beschränkt effektiv sein könnten." Das Team ist überzeugt, dass diese Ergebnisse „Millionen von Menschen auf der ganzen Welt helfen" könnten, die Probleme mit der Regulierung ihres Blutzuckerspiegels haben.

Wissenschaftliche Daten teilen Personen gerne mal in riesige Kategorien ein und zerstören jede Illusion der Individualität. Was aber Darmbakterien und Zucker anbelangt, sind wir aber doch alle kleine Schneeflöckchen. Danke, Wissenschaft.