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Craft Beer

Hopfen und Malz? Langweilig! Wir brauten Bier mit Pizza und norwegischen Kronen

Es war mein erstes Mal in Norwegen und ich wollte irgendetwas typisch norwegisches brauen. Also beschlossen mein Freund Mike und ich Pizza und Geld in unsere nächste Ladung Bier zu mischen—probieren geht über studieren.

Willkommen zu unserer Kolumne Nomadic Brews über das Wanderbrauen erzählt von Jeppe Jarnit-Bjergsø von Evil Twin Brewing. Jeppe braut Bier in Ländern wie Taiwan, Mexico oder Brasilien und jeden Monat wird er uns von seinen Reisen um die Welt erzählen.

Mike Murphy ist ein Amerikaner, der in Norwegen lebt und in der Lervig Aktiebryggeri in Stavanger Bier braut. Bevor er vor fünf Jahren nach Norwegen zog, lebte er in Dänemark, wo er dabei half, eine Brauerei aufzubauen. So lernten wir uns kennen und wurden gute Freunde. Er ist ziemlich gut darin, sich immer wieder neu zu erfinden und mit seinem traditionellen Ansatz im aktuellen Geschehen der Bierszene relevant zu bleiben. Für mich ist er einer der Pioniere des europäischen Craft Beer.

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Da ich noch nie in Norwegen war, dachte ich mir, es wäre jetzt wirklich mal an der Zeit. Also sagte ich zu Mike, dass ich mit ihm ein Bier brauen will, wenn ich dort bin. Da wir uns schon so lange kennen, wollte ich ein ausgefallenes, verrücktes Bier machen—etwas richtig Albernes. Wir hätten auch einfach ein IPA machen können, aber wir wollten es lieber ein bisschen übertreiben, um unsere langjährige Freundschaft zu besiegeln.

Ich wollte unserem Bier einen norwegischen Touch verpassen, also fragte ich Mike, wofür Norwegen denn bekannt ist, was sich auch potentiell ins Bier mischen lässt. In Mexiko war es Kaffee, in Taiwan Sichuan-Pfeffer, also wollte ich auch hier eine typisch norwegische Zutat verwenden. Ich wusste, dass man in Island verfaulten Hai isst, also fragte ich Mike, ob es in Norwegen auch so etwas in der Art gibt.

Er schlug aber Tiefkühlpizza vor—Grandiosa, um genau zu sein. Das Unternehmen verkauft jedes Jahr 40 Millionen Tiefkühlpizzaen. In Norwegen leben ungefähr 5 Millionen Menschen.

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Das sind ziemlich viele Tiefkühlpizzen für so wenige Leute.

Natürlich wollten wir also diese Pizza in unser Bier mischen. Das hat einen so hohen Alkoholgehalt, dass man die Pizza ohnehin nicht mehr rausschmeckt.

Ich hatte aber das Gefühl, dass dem Bier noch eine Zutat fehlt. „Gibt's sonst noch etwas?", fragte ich ihn. Darauf antwortete er, die Norweger wären für ihr Geld bekannt. Es sei das reichste Land der Welt.

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Sofort dachte ich mir, OK, dann machen wir Bier mit Pizza und Geld.

Aber eins nach dem anderen: Geld schmeckt nach nichts (glaube ich). Wenn man Bier braut—in unserem Fall 6000 Liter—geht es auch manchmal darum, einfach Spaß zu haben und genau das war unser Ziel. Wir nahmen uns vor, das stärkste Bier Norwegens zu brauen, um die 20 Prozent, was gar nicht so einfach ist. Mein stärkstes bisher hatte 17,2 Prozent.

Die Lervig Brauerei ist verdammt groß—die größte, das ich je verwendet habe mit einer Kapazität von 250 Hektolitern, also 25.000 Liter. Das größte Brausystem, mit dem ich bisher gearbeitet hatte, war für 12.000 Liter gemacht. Wir schöpften aber nur 6.000 der 25.000 Liter Kapazität aus und verwendeten also nur einen kleinen Teil des ganzen Systems. Dadurch konnten wir mehr Malz und Zucker hinzufügen und das Bier höher zu fermentieren.

Schlussendlich ergab es einfach am meisten Sinn, ein Stout-Bier zu machen. Für ein Stout muss man Zucker hinzufügen, weil der gärfähig ist. Und man kann nur eine bestimmte Menge Malz dazugeben, weil irgendwann das Malz-Wasser-Verhältnis zu hoch ist und die Maische zu trocken wird. Mike hatte dann die Idee, Enzyme hinzuzufügen, um den Alkoholgehalt zu erhöhen. Wenn man Bier fermentiert, wird der Zucker durch die Hefe in Alkohol umgewandelt und so steigt der Alkoholgehalt.

Wir warfen eine tiefgekühlte Schinken-Paprika-Pizza rein, während das Bier kochte. Das Geld kam erst nach der Fermentation rein. Wir haben das Bier quasi trocken gehopft, nur eben mit Geld. Hopfen kommt normalerweise nach der Fermentation rein, macht das Gebräu haltbar und schmeckt leicht bitter. Wir fragten uns, ob unser Bier wohl einen frischen Geldgeschmack haben würde.

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Ich gab Mike 100 Dollar. Er schmiss noch ein paar norwegische Kronen hinein, also schwammen ein paar hundert Dollar im Bier herum. Durch den hohen Alkoholgehalt werden mehr oder weniger alle Keime entfernt. Nachdem der Prozess abgeschlossen war, schlug Mike vor, das Geld abzuspülen und damit eine Pizza zu kaufen.

Das Big Ass Money Stout, wie wir es nennen, wird richtig übertrieben sein. Meine Biere sollen ausgeglichen und komplex sein, aber manchmal macht es auch einfach Spaß, sich selbst mit etwas so Albernem herauszufordern. Das ist eins von den Bieren, bei denen wir uns denken: Wie weit können wir dieses Rezept ausreizen, um den Alkoholgehalt zu erhöhen? Wenn man es nicht hin und wieder mal probiert, wird man es auch nie wissen.

Wir wissen immer noch nicht, ob es auch 20 Prozent haben wird, aber das ist unser Ziel. Es ist ein Stout, also ist es richtig mächtig—mit einem intensiven Kaffee- und Schokoladearoma. Es wird sich im Mund sehr sämig anfühlen, wie norwegisches Öl. Bei so einem mächtigen Bier gibt es viel Restsüße, weil bei der Fermentation nicht aller Zucker verschwindet. Keine Hefe ist dazu imstande. Ich will nicht sagen, dass es ungenießbar sein wird, weil kein Bier ungenießbar ist. Aber es wird sehr vielen Leuten nicht schmecken. Es ist ein Bier, das man ein oder zwei Jahre einlagert, bis es sich selbst ausgleicht. Wenn du alleine eine ganze Flasche trinken würdest, wärst du stockbesoffen.

Es ist, als würdest du fünf Bier in einem trinken.

Wir werden das Big Ass Money Stout in die USA exportieren, hauptsächlich weil Mike Angst hat, dass die Norweger angepisst sein könnten, weil wir Geld reingeschmissen haben. Ich weiß, dass es verrückt und dumm ist. Manche Leute werden durchdrehen, aber andere werden auch realisieren, dass wir uns selbst nicht immer ganz ernst nehmen.

In ein paar Monaten, wenn der Fermentationsprozess abgeschlossen ist, verschiffen wir das Bier. Manche Leute werden es trinken. Manchen schmeckt es vielleicht, wenn es noch frisch ist. Andere werden es vielleicht erst in ein paar Jahren trinken.

Ein amerikanischer Traum.