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Fleisch

Wenn ihr Hotdogs esst, solltet ihr auch Laborburger essen

Mark Post, der Mann hinter dem ersten Laborburger der Welt, ist der Meinung, dass wir uns nichts so anstellen sollen, wenn es um Burger aus der Petrischale geht.
Foto mit freundlicher Genehmigung der Universität Maastricht.

Fleisch, ohne dass dafür ein Tier getötet werden muss, ist mittlerweile zu einer realistischen Option geworden. Aber wie bringt man die Leute dazu, es zu essen?

Professor Mark Post von der Universität Maastricht—der Mann hinter dem ersten Labor-Hamburger—sagte zum Publikum bei der Fachmesse des Institute of Food Technologists (IFT) in Chicago am 12. Juli, dass er der Meinung sei, gezüchtetes Fleisch könnte uns von unserer Abhängigkeit von konventionell hergestelltem Zeug in naher Zukunft erlösen.

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Diese Meinung vertritt Post schon seit einer Weile. Im März berichteten unsere amerikanischen Kollegen über seine neue Zuchtmethode, mit der er die Produktionskosten von 325.000 Dollar auf 11,36 pro Burger senkten konnte.

Post hat einfach kein Interesse an blutigen Veggie-Burgern, er will das richtige Zeug, nur ohne sterbende Tiere. Im krassen Gegensatz zu den zahlreichen Argumenten von Vegetariern, dass Menschen natürliche Pflanzenfresser sind, sagte Post zum Publikum der Messe: „Wir sind eine Spezies, die gemacht ist, Fleisch zu mögen" und das hätte sich im Laufe der Evolution nicht verändert.

Gleichzeitig ist ihm aber auch wichtig, dass der Fleischkonsum der Menschheit keinem Tier das Leben kostet. Die Kosten zu reduzieren, ist jedoch nur ein Teil des Puzzles. Man muss nämlich die Leute auch dazu bringen, im Labor produziertes Fleisch zu essen.

Seien wir uns mal ehrlich, wollen wir künstliches Fleisch? So misstrauisch wie Leute zurecht gegenüber genetisch veränderten Organismen, Pestiziden und mehrsilbigen Zusatzstoffen sind, scheint gerade jetzt ein sehr ungünstiger Zeitpunkt zu sein, Leute davon zu überzeugen, Fleisch zu essen, das noch nie etwas anderes als die vier Wände des Labors und die Hände eines vielleicht größenwahnsinnigen Wissenschaftlers gesehen hat!

Laut FoodNavigator bleibt Post optimistisch und sagt: „Das wird vorübergehen. Wenn es ein paar Early Adopters gibt, die Fleisch aus dem Labor essen, wird es mehr Akzeptanz finden … Kinder denken nicht zwei Mal nach und fragen: ‚Darf ich es probieren?'"

Als er erklären wollte, wie Leute auf etwas Lust haben können, das nichts mit einem Produkt der natürlichen Welt zu tun hat, nannte Post Hotdogs als bekanntes Beispiel. „Das Interessante daran ist, dass die Leute nicht wissen, was drin ist. Noch interessanter ist aber, dass sie es gar nicht wissen wollen."

Das wahre Verkaufsargument für In-vitro-Fleisch ist jedoch dessen Status als schlachtfreie Alternative. „Wir sind der kognitiven Dissonanz sehr mächtig", sagte Post. „Wir wissen, dass ein Tier für unser Fleisch getötet wurde, aber wir akzeptieren es, weil wir keine Wahl haben. Wenn es aber plötzlich eine Alternative gibt, kann man es nicht mehr so einfach hinnehmen."

Momentan braucht es aber zur Herstellung von In-vitro-Fleisch Kuhblut. Posts Team arbeitet jedoch anscheinend an Möglichkeiten, die Abhängigkeit von Blut weitestgehend zu minimieren und stattdessen Salzwasser-Algen als Wachstumsmedium einzusetzen.

Aber trotz billigeren Preisschilds und des Versprechens von Fleisch ohne Tierquälerei könnte es noch eine Weile dauern, bis die In-vitro-Eiweißquelle in deinem Supermarkt erhältlich ist. In der Zwischenzeit gibt es zum Glück immer noch vegane Rote Bete-Burger.