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Aus dem Weltraum kommen kurze Radiosignale und keiner weiß woher

Astronomen bestätigen mysteriöse Radiowellen-Signale aus den tiefen des Universums.
Die Magellansche Wolke
Die Magellansche Wolke | Bild: NASA | Wikipedia | Lizenz: Public Domain 

Aus dem Himmel erreichen uns ständig kosmische Radiosignale. Das ist keine Neuigkeit, denn die Quellen der meisten dieser Signale, Pulsare sind schon seit einiger Zeit bekannt. Astronomen können diese rotierenden Neutronensterne mittlerweile recht gut orten und sie zur Erkundung unseres Universums nutzen. Man kann sich diese Pulsare wie riesige Kreisel vorstellen, die sich so schnell um Ihre Achse drehen, dass eine Rotation lediglich zwischen wenigen Millisekunden und ein paar Sekunden dauert.

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Wir erkennen Pulsare an ihren charakteristischen Blinksignalen, hervorgerufen von Radiostahlen, die entlang einer geraden Achse aus dem Stern austreten und sich mit ihm mitdrehen, wie das Licht eines Leuchtturms. Es gibt ein paar ganz ungewöhnliche Pulsare, von denen wir bisher nur ein ein einziges oder nur wenige, Blinksignale sehen konnten und auf das nächste noch immer warten. Diese Signale werden rotierende Radiontransiente (RRATs) genannt und stammen von Pulsaren die entweder zu langsam oder zu unregelmäßig rotieren beziehungsweise deren Radiostrahlung stark schwankt.

RRATs wurden zum ersten mal im Jahr 2006 beschrieben. Doch schon ein Jahr später wurde ein noch merkwürdigeres Radiosignal aus den Tiefen des Alls empfangen: ein schneller Radioimpuls (FRB). Diese Art Signal wiederholt sich nach den bisherigen Beobachtungen überhaupt nicht. Zwar schließt diese Beobachtung Pulsare als Quelle der Signale nicht aus, doch obendrein scheinen FRBs nicht, wie die meisten Pulsare, aus unserer eigenen yGalaxie zu kommen. Das können wir aus der Streuung ihres Signals erkennen, die gegenüber Pulsaren viel weniger gebündelt ist.

Nur 20 Pulsare wurde bisher außerhalb unserer Milchstraße gefunden und alle von ihnen in der Magellanschen Wolke. Diese Galaxie ist jedoch so nah an unserer, dass sich die beiden durch ihre Gravitationswirkungen gegenseitig verformen. Du kannst die Maggelansche Wolke sogar mit bloßem Auge von der Südhalbkugel aus sehen kann (wie damals Magellan, ihr Entdecker).

Das muss nicht heißen, dass Pulsare prinzipiell nicht die Quelle der FRBs sein könnten. Es wäre nur äußerst unwahrscheinlich, dass die ersten extragalaktischen Pulsare die außerhalb der Magellanschen Wolke entdeckt werden, solche mit derart ungewöhnlichen Eigenschaften sind. Andere Erklärungsmodelle, die die neue Studie vorschlägt, sind allerdings astronomisch gesehen auch nicht weniger seltsam: „Verdampfende, uralte Schwarze Löcher, verschmelzende Neutronensterne, kollabierende supermassive Neutronensterne und superleitende kosmische Strings.” In jedem dieser Fälle würden wir einiges Neues über unser Universum lernen.

In den letzten paar Jahren wurden eine handvoll FRBs beobachtet, allerdings verdächtigerweise immer nur mit dem gleichen Teleskop, dem Parke Observatorium in Australien. Es gab bisher nicht eine bestätigende Aufnahme von irgendeinem anderen Radio-Observatorium. Bisher. Denn jetzt berichtet eine kürzlich im Astrophysical Journal erschienene Studie von einem FRB, das bereits 2012 empfangen wurde, mit dem Arecibo Radioteleskop in Puerto Rico. Diese eine Aufnahme macht es sehr viel wahrscheinlicher, dass FRBs ein echtes Weltraummysterium sind und nicht irgendein Radioartefakt von der Erde.

Daneben schlägt die Studie noch zwei mögliche Quellen innerhalb unserer Galaxie vor: erdbasierte Signale oder von Gasansammlungen abgeschwächte Pulse aus der Milchstraße. Gegen erdbasierte Quellen spricht, dass diese „von vielen Observatorien gleichzeitig aufgezweichnet werden müssten.“ Und an der zweiten Theorie lässt die Tatsache zweifeln, dass „wir keinen Hinweis auf dichte Gasansammlungen in der Richtung der Quelle des Signals ausmachen konnten, die die Schwächung des Signals erklären könnte.“

Es bleiben also nur extragalaktische Modelle als Erklärung übrig, was toll ist. Denn das bedeutet, dass die FRB-Signale in der Tat durch den intergalaktischen Raum reisen und wir an ihnen etwas über diese leeren Weiten lernen könnten. Doch noch spannender ist, dass die Signale wirklich eine unbekannte mysteriöse Quelle haben müssen. Die Forscher schätzen, dass bis es täglich bis zu 10000 FRBs gibt. Mit geeigneten Beobachtunsmethoden sollten also bald auch reichlich Daten zur Erforschung dieser merkwürdigen Radiosendungen zur Verfügung stehen. Bis dahin: viel Freude mit den Alien-Phantasien.