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Homosexualität ist im neuen Videospiel von Nintendo nicht vorgesehen

Mit der #Miiquality-Kampagne beschweren sich Gaymer über die begrenzte Freiheit in der virtuellen Weit des neuen Nintendo Spiels Tomodachi Life.
Screenshot aus Tomodachi Life via YouTube

Der Trailer für das neue Life-Simulator-Game von Nintendo wirbt mit den grenzenlosen Verlockungen der virtuellen Welt: „In Tomodachi Life kannst du jeden erschaffen, den du dir nur vorstellen kannst." Blöderweise erstreckt sich diese theoretische Freiheit nicht auf das Ende von beschränktem Entwicklerdenken.

Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind jedoch in dem ab Juni in den USA erhältlichen Tomodachi Life offiziell nicht vorgesehen. Das wäre nur halb so wild, wenn der Kern von Casual-Life-Simulatoren nicht genau das Nachbauen, Nachfühlen und Nachspielen einer selbsterschaffenen Avatar-Existenz wäre. Ein freies Ausleben der eigenen Sexualität sollte doch zumindest bei virtuellen Charakteren kein Problem darstellen.

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Dear Nintendo, make same sex marriage happen in #Tomodachi for the #3DS . #Nintendo is pretty gay itself with all its IPs #Miiquality

— Oskizzle (@LackeySheik) May 9, 2014

Schon im Spieleklassiker The Sims war seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2000 homosexuelles Leben erlaubt (selbst wenn es auch hier Kontroversen und eine temporäre Blockade von Nintendo gab), während Facebook seit Mitte Februar 50 verschiedene Gender-Ausdrücke für deine digitale Identität kennt.

Hoffentlich werden alle Fans erkennen, dass das Spiel nur drollig und skuril sein will.

Gegen die sexuellen Vorschriften in der bunt-schimmernden Nintendo-Welt formiert sich nun seit einigen Tagen massiver Widerstand im Netz. Tye Marini ein Nintendo-Fanboy, der es nicht einsah in dem Spiel den Avatar seines Freundes nicht heiraten zu können, hat vor einer Woche die Miiquality-Kampagne ins Leben gerufen, die sich inzwischen auf Twitter zu einem veritablen Shitstorm gegen Nintendo ausgeboren hat.

So richtig Fahrt hat die ganze Debatte ohnehin erst aufgenommen durch die ungelenke Reaktion von Nintendo, die auf die allgemeinen Forderung nach Inklusion ziemlich unvorbereitet schienen:

„Nintendo hat nie beabsichtigt, mit der Veröffentlichung von 'Tomodachi Life' irgendeine Form eines gesellschaftlichen Statements abzugeben. Die Beziehungsoptionen im Spiel repräsentieren eher eine lustige alternative Welt, als dass sie das echte Leben simulieren."

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Die unkreative Hoffnung, dass die Spieler erkennen, dass das Spiel lediglich „drollig und skurril" sein will, klingt dagegen fast schon wie blanker Hohn. Sowohl die Programmierung des Spiels—die sich möglicherweise an den recht strikten homo-unfreundlichen Gesetzen Japans orientiert—als auch die Antwort des Unternehmens sind nichts anderes als eine gesellschaftliche Aussage—da hilft auch kein entschuldigender Hinweis des Herstellers doch „nur" eine alternative Welt erschaffen zu haben.

#Miiquality from Tyeforce on Vimeo.

Die Repräsentation von Geschlecht spielt eben durchaus eine wichtige Rolle in Videospielwelten. So fand eine Studie von Cyber-Psychologen heraus, dass 57% aller Spieler in einem Spiel schon einmal ihr Gender getauscht hatten, wenn dies möglich war.

Videospiele sind meist bis heute nicht gerade als Vorreiter gegen heterosexuelle Klischees bekannt, wobei es selbstverständlich Ausnahmen gibt, wie erst kürzlich wieder die von den Kritikern heiß gebliebten Gone Home und The Last of Us zeigten. Nur allzu häufig jedoch sind Games-Avatare angelehnt an männliche, weiße und heterosexuelle Rollenbilder—wogegen sich denn auch Aktionen wie die Bewegung der Gaymer oder die Entlarvung von Rassismus durch BioShock Infinite richten.

Im Ankündigungsvideo zu Tomodachi Life jedenfalls besingt der Avatar von Bill Trinen, einem Entwickler von Nintendo Amerika, die Schönheit der virtuellen Welt: „Real Life is too small." Ich frage mich allerdings, wer abseits der netzhautablösenden Optik in einem Life Simulator von Nintendo überhaupt noch mit Abenteuern rechnet—dann schon lieber ein unhandlicherer Gender-Tausch mit Oculus Rift.