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Auch eine nachhaltige Maßnahme: Gouverneur von Florida verbietet den Begriff Klimawandel

Das wird man doch wohl noch verbieten dürfen!
Rick Scott
Rick Scott | Bild: imago | ZUMA Press

Wenn du als Zweijähriger eine Tatsache nicht wahrhaben willst, dann gibt es einen genialen Trick, um sie zu vermeiden: Du hältst dir einfach die Ohren und Augen zu, und schon ist sie verschwunden. Eine brilliante Strategie, die der Gouverneur von Florida all seinen Untergebenen nun noch einmal perfektioniert vorgeführt hat.

Der Klimawandel ist nun mal eine besonders unschöne Tatsache. Insbesondere in Florida ist das zu spüren, denn der US-Bundesstaat ist bei weitem der anfälligste Flecken Nordamerikas gegenüber den Folgen der globalen Erwärmung (staatlich belegt). Die größte Stadt Miami gilt mit gerade mal 1,3 Metern über dem Meeresspiegel als gefährdetste Stadt in den USA für Überflutungen und Hurricanes.

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Da muss man als Regierungsoberhaupt schleunigst etwas unternehmen—am besten kurzfristig und durchschlagend effektiv. Unter dem republikanischen Gouverneur Rick Scott ist es den Behördenmitarbeitern in Florida deswegen im offiziellen Gebrauch verboten worden, vom Klimawandel zu reden. Oder von Erderwärmung. Oder Nachhaltigkeit. Problem gelöst!

Das Totalverbot der Begriffe global warming und climate change erstreckt sich auf Publikationen wie Berichte, E-Mails und Evaluationen sowie Bildungsmaßnahmen. Ganz besonders zielt das Verbot auf das Umweltministerium ab, dessen 3200 Mitarbeiter gleichzeitig versuchen sollen, sich auf das Unaussprechliche vorzubereiten. Auch sustainability ist ein Tabubegriff.

„Wir haben uns tagtäglich mit den Effekten und wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels beschäftigt und durften trotzdem nicht drüber reden", sagte ein früherer Mitarbeiter des Umweltministeriums gegenüber dem Florida Center for Investigative Reporting. „Uns wurde gesagt, wir durften nichts diskutieren, das keine 'wahre Tatsache' sei."

Die neue Sprachregelung wurde direkt nach dem Antritt des republikanischen Gouverneurs Rick Scott 2011 eingeführt, dessen fantastisch weitsichtiger Politik ihm im vergangenen November gleich noch eine zweite Amtszeit eingebracht hat. Rick Scott ist ein standfester Klimawandelleugner und regiert mit erstaunlich unbekümmerter Ignoranz angesichts von Tropenstürmen und immer regelmäßigeren Überflutungen im ganzen Bundesstaat wie sie die Bilder oben an der Strandpromenade von South Beach zeigen.

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Gern wiederholt der Politiker immer wieder gebetsmühlenartig vor Presse und Publikum, er glaube nicht an den Klimawandel und schon gar nicht, dass er menschgemacht sei. „Ich bin kein Wissenschaftler", sagte er gegenüber dem Miami Herald und jedem, der ihn fragte. „Ich brauche etwas, das mich mehr überzeugt, als das, was ich gelesen habe".

Als Reaktion darauf bot eine Gruppe Wissenschaftler aus Florida im August vergangenen Jahres an, sich mit Scott zu treffen und ihm die wissenschaftliche Faktenlage rund um den Klimawandel langsam und deutlich zu erläutern. Mit mäßigem Erfolg, denn von den 30 Minuten Audienz, die den Wissenschaftlern für ihren Nachhilfe-Crashkurs gewährt wurden, laberte Scott zehn Minuten einführend über sich selbst, um die Zeit zu drücken, nickte dann ab und zu milde gelangweilt und wendete sich anschließend „Wichtigerem" zu. Den Verlauf dieser tragischen Komödie gibt es sogar als Video:

Dabei sind die Folgen des Klimawandels gerade in Florida eigentlich für jedermann spürbar und sichtbar. Wirbelstürme verwüsten die Küsten, bis 2060 soll der Meeresspiegel um 60 Zentimeter steigen. Bis 2100 wird ein Großteil von Miami überflutet sein. Ganze 30 Prozent der langen Sandstrände, für die Florida so berühmt ist, werden in den nächsten 85 Jahren vom Klimawandel bedroht sein. Trotzdem wird in Florida munter weiter gebaut, gern auch in Form von luxuriösen Wolkenkratzern nah am Wasser, die in wenigen Jahren buchstäblich versinken werden.

Falls es jemand noch mal schriftlich braucht: Das IPCC, immerhin eine von den Vereinten Nationen zusammengestellte Expertengruppe aus Wissenschaftlern aus 27 Ländern, hat die Verbindung Mensch—Erderwärmung im jüngsten 2014er-Klimabericht zum x-ten Mal in klaren Worten für Politiker zusammengefasst: „Der menschliche Einfluss auf das Klima ist eindeutig und die jüngsten Messungen menschproduzierter Treibhausgase sind die höchsten in der Geschichte. Der Klimawandel hat einen enormen Einfluss auf menschliche und natürliche Systeme."

Aber Rick Scott wird das nicht hören—warum sollte man auch etwas gegen den blöden K-Wandel unternehmen, wenn man ihn auch einfach verbieten kann?