FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Kalifornien ist kurz davor, ein Schulverbot für Impfgegner-Kinder einzuführen

Weil „Skeptiker“ sich weigern, ihre Kinder zu impfen, kam es auch in Kalifornien zu einem Masern-Ausbruch. Das neue Gesetz würde ungeimpften Kindern den Zugang zu staatlichen Schulen und Kindergärten untersagen.
Bild: Imago

Wenn es nach einem neuen Gesetzesvorschlag geht, dürfen ungeimpfte Kinder in Kalifornien schon bald keine staatlichen Kindergärten oder Schulen mehr besuchen. Das Gesetz, auf deren Einreichung sich mehrere Senatoren jetzt einigten, richtet sich gegen eine bisherige Lücke, nach der Eltern ihre Kinder vor dem Schulbesuch aus Gründen „persönlicher Überzeugungen" nicht impfen mussten.

Das Gesetz würde Eltern zwar grundsätzlich nicht verbieten, ihre Kinder nicht zu impfen. Allerdings müsste ihr Nachwuchs dann auf eine Privatschule gehen oder zuhause unterrichtet werden. Kalifornien will damit die Gefahr eindämmen, die ungeimpfte Kinder für Gleichaltrige bedeuten können.

Anzeige

Kalifornien erlebte seit 2010 sowohl eine ungewöhnliche Zunahme an Keuchhusteninfektionen als auch Ende des vergangenen Jahres einen Masern-Ausbruch. Dahinter steckt zumindest als Teilursache die erstaunlich weit verbreitete Impfskepsis, die Anfang 2015 auch in Berlin eine beispiellose Masern-Welle beförderte und im Februar schließlich sogar das Leben eines ungeimpften Kindes forderte.

„Im vergangenen Jahr haben wir einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommen, was passieren kann, wenn die Herdenimmunität abnimmt", erläuterte die Abgeordnete Lorena Gonzalez. Wenn eine Population Herdenimmunität erreicht, dann ist die Immunität der gesamten Gruppe so hoch, dass auch nicht-immune Individuen geschützt wären.

„Was soll noch passieren? Warten wir nächstes Mal, bis eine ausgewachsene Epidemie ausbricht, bevor wir die verletzlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft schützen?", fragte Gonzalez.

Facebook-Medizinmänner vergiften ihre Kinder mit Chlorbleiche-Einläufen, um sie vom Autismus zu heilen

Das Gesetz sieht auch einige naheliegende Ausnahmen vor: Kinder, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können, sind von der Regelung ausgeschlossen. Des Weiteren beziehen sich die Regularien auf lediglich zehn spezifische Impfungen; darunter jene gegen Mumps, Masern und Röteln.

Senator Mike Gatto kritisierte den Gesetzesvorschlag dennoch als einen zu weitreichenden staatlichen Eingriff in den Verantwortungsbereich der Eltern. Er merkte auch an, dass das Gesetz medizinisch keinen allzu großen Vorteil bringen könnte, da es nur den Zugang zu staatlichen Schulen regulieren würde.

Bereits bei der ersten Senatsdebatte vor einigen Wochen kam es zu hitzigen Diskussionen. Sowohl Demokraten als auch Republikaner äußerten Kritik an dem Vorhaben. Dabei ging es vor allem um den eingeschränkten Zugang zu Schulen und einen möglichen Eingriff in persönliche Freiheitsrechte. Aber auch die Frage, wie groß die Gefahr eines erhöhten Ansteckungsrisikos aktuell tatsächlich sei, wurde diskutiert: Nach wie vor ist die Quote an Impfverweigerern verhältnismäßig niedrig.

Die Bewegung sogenannter Impfskeptiker, die Impfungen unter anderem sogar als Ursache für Autismus sehen, hat in den USA dennoch bereits erkennbare Auswirkungen auf die Impfraten gehabt. Auch in Kalifornien ist die Impfrate aktuell zu gering, um Herdenimmunität zu erreichen—trotz einer Quote von knapp unter 90 Prozent.

Fest steht, dass auch der aktuelle Gesetzesvorschlag das Problem nicht lösen würde—dennoch könnte es zumindest bei einigen impfkritischen Eltern dazu führen, dass sie ihre Meinung überdenken. Nichtsdestotrotz wären wohl auch weitere Aufklärungskampagnen eine gute Idee, damit auch der Letzte versteht, dass Impfungen ungefährlich sind und erst recht nicht für Autismus verantwortlich sind.

In einem nächsten Schritt wird die Gesetzesvorlage erneut dem Senat vorgelegt. Die Abstimmung könnte jedoch schnell durchgewunken werden, nachdem bereits bei der ersten Abstimmung mit 46 zu 30 mit ja gestimmt wurde und das kalifornische Gesundheitskomitee außerdem noch kleinere Korrekturen vorgenommen hat. Danach könnte das Vorhaben vom Gouverneur abgezeichnet werden und in Kraft treten. Es wäre ein echter Sieg von Wissenschaft und Vernunft.