Dieser Ex-Chirurg aus Borken baut maßstabsgetreue Delorean-Zeitmaschinen
Alle Bilder: Dr. Oliver Wirth

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Dieser Ex-Chirurg aus Borken baut maßstabsgetreue Delorean-Zeitmaschinen

Dr. Oliver Wirth ist der einzige "Zurück in die Zukunft"-Fan Deutschlands, der die Originalmaßstäbe der Dolorean-Timemachine besitzt.

Nach 18 Jahren als Oberarzt in der Unfallchirurgie hat Dr. Oliver Wirtz seinen Job gekündigt, um mehr Zeit für seine osteopathische Praxis in Borken zu haben. Aktuell musste sich der Arzt allerdings Urlaub genommen, denn als deutschlandweit einziger Fan, der die Delorean-Zeitmaschine im Originalmaßstab aus den „Zurück in die Zukunft"-Filmen nachbaut, hat er einen Tag vor der Ankunft Marty McFlys im Jahr 2015 keine ruhige Minute mehr.

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Fünf DeLoreans hat er in den vergangen Jahren bereits aus den USA importiert und in seiner Lagerhalle im Westmünsterland zur maßstabsgetreuen Zeitmaschine umgebaut. Von den Düsen, über die Fluxboxen und Elkos bis zu den Blackboxen auf dem Armaturenbrett bastelt Wirth dabei alles selbst—nur den berühmten Flux-Kompensator bezieht er von einer italienischen Firma, die 20 Exemplare des Kernstücks der Zeitmaschine originalgetreu nachgebaut hat.

Alle Bilder: Dr. Oliver Wirth

Motherboard: Herr Dr. Wirth, wie sind Sie dazu gekommen, DeLorean-Zeitmaschinen nachzubauen?

Ach, ich habe immer schon an irgendwelchen Autos rumgeschraubt. Im Medizinstudium waren das Golfs und Passats, später als Arzt im Krankenhaus dann eher Jaguar und Mercedes. Das wurde aber irgendwann langweilig. Da habe ich mir dann den ersten DeLorean aus Amerika bestellt. Das war 'ne echte Vollmöhre, da musste ich noch einiges reinstecken, bis der fahrbar war.

Im Medizinstudium habe ich an Golfs und Passats rumgeschraubt, später als Arzt dann eher an Jaguar und Mercedes.

Ich bin früher als Notarzt auch viel Motorradrennen gefahren. Ich muss diesem Händler in Holland wohl bei einem der Rennen mal das Leben gerettet haben, als er verunglückt war. Ich kann mich da nicht mehr richtig dran erinnern, er aber schon. Deswegen bekomme ich die DeLoreans für ganz kleines Geld über Holland aus Amerika. Ich zahle für so ein Auto dann um die 15.000 Euro. Da hat man dann sehr schnell fünf davon und fängt an, Quatsch damit zu machen. Der erste Umbau hat zwölf Wochen gedauert.

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Wie sind sie denn an die Originalmaßstäbe des DeLorean aus „Zurück in die Zukunft" gekommen?

Ich habe Kevin Pike, der damals das Auto für Steven Spielberg gebaut hat, einfach mal frech angemailt und Bilder von meinem Auto geschickt, nachdem ich meinen ersten DeLorean gebaut hatte. Pike schrieb dann zurück: 'Great work. Only the blue boxes must be grey.' Von ihm hab ich die Originalmaße, so dass meine aktuellen DeLoreans alle auf den Milimeter genau mit dem Filmwagen übereinstimmen.

Im Internet findet man viele Nachbauten, bei denen die sechs Fluxboxen am Auto blau lackiert sind. Ich hatte mich damals an diesen Fotos orientiert und mit meinem Zollstock am Auto rumgedoktert. Pike sagte mir dann, ich solle sie beim nächsten Umbau grau machen. Mittlerweile bestellt er selbst bei mir diese schwarzen Boxen mit den LEDs, die auf dem Armaturenbrett stehen. Ich meinte zu ihm, dass er sie nur zum normalen Preis bekommt—die sind ja CNC-gefräst—und im Austausch gegen die Originalmaße. Jetzt hab ich sie. Die werden ja ansonsten gehütet wie das Coca-Cola-Geheimnis.

An meinen Nachbauten gibt es jetzt also nichts mehr zu meckern. Früher habe ich acht bis zehn E-Mails am Tag von irgendwelchen Freaks bekommen, die meinten: „Die eine Schraube da muss mehr nach links" oder „der Kabelbinder ist ja blau" und so weiter."

Verkaufen Sie ihre DeLorean-Zeitmaschinen auch? Sind die Autos denn überhaupt für die Straße zugelassen?

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Klar könnte ich die auch verkaufen. Im Schnitt habe ich drei bis fünf Anfragen pro Tag von Privatleuten, die einen DeLorean kaufen wollen. Ich möchte aber auch nicht in 'nem halben Jahr wieder irgendetwas zurücknehmen müssen, weil irgendjemand seine komplette Familie verkauft hat, nur um so ein blödes Auto zu haben. Seriöse Interessenten sind eher Kinos oder Eventfirmen oder Leute, die selber fünf von den Autos haben.

„Als nächstes Projekt möchte ich gerne den Tumbler von Batman nachbauen."

Nein, zugelassen sind die Autos nicht. Sie sind fahrbar, aber nicht dafür gemacht, um auf der Straße rumzufahren. Und dafür ist es dann schon sehr viel Geld für einen Hardcore-Fan. Deswegen lassen wir gar nicht zu, dass die sich in finanzielle Unkosten stürzen. Man könnte jetzt den unteren Teil der Düsen abschrauben und vorne die Seitenblinker ändern, dann wäre es auch beim TÜV kein Problem. Aber generell erlischt die Zulassung, wenn man mehr als 15 Zentimeter anbaut.

Wo werden Sie denn morgen die Ankunft Marty McFlys feiern? Werden Sie sich die drei Filme noch mal ansehen?

Nee, eher nicht. Ich fahr morgen mit einem meiner Autos in ein Kino, das mir ein Auto abgekauft hat. Je nachdem, wie das Fahrzeug ankommt, werd ich den Fans anbieten, ein Selfie mit dem DeLorean zu machen. Ich will da jetzt aber auch nicht wie der Eisverkäufer den Leuten auf die Nerven gehen.

Stimmt es, dass Sie in Zukunft keine DeLoreans mehr umbauen wollen, weil es ihnen zu langweilig geworden ist?

Naja, Ich habe jetzt grade noch einen Last-Minute-DeLorean zusammengebaut, in drei Tagen und drei Nächten. Die Amerikaner brauchen dafür in 'nem Viererteam auch gerne mal sechs Wochen und machen auch noch Löcher in den Edelstahl. Bei mir ist alles vorbereitet und wird aus Aluplatten gesteckt. So was juckt natürlich schon in Fingern, wenn man in drei Tagen das Auto für jemanden so fertig machen kann.

Ich erzähle natürlich mittlerweile auf Events immer dieselben Sachen. Die Reaktionen, die man mit einem solchen Wagen auf der Straße provoziert, sind aber nach wie vor unbezahlbar. Die Leute lachen und hupen, anders als bei einem Lamborghini, wo man am Ende noch den Mittelfinger gezeigt bekommt. Das macht schon Spaß.

Als nächstes Projekt möchte ich aber gerne den Tumbler von Batman nachbauen. Die Materialien sind schon da. Der ist dann so in drei Monaten fertig.

Wir freuen uns drauf. Vielen Dank, Herr Dr.Wirth!