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Gamer wütend, weil dieses Spiel sie dazu zwingen kann, als Frau weiterzuspielen

In dem Outdoor-Survival Abenteuer Rust bestimmt ab sofort die Steam-ID das Geschlecht der Avatare. Auf Reddit zeigen sich einige entsetzt über das Update.
Bild: Rust

Vor knapp einem Jahr kündigte Steam ein neues, kontroverses Feature für das Survival-Game Rust an. Nun ist es so weit: Ab sofort wird jedem Spieler nach dem Zufallsprinzip ein männlicher oder weiblicher Avatar zugeordnet—das Geschlecht des Avatars kann in den Spieleinstellungen nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Einige Charakteristika der Rust-Avatare, wie beispielsweise Hautfarbe, Größe und sogar die Penislänge werden schon länger zufällig generiert. Das war bisher kein Problem für die Gamer—so lange jeder Avatar noch männlich war. Doch nach dem aktuellen Update hat jeder Gamer ein neues Alter Ego bekommen und manchen ist schon alleine die Möglichkeit, für immer als Frau ums Überleben kämpfen zu müssen, schier unerträglich. Die Kommentare auf Steam und Reddit zeigen, welch dramatisches Problem ihre feste Geschlechter-Zuordnung für manche Spieler ist:

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Einige wenige Gamer nehmen die Sache nicht ganz so ernst und sehen das Update etwas gelassener:

Manche der Kritiker argumentieren dabei auch mit der Analyse des Data-Journalisten und Medium-Autors Sergey Galyonkin. Nach seiner Hochrechnung seien 95 Prozent der Rust-Spieler männlich—was für die lautstarken Gegner des neuen Gender-Generators ein klares Argument gegen das neue Feature ist.

Interessanterweise haben die Rust-Entwickler Garry Newman und Taylor Reynold selbst bereits mit dieser Welle der Enrüstung gerechnet. Auf ihrem Blog veröffentlichten sie folgende Erklärung zu der Neuerung:

„Wir verstehen, dass das für viele Leute ein wunder Punkt ist. Wir verstehen, dass viele nun ein Geschlecht haben, mit dem sie sich im echten Leben nicht identifizieren können. Wir verstehen, dass viele verärgert sind und manche das Spiel nicht mehr spielen wollen. Eigentlich hat sich aber nichts verändert, da die Hälfte der Zivilisation vorher schon mit diesem Gefühl gelebt hat. Der einzige Unterschied ist, dass das nun von der Steam-ID und nicht mehr von eurem echten Geschlecht bestimmt wird."

Die vehementesten und auch am stärksten sexistisch gefärbten Aussagen der Kritik waren bereits nicht mehr einsehbar als Motherboard die entsprechenden Threads las. Die Moderatoren der Subreddits sind bereits dazu übergegangen, etliche beleidigende Kommentare zu löschen.

„Da einige Gamer scheinbar nicht wissen, wie man eine normale Diskussion führt, ohne ausfällig zu werden und andere Leute zu bedrohen und zu beleidigen, mussten wir sehr viele Kommentare entfernen", so Moderator Foamed. „Außerdem haben wir eine Menge off-topic Einträge gelöscht, größtenteils rassistische und frauenfeindliche Witze und Kommentare wie ‚inb4 feminazis'".

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Newman führte auch einen weiteren Vergleich ins Feld, um den Update-Gegnern die Angst vor der Veränderung zu nehmen. Er sagte, dass es nicht weniger merkwürdig sei, in dem Voice-Chat die erwachsenen Avatare mit Kinder-Stimme sprechen zu hören.

„Ein weiblicher Avatar, der mit männlicher Stimme spricht ist kein bisschen merkwürdiger als ein männlicher Avatar, der mit der Stimme eines 8-jährigen Jungen spricht", sagte Newman. Doch selbst dieser logische Vergleich stieß unter den Kritikern nicht wirklich auf Zuspruch:

Dennoch scheint einen großer Teil der Spieler das neue Feature nicht zu stören. Neben den kurzen Motz-Kommentaren voller Rechtschreibfehler gibt es nämlich auch eine große Mehrheit an Gamern, die sich schlicht weiterhin zockend am Outdoor-Abenteuergame erfreut. Außerdem gibt es auch einige besonnenere, zustimmende Kommentare auf Reddit.

Dieser Post, der einen neuen Schub negativer Reaktionen auslösen dürfte, sagt viel über die Einstellung der Befürworter des neuen Features aus:

Als ich gestern früh nachschaute, verzeichnete die Rust-Website 48.038 aktive Gamer. Zu einem Massen-Exodus hat das Feature der zufälligen Gender-Zuschreibung also definitiv nicht geführt—zu einer Flut an sexistischer oder zumindest meckernder Kommentare sehr wohl.

Wie ein Blick in die Foren zeigt, ist der Kritikpunkt der die meisten Gamer gerade stört aber ohnehin ein anderer: Kurioserweise stören sich die Spieler vor allem daran, dass die weiblichen Avatare, genau wie die männlichen Avatare, bislang keine Haare haben.