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Gluten

Wissenschaftler wissen, warum auch gesunde Menschen keinen Weizen vertragen

Eine neue Studie hat jetzt eine biologische Erklärung dafür gefunden, warum sich manche unwohl fühlen, wenn sie Lebensmittel mit Weizen, Roggen oder Gerste essen, obwohl sie keine Zöliakie oder Weizenallergie haben.
Hilary Pollack
Los Angeles, US

Der Gluten-Wahn ist wohl eine der kontroversesten Entwicklungen der letzten Zeit.

Natürlich gibt es Menschen, bei denen tatsächlich Zöliakie diagnostiziert wird, und die Gluten vermeiden müssen. Aber es gibt eben auch solche, die sich aus relativ vagen, „gesundheitlichen" Gründen glutenfrei ernähren, auch wenn sie keinerlei Probleme haben. Und dann gibt es noch, zwischen diesen beiden Gruppen, einige Leute, bei denen keine Allergien oder Zöliakie festgestellt wurden, die aber trotzdem behaupten, dass ihre Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit und andere Symptome verschwinden, wenn sie auf Gluten verzichten.

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Doch auch wenn so eine Glutensensitivität bisher umstritten war, zeigen neue Erkenntnisse, dass diese Menschen nicht nur simulieren.

Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Gut veröffentlicht wurde, hat jetzt eine biologische Erklärung dafür gefunden, warum sich manche unwohl fühlen, wenn sie Lebensmittel mit Weizen, Roggen oder Gerste essen, was die Wissenschaft bisher vor Rätsel gestellt hat. Ein Forscherteam des Columbia University Medical Centers und der Universität Bologna hat herausgefunden, dass Patienten, die zwar keine eindeutigen Laboranzeichen für Zöliakie oder Weizensensitivität aufweisen, dennoch zöliakieartige Bauchschmerzen, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und andere Symptome haben können, wenn sie Weizen und andere Getreidesorten essen.

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Sie leiden an einer sogenannten nicht-zöliakischen Weizensensitivität (NCWS). Bei den Betroffenen haben die Forscher in der Studie festgestellt, dass nach dem Essen von Weizen und anderem Getreide im ganzen Körper—und nicht nur im Darm—eine entzündliche Immunreaktion ausgelöst wird. Das liegt daran, so die Forscher, dass „mikrobielle Bestandteileund Nahrungsbestandteilen vom Darm in den Blutkreislauf übertreten. Möglich wird das unter anderem durch vorhandene Zellschäden im Darm und eine geschwächte Darmbarriere."

„Unsere Studie zeigt, dass sich die Betroffenen die Symptome nicht ausdenken, wie einige das behauptet haben", so Peter H. Green, Autor der Studie und Leiter des Zöliakiezentrums des Columbia University Medical Centers, in einer Pressemitteilung. „Das beweist, dass es bei vielen dieser Patienten eine biologische Ursache für diese Symptome gibt."

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Diese Immunreaktion würde erklären, warum Menschen mit NCWS so schnell Symptome zeigen, sobald sie Weizen und andere Getreidearten essen. Für die Untersuchung mussten die Probanden sechs Monate glutenfrei essen, die Immunreaktion und der Schäden im Darm normalisierten sich wieder und die Patienten zeigten keine Symptome mehr.

Die Forscher hoffen nun, dass ihre Ergebnisse dazu beitragen werden, neue Diagnose- und Behandlungsmethoden für NCWS zu entwickeln. Als Nächstes wollen sie herausfinden, was die Ursache für die vorhandenen Zellschäden im Darm und die geschwächte Darmbarriereist.

Vielleicht können sie sich ja mit den Wissenschaftlern aus Alberta zusammentun, die letztes Jahr eine Pille entwickelt haben, die derzeit in einer klinischen Studie erprobt wird, mit der Glutenintolerante auch Lebensmittel mit Weizen verdauen können, um so auch den NCWS-Betroffenen endlich den Traum von Pizza und Pasta zu erfüllen.