Wie die vietnamesische Küche nach Berlin kam: Das Dong Xuan Center
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Berlin

Wie die vietnamesische Küche nach Berlin kam: Das Dong Xuan Center

Ein Bilder-Essay über diesen wundervollen, wundersamen Ort.

Es ist Sonntag und wie üblich sind die Hallen überfüllt mit Besucher*innen. Autos fahren durch das große Tor, über dem in orange-gelben Buchstaben der Name des Einkaufszentrums zu lesen ist—es ist derselbe, den auch der größte Markt in Hanoi trägt. Als im vergangenen Mai eine 7.000 Quadratmeter große Lagerhalle direkt neben dem Center abbrannte, waren die Sorgen groß, ob das Center weiter bestehen könnte. Es konnte. Ich bin öfter hier, vor allem sonntags, wenn es Grillfleisch gibt, welches in einer kleinen Holzhütte draußen auf dem Gelände zubereitet wird.

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Das Dong Xuan Center in Lichtenberg ist nicht das einzige seiner Art, gehört jedoch mit Abstand zu den größten asiatischen Großhandelszentren Deutschlands. Neben Lebensmitteln und Textilien stehen unter anderem auch Friseur- und Nagelmodellagebedarf und Dekorationsartikel zum Verkauf. Sowohl Händler*innen als auch Kund*innen stammen mehrheitlich aus der vietnamesischen Gemeinde Berlins. Das Gelände ist weit mehr als nur ein Handelszentrum, schon immer war dieser Ort auch ein kultureller und Teil der deutschen-vietnamesischen Geschichte. Der Ursprung des Dong Xuan liegt im Ende der DDR, als sich die ehemaligen vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen plötzlich in einer rechtlich und existenziell ungeklärten Situation wiederfanden. Viele der Arbeitsverträge wurden im Zuge der Wiedervereinigung außer Kraft gesetzt, da die schwache ostdeutsche Wirtschaft die Staatsverträge zwischen der DDR und Vietnam nicht mehr erfüllen konnte. So sahen sich viele Vertragsarbeiter*innen gezwungen, Deutschland zu verlassen. Diejenigen, die blieben, erhielten meistens nur Werkverträge. Damit bekam man allerdings nur eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Als einzige Möglichkeit blieb daher die Selbstständigkeit, denn nur so ließ sich genug Geld verdienen, um bleiben zu dürfen - und es bot die Freiheit, nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Auch Nguyen Van Hien, der Gründer des Großhandels, machte sich selbstständig, er verkaufte Kleidung. In einem Großhandelsunternehmen in Polen kaufte er zunächst seine Neuware, bis er beschloss, den Großhandel für sich und seine Kolleg*innen in Berlin zu konzentrieren. 1996 wurde schließlich der erste vietnamesische Großmarkt in Marzahn eröffnet und zog 2005 an seinen heutigen Standort in Lichtenberg.

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(Das Restaurant im Bild ist das Việt Phố. Danke, das ich bei euch Bilder machen durfte.)