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Warum Ameisen zu den emsigsten Anti-CO2-Aktivisten der Welt zählen

Die Langzeitstudie eines geduldigen Geologen kührt Ameisen zu potentiellen Klimarettern, die sogar zum Vorbild für Geoengineering-Strategien taugen.
Zucker-Ameisen am Eingang zu ihrem Bau. Bild: Ozeye / Wikipedia | Lizenz: CC BY-SA 3.0 / Facebookbild: flickr/ William Cho | Lizenz: CC BY-SA 2.0

Geologen und Ameisen haben eines gemeinsam: sie wühlen emsig und hartnäckig in der Erde herum. Die 25-jährige Langzeitstudie eines ausgesprochen geduldigen Geologen aus Arizona zeigt jetzt, dass Ameisen beim Wühlen wie kein anderes Lebewesen zur Bindung von CO2 aus der Atmosphäre beitragen. Damit leisten Ameisen einen wesentlichen Beitrag zur Regulierung des Klimas und könnten uns eine weitere Möglichkeit weisen, mit klugem Geoengineering die menschlichen CO2-Emissionen zu neutralisieren.

In ihrem Bau hegen Ameisen Pilzgärten. Die Pilze, sowie die Mundsekrete der Tiere, sind effektive Steinbrecher. In seinem Artikel in Geology erklärt der Geologe Donald Dorn, dass „elektronenmikroskopische Aufnahmen der Sandproben in den Ameisenbauten deutliche Kerben und Hohlräume in den Körnern aufweisen.“ Je poröser und kleiner die Sandkörner, desto größer ist die Oberfläche, die mit CO2 reagieren kann und damit die Menge CO2 die der Sand aus der Atmosphäre aufnehmen kann. Das macht Ameisen zu idealtypischen Klimaverbesserern. In welchem Ausmaß Ameisen tatsächlich an dieser wichtigen Verwitterung von Sand beteiligt sind, hatte bis jetzt jedoch noch niemand untersucht.

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Um herauszufinden, wie fleißig die weltweit 100 Billionen Ameisen den Sand bearbeiten, legte Dorn vor über 25 Jahren ein Langzeitexperiment an: An vier Stellen im Palo Duro Canyon in Texas und dem Catalina Gebirge Arizonas vergrub er Sandproben im Wurzelwerk verschiedener Bäume und versteckte genau den gleichen Sand 50cm tief in Ameisen- und Termitenbauten. Zur Kontrolle vergrub er auch noch mehrere Plastikröhren voller Sand in der offenen Landschaft, um so isoliert den Effekt von Regenwasser messen zu können.

Ameisen bauen auch mit Sand. Dabei zersetzt ihr Speichel das Gestein. Bild: Steve Shattuck / Flickr | Lizenz: CC BY-SA 2.0

Dann holte Dorn alle fünf Jahre eine kleine Probe des Sands von seinen Testorten ab und untersuchte, wie brüchig die Sandkörnchen geworden waren. Und die Geduld zahlte sich aus. Nach den 25 Jahren war der Sand in den Ameisenbauten 50-300-fach stärker verwittert, also brüchiger, als in den Kontrollröhren, durch die einfach nur Regenwasser floss. Das Wurzelwerk der Bäume landete auf dem zweiten Platz in der Verwitterungsliga mit 10-100-facher Verwitterung im Vergleich zu der Teströhre und die Termiten belegten den dritten Platz.

Dorn spekuliert auch, dass die Abkühlung des Erdklimas in den letzten 65 Millionen Jahren nicht zufällig in die Phase gefallen ist, in der Ameisen sich entwickelt und verbreitet haben. Er zitiert Studien, die zeigen, dass 1kg Sand etwa 1kg CO2 binden kann, wenn es nur fein genug gemahlen ist. Dieser Mechanismus, so Dorn, „könnte Forschungswege aufzeigen, die Geoengineering für schnelle Aufnahme von CO2 ins Gestein untersuchen.“ Wenn dir also das nächste Mal eine Ameise über den Weg krabbelt, verbeuge dich und lass sie zu ihrem Garten rennen; es könnte ein Beitrag zur Klimarettung sein.