Politik

Nach VICE-Recherchen: Deutsche Welle setzt Zusammenarbeit mit Anti-Israel-Sender aus

Noch am Freitag hatte man Roya TV als "definitiv nicht israelfeindlich" bezeichnet.
Das Gebäude der Deutschen Welle in Bonn. Dahinter der Post Tower
Foto: IMAGO / Krystof Kriz 

Der deutsche Auslandssender erklärte, dass er seine Partnerschaft mit dem jordanischen Fernsehsender beenden werde. Am Freitag hatte VICE aufgedeckt, dass Roya TV seit Jahren antisemitische und antiisraelische Inhalte verbreitet. 

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In einer Presseerklärung der Deutschen Welle von Sonntag heißt es: "Die DW distanziert sich mit Nachdruck von diesen Veröffentlichungen des Partnersenders und bedauert ihre ursprüngliche Einschätzung, dass Roya TV 'nicht israelfeindlich' sei." Guido Baumhauer, Managing Director Distribution, Marketing and Technology der DW erklärte zudem, die aufgetauchten Inhalte seien "widerlich". "Wir werden jetzt intern unsere Auswahl von Partnern noch kritischer überprüfen, gerade auch im Hinblick auf Antisemitismus und Rassismus."

Noch am Freitag hatte die Deutsche Welle gegenüber VICE erklärt, dass die "Vertriebs- und Programmverantwortlichen" Roya TV "definitiv nicht für israelfeindlich" hielten. Der Intendant des deutschen Senders, Peter Limbourg, reiste letztes Jahr nach Jordanien, wo er eine Ausweitung der Kooperation mit Roya TV vereinbarte. Außerdem zeichnete er Roya-Chef Fares Sayegh mit dem "Freedom of Speech Award" der Deutschen Welle aus.

Die Süddeutschen Zeitung hatte vergangene Woche einen Bericht über Antisemitismus und Israelfeindlichkeit von arabischen Mitarbeitern der Deutschen Welle veröffentlicht, woraufhin der Sender eine externe Kommission einsetzte, um die Vorwürfe zu prüfen. Die Vorsitzenden des Rundfunkrats und des Verwaltungsrats der DW, Prälat Dr. Karl Jüsten und Peter Clever hatten dazu am 30. November erklärt, "die DW bekennt sich eindeutig zum Existenzrecht Israels, das für die Bekämpfung des Antisemitismus zentrale Bedeutung hat."

Die Deutsche Welle arbeitet weltweit mit verschiedenen lokalen Partnern zusammen. Laut ihrer Pressemitteilung von Sonntag habe die Kooperation mit Roya TV darauf gefußt, dass der Sender die "Förderung der Medienkompetenz junger Menschen, die Gleichstellung von Frauen und die Rechte von Minderheiten in Jordanien thematisiert und stärkt". Guido Baumhauer erklärt aber auch: "Einige auf den Social-Media-Kanälen des Senders verbreitete Inhalte sind definitiv nicht mit den Werten der DW vereinbar."

Das "American Jewish Comitee" (AJC) in Berlin, eine NGO, die sich für gute Beziehungen zwischen Deutschland und Israel einsetzt, kritisiert die Stellungnahme der Deutschen Welle. Remko Leemhuis, AJC-Director in Berlin, sagt gegenüber VICE: "Auch wenn wir es begrüßen, dass die antisemitischen Vorfälle jetzt extern untersucht werden, so ist es für uns im höchsten Maße irritierend, dass Peter Limbourg bisher zu diesen Vorgängen schweigt. Schließlich ist er im vergangenen Jahr persönlich nach Jordanien gereist, um die Zusammenarbeit mit Roya TV zu vertiefen. Ferner hat er dem Chef des Senders einen 'Freedom of Speech' Award verliehen. Somit trägt er hier auch eine ganz persönliche Verantwortung. Unabhängig davon hoffen wir darauf, dass die neue Bundesregierung sich dieser Angelegenheit so schnell wie möglich annimmt und in Zukunft dafür sorgt, dass deutsche Steuergelder nicht für die Hetze gegen Jüdinnen und Juden oder Israel verwendet werden."

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