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Europas größter Cannabis-Marktplatz im Darknet ist bald Geschichte

User müssen nun hoffen, dass keine Ermittlungsbehörden hinter der Schließung von ToRReZ stecken.
Ein Mann in schwarzem Kapuzenpullover sitzt vor mehreren Bildschirmen und streckt den Daumen in die Luft
So oder ganz ähnlich sehen die Nutzer und/oder Betreiberinnen von Darknet-Plattformen aus. Die meisten verdienen gut mit ihrem illegalen Handwerk, weswegen sie zufrieden Daumen in Kameras halten können. Foto: IMAGO / Panthermedia

Im Darknet entstehen ständig neue Anbieter, die verschiedene illegale Dinge ermöglichen. Und so wie sie ständig neu öffnen, schließen andere auch regelmäßig wieder. Die Gründe sind vielfältig. Nun trifft es den wohl größten europäischen Marktplatz für Cannabis: ToRReZ. Diesmal mit Ansage.


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ToRReZ gilt international als mittelgroße Handelsplattform im Tor-Netzwerk, das man mit dem gleichnamigen Browser erreichen kann. Etwa 400.000 registrierte User verzeichnet die Seite. Man kann so ziemlich alles kaufen und mit Krypto-Währungen bezahlen, etwa Bitcoin, Monero, Zcash, Litecoin. Die meisten Angebote liegen im Bereich illegaler Substanzen. 

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Seit vergangenem Freitag, nach 675 Tagen im Internet, kann man die Seite nicht mehr richtig nutzen. Lediglich die Abwicklung alter Transaktionen ist noch möglich. Wer sich neu anmelden, etwas kaufen oder seinen Käufer- in einen Verkäufer-Status umwandeln will, sieht die Abschieds-Nachricht des Betreibers mrblonde. 

Er versichert den Nutzerinnen und Nutzern, dass Torrez noch zwei bis drei Wochen online bleiben werde, um alle Transaktionen abschließen und Geld abziehen zu können. Wer sein Passwort aber vergessen habe oder einer Phishing-Aktion zum Opfer gefallen ist, hat keine Chance. Die Betreiber wollen nach eigener Aussage aber aktiv daran arbeiten, dass alle ihre Geschäfte in Ruhe abwickeln können und die Plattform zufrieden verlassen. Das bedeute auch, dass sie Exit-Scams verhindern wollen – also, dass Händler mit dem Geld von Kunden abhauen, ohne die Wahre geliefert zu haben. Deswegen kündigt ToRReZ jetzt an, die Daten solcher Händler an andere Marktplätze weiterzuleiten. Exit-Scams sollen somit unmöglich sein oder sich zumindest nicht lohnen.

Der Betreiber mrblonde zieht in seiner Botschaft keinen endgültigen Schlussstrich. Er schreibt: "Während ToRReZ für immer schließt, werden wir an irgendeinem Punkt mit etwas anderem zurückkommen (oder auch nicht). Die ganze Welt wird gerade grün. Vielleicht werden wir dem Trend irgendwann folgen ;]"  Womöglich kommt Torrez also als illegaler Marktplatz zurück, oder sogar als legaler Umschlagplatz für Cannabis. Oder als etwas ganzes anderes. Oder eben gar nicht.

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Grüße aus dem Cyberbunker

mrblonde empfiehlt den Nutzerinnen und Nutzern, auf kleine Marktplätze zu wechseln. Je größer und etablierter diese seien, desto wahrscheinlich sei es nämlich, dass sie kollabieren. Dass kleine und neuere Marktplätze wirklich sicherer sind, wie mrblonde sagt, ist jedoch umstritten. 

Und so friedlich die Abwicklung nun klingt, so unruhig sind dennoch manche User. Denn jede Schließung eines Marktplatzes kann auch von den Behörden initiiert sein.

Oft sind die es nämlich, die derlei illegale Infrastruktur zerstören, um User auf neue, von den Ermittlern selbst angelegte Plattformen zu locken. Im Zuge solcher Aktionen werden dann Daten gesammelt, Menschen identifiziert und Ermittlungsverfahren eingeleitet. 

Den meisten Darknet-Usern ist die Operation Bayonet noch ein Begriff. Im Verlauf der großangelegten Aktion konnten internationaler Fahnder  2017 zwei große Darknet-Marktplätze schließen und etliche Nutzerinnen und Nutzer identifizieren und haftbar machen. Zwar scheint es unwahrscheinlich, dass hier etwas Ähnliches passiert, doch ganz sicher können sich Menschen, die im Internet illegale Dinge tun, eben nie sein. 

Robert ist weder Hacker, noch Betreiber einer illegalen Plattform im Darknet. Ihr findet ihn im voll ausgeleuchteten Internet auf Twitter und Instagram und VICE auf Facebook, Instagram, YouTube und Snapchat.