Dieser YouTuber probiert “komische” Früchte – und macht süchtig

Man holds up a salak fruit to camera

Ein drahtiger Mann mit dünner Metallbrille sitzt in einer unscheinbaren Wohnung oder in einem trostlosen Hotelzimmer, isst eine Frucht und beschreibt vor einer Kamera, wie diese schmeckt und sich im Mund anfühlt. Keine Gimmicks, kein Fetisch. Der Produktionsaufwand ist minimal. Das Ganze klingt auf dem Papier recht langweilig. Dennoch kommen knapp 58.000 Subscriber immer wieder auf Jared Rydeleks “Weird Fruit Explorer”-YouTube-Kanal zurück.

Im Laufe der vergangenen fünfeinhalb Jahre hat Rydelek Hunderte verschiedene Früchte probiert und mit fast enzyklopädischer Genauigkeit beschrieben (derzeitiger Stand: 314). Ihm dabei zuzuschauen, ist seltsam faszinierend und bizarr. Dabei hat Rydeleks Hobby nicht mal etwas mit seiner eigentlichen Tätigkeit als Vollzeit-Verrenkungskünstler zu tun.

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Wie kommt man überhaupt zu einer solch außergewöhnlichen Leidenschaft? Und welche Früchte sollte man besser meiden? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir uns mit Jared Rydelek unterhalten.


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MUNCHIES: Was hat dich dazu gebracht, verschiedene Früchte auf YouTube zu reviewen? Verfolgst du mit deinem Channel ein bestimmtes Ziel?
Jared Rydelek: Ich arbeitete eine Zeit lang in Malaysia, wo es viele interessante exotische Früchte gibt. Was es damals aber noch nicht wirklich gab: Video-Channel, die sich mit diesen Früchten beschäftigen. Ein solches Thema eignet sich nicht wirklich für ein Textformat, denn es braucht nicht nur die visuelle Komponente, sondern auch eine Reaktion auf den Geruch, den Geschmack, die Konsistenz und die Handhabung.

Von den über 70.000 verschiedenen essbaren Früchten dieser Welt findet man im Supermarkt nur ein paar Dutzend. Langsam ändert sich das aber. Als ich mit meiner Serie anfing, war es fast unmöglich, irgendwo in New York Jackfrucht zu finden. Heute kann man sie in Biosupermärkten in den ganzen USA kaufen. Oft schreiben mir die Leute, die meine Videos schauen, dass sie sich nur wegen mir Kakis gekauft hätten. Das ist für mich die größte Motivation.

Du scheinst für deine Videos auf der ganzen Welt unterwegs zu sein. Reist du wegen deiner Vorliebe für exotische Früchte oder wegen deines normalen Jobs?
Ich verdiene mein Geld als Verrenkungskünstler. Meine Auftritte ermöglichen es mir, viel zu reisen. Und ganz egal, wo ich auf der Bühne stehe, ich versuche davor immer, mich auf einem lokalen Lebensmittelmarkt umzuschauen. Ich wurde vegetarisch großgezogen und interessierte mich deshalb schon als Kind im Supermarkt für das importierte Obst und Gemüse. Ich suchte mir dann immer die außergewöhnlichste Frucht aus, die da war.

Ich finde Obst einfach viel interessanter als alle anderen Lebensmittel. Obst wird nicht hergestellt, es wächst einfach in der Natur. Wenn du eine bestimmte Sorte probieren willst, musst du sie irgendwo finden. Jedes mal, wenn ich mich auf Früchtesuche begebe, fühlt es sich an wie eine Veggie-Safari.

Wie bist du Verrenkungskünstler geworden?
Ich stand als kleiner Junge total auf Zauberei. Eines Tages hämmerte sich der Sidehow-Performer Todd Robbins im Fernsehen einen Nagel in die Nase. Das Ganze war wie Magie, bloß ohne Tricks und zweiten Boden. Bei Todd Robbins lernte ich dann alles, vom Feuerspucken über Schwertschlucken bis hin zum Laufen auf Glasscherben. Als wegen der Wirtschaftskrise dann mein Bürojob gestrichen wurde, war ich plötzlich komplett auf meine Auftritte angewiesen. Also verfeinerte ich meinem Auftritt noch mal und fing an, mich richtig zu vermarkten.

Was war die erste exotische Frucht, die dich so richtig überrascht hat? Und was ist in deinen Augen überhaupt eine “komische” Frucht?

“Komisch” ist hier komplett subjektiv. Manche Leute fühlen sich von meinem Channel-Namen direkt auf die Füße getreten – so nach dem Motto “Wie kannst du es wagen? Ich esse diese Frucht täglich, die ist überhaupt nicht komisch”. Trotz der negativen Konnotation benutze ich das Wort “komisch” als Kompliment. Für mich bedeutet es nämlich, dass etwas besonders ist und sich vom Einheitsbrei abhebt.

Ich probiere viele Früchte, die zwar in den USA wachsen, dort aber trotzdem recht unbekannt sind. Ein Beispiel dafür wäre die Papau, auch als Indianerbanane bekannt. Diese Früchte sehen aus wie Kartoffeln, schmecken wie Mangopudding und wachsen hier in den USA ganz normal in Bäumen.

Bei welchem deiner Videos hattest du am meisten Spaß?

Bei dem Video zum Flaschenkürbis. Diese Früchte sehen unten aus wie grüne Bowlingkugeln. Wenn sie reif sind, können sie die Äste der Bäume kaum mehr tragen, weil sie sie so schwer sind. Als ich auf den Philippinen war, sah ich einen Flaschenkürbis-Baum in einem Garten stehen. Ich klopfte einfach an die Tür des dazugehörigen Hauses und fragte die Besitzer über die Frucht aus.

Die Familie war total freundlich und lud mich direkt ein. Sie zeigten mir, wie man einen Flaschenkürbis zubereitet, indem sie ihn zuerst kochten und aus dem Fruchtfleisch dann Saft pressten. Eine tolle Erfahrung. So lernte ich nicht nur, wie man die Frucht auf den Philippinen nutzt, sondern freundete mich gleichzeitig mit Menschen aus einem anderen Teil der Welt an.

Welche ist die ekligste Frucht, die du bis jetzt probiert hast?

Das war mit Abstand die Noni. Richtig brutal. Das Teil sieht aus wie ein krankes Insektenei und schmeckt wie eine Mischung aus Kotze und Cheddar-Käse.

Wie bringst du exotische Früchte aus dem Ausland am US-Zoll vorbei? Schließlich herrschen in den USA sehr strenge Gesetze bezüglich der Einfuhr von Obst und Gemüse.
Viele meiner Zuschauer sind Gärtner aus den USA, die versuchen, seltene tropische Früchte bei sich im Garten anzubauen. Da habe ich natürlich kein Problem, wenn sie mir Teile ihrer Ernte per Post zuschicken. Bei Früchten aus dem Ausland sieht es anders aus, weil so ja invasive Pflanzenarten oder Krankheiten in die USA kommen könnten.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei MUNCHIES US.

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