Heute schon gehackt?

Ich bin nicht zufrieden damit, wie heutzutage mit den Wort „Hacking" umgegangen wird. Wenn ich mich recht entsinne, so hatte Hacken einmal etwas damit zu tun in Computersysteme einzubrechen, um sinnvolle, oder zumindest coole Dinge zu tun. Obwohl ich durchaus glaube, dass es noch Leute gibt, die sowas noch machen—fürchte ich, dass das Wort selbst völlig an Bedeutung verloren hat. Deswegen habe ich eine Liste von Dingen erstellt, die niemals wieder mit „Hacking" in Verbindung gebracht werden sollten.

Kein Hacken/electro-girlie.deviantart.com

Der Akt des Hacking erfordert weder, dass du dir etwas komplett sinnloses in deinen Körper implantierst, noch bedeutet es, dass du dir versehentlich eine MRSA-Infektion einfängst. Tatsächlich kann man durchaus sein Blut hacken mit der vermeintlich tödlichen Substanz—oder eben auch mit Hepatitis C oder mit dem guten alten HIV-Virus und wird dann potentiell zumindest noch high davon.

Kein Hacken/Perry McKenna

Die Gene von Menschen oder Mäusen zu verändern ist nicht Hacken, sondern für diese Gene einfach nur ihre typische Lebensweise. So pflanzt sich das Leben fort. Gene haben keine Sicherheitsvorkehrungen und heißen Mutationen eher willkommen, denn nur so entstehen neue Lebensformen. Die ganze Evolution hängt von Mutationen ab. Das ist genauso, als ob ich sagen würde, ich habe gerade mein Auto gehackt, weil ich getankt habe. In der Natur lässt sich etwas finden, dass RNAi genannt wird, bei dem Teile der Gene modifiziert und mutiert werden. RNAi zeigt deinem Immunsystem, wie es Viren zu bekämpfen hat. So wie Evolution, „hacken" Gene sich im allgemeinen selber.

Ernste Leute sind dafür bekannt, es „Lifehacking" zu nennen. Im Allgemeinen reduziert sich die Definition darauf eine Sache so zu erledigen, dass es zumindest für einen Menschen sinnvoller oder klüger als seine Durchschnittswahrnehmung erscheint.

Ein Freund von mir hat mir gerade diesen Beitrag von Jen Dziura „gefacehacked": „Wenn Life Hacking ein Privileg der Weißen ist". Es stellt sich heraus, dass das Lösen alltäglicher Probleme kein besonderes Talent erfordert.

Kein Hacken/Wikipedia

Dieser Punkt ist etwas komplizierter als der Rest. Ich kann den Impuls völlig nachvollziehen, es als Hacken zu bezeichnen. Aber seit wann bedeutet Hacken etwas aufzubauen, oder wieder aufzubauen? Und seit wann ist Hacken etwas, das abhängig macht? Wenn wir die ökologischen und/oder religiösen Aspekte von „Natürlichkeit" einmal außer Acht lassen, dann scheint es beim Geo-Engineering nur darum zu gehen, etwas zu reparieren oder etwas Neues zu bauen, was Vorteile aus einem natürlichen Zyklus zieht.

Ich habe durchaus Verständnis für die von bestimmten natur-verbundenen Freunden vorgebrachten Argumente, wenn es um die Manipulation eines, von manchen als perfekt und harmonisch empfundenen, natürlichen System geht.: „Aber denkt daran, was das LANGFRISTIG bedeutet?" Aber wenn wir so denken, dann müsste Hacken auch Aspekte wie Design beinhalten und in der Natur gibt es nun mal kein Design. Evolution hat nichts mit Design zu tun und Gott ist tot. Lasst uns das endlich akzeptieren.

Ein weiterer Punkt: Ingenieure auf die Ebene von Hackern zu setzen ist falsch. Ich bin mir dessen bewusst, dass es super schlaue Hacker gibt, die in der Lage sind, die Software von Kernkraftwerken zu zerstören, aber das Ding ist einfach, diese Leute sind keine Hacker. Das sind Software- bzw. Systemingenieure.

Kein Hacken/Wikipedia

Wenn es einen Bereich in der Wissenschaft gibt, von dem uns eine Lüge nach der anderen aufgetischt wird, dann sind das die Forschungen rund um das Gehirn. Der Mythos, dass Gehirne mit Computern verschmelzen werden, kommt von niemand geringeren als Googles Ray Kurzweil. Die Idee dahinter ist, dass wir in der Lage sein werden, die einzelnen Neuronen des Gehirns zu beobachten, ähnlich wie man die Drähte einer Maschine ansehen kann. Genauso hoffen einige darauf, dass man dann das Gehirn nachbilden oder manipulieren kann oder Informationen und Gedanken aus dem Gehirn klauen kann. Viel Erfolg.

Die derzeit beste Auflösung von Magnetenzephalographie ist über mehrere tausend Neuronen weit. Momentan sind wir also so weit, dass wir mehrere Computer sehen können, aus denen das Gehirn besteht, aber wir haben fast keine Informationen darüber, was in den einzelnen Computern passiert. Wenn du also das nächste Mal einen Artikel liest, in dem jemand etwas nur mit seinem Gehirn kontrolliert oder fährt, sind sie nur in der Lage nach Links oder Rechts zu gehen, denn mehr Informationen über das Gehirn haben wir noch nicht. Im vergangen Sommer waren Forscher dann endlich in der Lage „hoch" und „runter" in ihr Neurohacking Repertoire hinzuzufügen.

Kein Hacken/Wikipedia

Es scheint üblich zu sein, Menschen wie Julian Assange und Edward Snowden als Hacker zu bezeichnen. Und wenn Snowden sogar einst einen Hacking-Kurs in Indien besucht hat, und Obama ihn einmal öffentlich einen Hacker nannte—das Publizieren von Informationen, die dir zur Verfügung gestellt wurden, zu denen du Zugriff hast, oder die du durchs Hacken bekommen hast, hat selbst nichts mit Hacken zu tun. Dieser Akt ist einfach nur das gute alte Veröffentlichen von Informationen im Internet.