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Ein Roboter aus Bremen hat mit Chefkoch-Videos Pizza backen gelernt

Langsamer als der schlechteste Pizzadienst, aber immerhin hat er sich das Kochen fast selbst beigebracht.
Screenhot: Youtube RoboHow

Wer programmieren lernen möchte, kennt vielleicht dieses Spiel, das die Basics eines Computers veranschaulichen soll: Der Lehrer stellt sich mit einer Tüte Toastbrot, einem Messer und einem Marmeladenglas vor die Klasse und bittet die Schüler, ihm genaue Anweisungen zu geben. Das ambitionierte Ziel: Ein Klappsandwich. Wer das mal versucht hat, weiß, wie schwierig es ist, Befehle in zig kleine Schritte zu zerlegen, so dass eine eigentlich dumme Maschine das richtige tut, ohne bereits am Verschluss der Toasttüte zu scheitern.

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Man Tanning on top of Wind Turbine from Kevin on Vimeo.

Davon kann das KI-Forschungsteam der Uni Bremen vermutlich ein Lied singen. Die Gruppe um Michael Beetz versucht in dem EU-weiten Projekt RoboHow, Robotern neue Fähigkeiten im Haushalt anhand von Online-Anleitungen wie Chefkoch-Videos oder Schritt-für-Schritt-Instruktionen auf WikiHow beizubringen.

Noch etwas hüftsteif kann der Roboter Pizza backen, Weißwüste portionieren und sogar Pfannkuchen wenden

Mit Erfolg: Ein Roboter aus der vielseitigen Serie PR2 hat sich mittlerweile zum etwas hüftsteifen Maitre d' aufgeschwungen, der in einer fernsehreif glänzenden Einbauküche Pizza backen, Weißwüste portionieren und sogar Pfannkuchen wenden kann (auch wenn er letzteres nicht ganz so actiongeladen umsetzt, wie wir uns das wünschen würden).

Einmal erfolgreich erlernte Kochkünste und andere hilfreiche Skills lädt der Roboter dann automatisch in eine Art App Store für nützliche Haushaltsroboter. Auf diese Datenbank namens OpenEase haben dann alle PR2-Roboter Zugriff, um sich selbständig zu verbessern.

Das Erlernen der einzelnen Tricks und Kniffe ist allerdings keineswegs ohne menschliche Hilfe möglich. Genauer gesagt braucht es für den teigwendenden Jamie Oliver-Simulator nicht nur haarklein zerstückelte Textanweisungen, die in Befehlsketten umgesetzt werden (und bei denen der Roboter häufig über unsere Syntax und Wortwahl stolpert), sondern auch „kinetische Demonstrationen", die nichts weiter sind als eine Mitarbeiterin, die den Arm des Roboters beim Pfannkuchen-Wenden unterstützt und geduldig führt. Kombiniert mit den Bewegungsabläufen aus Chefkoch-Videos kapiert der Roboter immerhin dann, was von ihm verlangt wird, in dem er Muster in seinem Speicher abruft, die ihm bekannt vorkommen.

Wird dieser Roboter nun zum neuen Star belangloser Nachmittags-Kochshows im Fernsehen? Möglicherweise sollte er bis dahin noch ein wenig mehr stumpfe Aufräumarbeiten in der Küche leisten. Aber an einer Datenbank, in der alle Special Skills der Menschheit zum einfachen Download aufs eigene Gehirn bereitstehen, hätten wir dann doch verstärktes Interesse.