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Die ersten Tonaufnahmen aus dem Marianengraben scheinen nicht von dieser Welt

Von wegen Totenstille in der Tiefsee—10.994 Meter unter dem Meeresspiegel ist einiges los.
Hinunterlassen des Hydrophons bei der Challenger Deep Mission 2015. Foto: NOAA

Foto: NOAA Man würde meinen, am weltweit tiefsten Punkt des Ozeans herrsche eine Totenstille. US-amerikanischen Meeresforschern ist es nun jedoch erstmals gelungen, Tonaufnahmen im Marianengraben zu machen und diese zeigen: Das Gegenteil ist der Fall. Tatsächlich ist in der Tiefseerinne im westlichen, pazifischen Ozean eine Kakophonie zu vernehmen, die aus einer anderen Welt zu stammen scheint.

Die entsprechenden Aufnahmen wurden dabei am sogenannten Challenger Deep gemacht, einer 10.994 Meter tiefen Stelle im Marianengraben, die mühelos den Mount Everest verschlucken könnte. Drei Wochen lang zeichnete ein mit Titan ummanteltes Hydrophon—eine Art nautisches, sensibles Horchgerät—jedes Geräusch auf. Als die Forscher der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) das Hydrophon dann wieder hinaufzogen, staunten sie nicht schlecht, was alles darauf zu hören war.

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Walrufe aufgenommen im Challenger Deep

„Es ist eine Art atmosphärisches Klangfeld", so Robert Dziak, Meeresforscher bei der NOAA und Leiter des Projekts. „Es dominieren die Geräusche von Erdbeben, verschiedenen Wallauten und eines Taifuns der Kategorie vier, der in dieser Zeit über der Oberfläche wütete." Auch die Propellerantriebe von Schiffen sind auf der Aufnahme zu hören. Nicht weit entfernt vom Challenger Deep liegt Guam, ein Handelsknotenpunkt zwischen China und den Philippinen.

Ein Erdbeben der Stärke 4 tobt über dem Challenger Deep am 16. Juli 2014.

Das Hydrophon überhaupt erst so weit unter der Meeresoberfläche zu positionieren, war für die Forscher schon eine große Herausforderung. „Der Druck in solchen Tiefen ist einfach unglaublich", beschreibt Meeresingenieur Haru Matsumoto die Bedingungen. „Wir konnten das Hydrophon nicht schneller als fünf Meter pro Sekunde hinabgleiten lassen, um sicher zu gehen, dass es dem rapiden Druckanstieg standhält." Während etwa der Druck in einem Raum bei rund einem Bar liege, herrsche im Challenger Deep ein Druck von über 1.100 Bar, so Matsumoto.

Das Hydrophon wird langsam in die Tiefen hinabgelassen. Es muss einem enormen Druck standhalten. | Bild: NOAA

Das Projekt wurde ins Leben gerufen, um eine Basis für zukünftige Geräuschanalysen zu schaffen. Da der menschliche Lärm seit Jahrzehnten immer lauter wird, wollen die Forscher nun messen, ob sich diese Entwicklung auch unter Wasser fortsetzt. Anhand der Aufnahmen vom Challenger Deep soll nun eine Vergleichsgröße festgelegt werden, der spätere Messungen des Ozeanpegels gegenübergestellt werden sollen. Damit ließe sich ermitteln, inwiefern die Soundkulisse der Tiefsee ansteigt, und wie sehr Tiere wie Wale oder Delfine von der Geräuschzunahme betroffen sind, die zur Kommunikation, Navigation und zur Jagd verwenden.

2017 wollen die Forscher zum Challenger Deep zurückkehren und das Hydrophon eine längere Zeit dort unten lassen. Außerdem wollen sie dann auch eine Tiefsee-Kamera installieren.