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Militärforscher beschießen tote Schweineaugen mit Druckwellen

Das US-Militär testet die Wirkung von Bombenanschlägen auf das menschliche Sehorgan an Schweineaugen.
BILD: DVIDSHUB / Flickr | Lizenz: CC BY 2.0

Wie heißt es unter Gourmets so schön: „Auch die Augen isst man mit“? Für ein Forscherteam aus Texas sind tote Schweineaugen dagegen wertvolle Versuchsobjekte für Experimente, bei denen die Wirkung von Bombendruckwellen auf Soldatenaugen untersucht wird. Der San Antonio Express News berichtet nun in diesem Videobeitrag über den Versuchsaufbau.

Im Keller des Labors der Militärbasis San Antonio-Fort Sam Houston werden Schweineaugen in eine gallertartige Masse gehüllt, die die menschliche Augenhöhle nachahmen soll. Dann wird das Auge mit einer kraftvollen Druckwelle beschossen, die der Explosion einer improvisierten Bombe gleich kommt. So wollen die Forscher herausfinden, ob allein schon eine Druckwelle ohne herumfliegende Splitter, ausreicht, um die Sehkraft von Soldaten langfristig zu beeinträchtigen.

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Die Forscher hoffen, so Ansätze für die Entwicklung besserer Schutzbrillen für die Soldaten zu finden . Derzeit schützen die Kampfbrillen der Soldaten hauptsächlich gegen herumfliegende Splitter. Neue Brillen könnten zusätzlichen Schutz gegen Druckwellen bieten, die ansonsten die Netzhaut bis zur Erblindung erschüttern würden.

Die Experimente finden in einem akustisch abgeriegelten Raum statt, wo mit einer Druckluftkanone auf die toten Augen geschossen wird. Eine ganze Batterie an Sensoren, inklusive der Hichgeschwindigkeitskamera, nimmt dabei die Wirkung der Stoßwelle auf die Augen auf. Schweineaugen sind für die Experimente genau die richtigen Kandidaten, denn sie ähneln anatomisch und physiologisch sehr dem Menschenauge.

Seit die Kriege im Irak und in Afganistan der US Armee die Schwierigkeiten des Häuserkampfes lehrten, improvisierte Bomben inbegriffen, ist die Sicherheitstechnologie für Soldaten unter Militäringenieuren in Mode gekommen. Eine neurowissenschaftliche Studie von der Universität Washington beschreibt die Verletzungen durch improvisierte Bomben sogar als „ein Kennzeichen der Konflikte im Irak und in Afganistan“.

Mit einer Tonne voller Steine, zerbrochenem Glas und entkapselten Artilleriegeschossen können Aufständische eine ganze Fahrzeug-Kompanie lahmlegen und dutzende Soldaten töten. Der psychische Stress eines Soldaten ist nur schwer vorstellbar, der auf Patrouille ist und nicht weiß ob sein Convoy der nächste ist. Neben den körperlichen Verletzungen scheinen gerade Bombenschockwellen auch das Posttraumatische-Stress-Syndrom auszulösen.

Um diese Sicherheits-Risiken für Soldaten in den Griff zu bekommen, hat das amerkanische Verteidungsministerium mehrere Projekte ins Leben gerufen: neben Iron Man-Anzügen, die Spezialeinheiten unverwundbar machen sollen, hat die US Armee viel Geld in Prototypen futuristisch anmutender Halo-Helme gesteckt. Und deren aktuelle Generation hat auch schon einen integrierten Schutz gegen Bombenschockwellen, sowie besseren Sichtschutz.

In den ersten Monaten des Irak-Kriegs machten Augenverletzungen etwa ein Viertel der Verletzungen in der US Armee aus. Seither hat das Pentagon viele Millionen Euro ausgegeben, um diesen Anteil zu senken. Und bis sich die USA nicht mehr in aller Welt militärisch prügeln müssen, werden wohl auch noch einige Schweineaugen dran glauben.