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Mit dem Smart Shoe Lechal findest du blind nach Hause

Eine indische Firma will intelligente Bluetooth-Schuhe auf den Markt bringen, die dir automatisch den Weg weisen und dich an dein vergessenes Smartphone erinnern.
Bild: Lechal

 Wenn deine Fly Knit im Herbst wieder einmal durchgelatscht sind, leg' dir doch mal ein paar wirklich innovative Schuhe zu. Wie wäre es mit einem Paar Smartshoes, mit einer Batterie an der Ferse und Sensoren in der Sohle?

Für 70 bis 120 Euro soll dann nämlich „Lechal" auf den Markt kommen—der erste Smartshoe des indischen Startups  Ducere Technologies Pv. Über Bluetooth sind Lechal mit einer Navigationsapp auf deinem Handy verbunden und können dir so den Weg weisen, ohne dass du dabei auf dein Display starren musst. Je nach dem, ob links oder rechts, vibriert die linke oder die rechte Sohle. Du kannst Lechal aber auch selbst Informationen geben: Wenn du beispielsweise mit der Fußspitze auftippst, befiehlst du der App den Ort an dem du dich gerade befindest auf einer Karte zu markieren.

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Natürlich trackt die App dafür permanent, wohin du gerade wie schnell läufst und kann die sogar sagen, wie viel Kalorien du dabei verbrauchst. Es wäre wohl die ideale Ergänzung für eine Quantified-Suff-Kneipentour, die mit Werable Tech Selbstvermessungs-Apps zu einem besseren Abend optimiert wird. Zumindest aus rein technischer Perspektive.

Bild: Lechal

Später will Ducere Technologies Pv neben dem eigentlichen Schuh noch eine Einlegesohle auf den Markt bringen (siehe oberes Bild), die du beispielsweise auch in deine Joggingschuhe legen kannst. Oder deine Fahrradschuhe. Oder deine Gummistiefel, wenn du mal eine Wattwanderung machst.

Die Technik hinter Lechal wurde von den beiden Indern Krispian Lawrence und Anirudh Sharma und ihrer Firma Ducere Technologies Pv ursprünglich für Sehbehinderte entwickelt. Wohl nicht zuletzt, weil 90 Prozent der sehbehinderten Menschen dieser Welt in Entwicklungsländern leben, allein 20 Prozent von ihnen in Indien. Lechal ist übrigens Hindi und bedeutet „Nimm mich mit".

Was für Sehbehinderte gilt, dass kann auch für den Rest der Bevölkerung den selben Effekt haben: Wenn du das Ziel einmal in deiner App eingespeichert hast, könntest du quasi mit geschlossenen Augen dahin laufen. Du legst nur noch fest, was du machen willst, über das 'wie' musst du dir keine Gedanken mehr machen. Es gibt auch eine „Meet"-Funktion, die zwei Lechal-Läufer zusammenführt, wenn sie möchten.

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Prinzipiell ist aber noch einiges mehr mit Lechal vorstellbar bzw. programmierbar: Schon jetzt erinnern dich deine Schuhe per Vibration daran, falls du tatsächlich mal ohne dein Telefon aus dem Haus gehen solltest. Lechal merkt das, weil die Bluetooth-Verbindung schlechter wird.

Lechal könnte dich aber auch warnen, wenn du irgendwo hingehst, wo du eigentlich nicht mehr hingehen wolltest oder dich daran erinnern, endlich den Heimweg einzuschlagen. Alles mit einem leichten Vibrieren deiner Schuhsohlen. Oder dich beim Joggen antreiben, wenn du langsamer als dein Durchschnitt bist. Vielleicht vibriert Lechal dann ein bisschen fordernder. Vielleicht integriert Lechal auch bald eine Funktion für besorgte Eltern, die wissen wollen, wo ihre Kinder gerade herumlaufen? Die ersten Smartshoes, die entwickelt wurden, dienten übrigens dazu, ausgebüchste Alzheimer Patienten wiederzufinden.

Das spannende an Wearable Tech wie Lechal ist aber, dass sie sich immer besser in den Alltag schmiegt und immer weniger wie Technik aussieht. Und vielleicht ist Co-Founder Krispian Lawrence den Großen in Sachen Wearable Tech damit schon einen Schritt voraus, zumindest klingt die Legitimation seiner Erfindung durchaus nach noch mehr smartem Potential:

„Schuhe sind eine natürliche Erweiterung des menschlichen Körpers. Du verlässt das Haus ohne deine Armband, ohne deine Uhr, aber nicht ohne deine Schuhe."

Mit Google Glass wird man in der Fussgängerzone tatsächlich  blöd angekuckt. Mit Smartwatches kann man leicht genauso bescheuert wirken, wie die Typen, die beim Joggen ihr Bluetooth-Headset im Ohr haben. Dass Lechal auch Technik ist, vergisst du vielleicht selbst irgendwann, zumal du mit Lechal auch nicht über Tastatur und Display kommunizierst, sondern über haptisches Feedback.

Lechal sind aber nicht die einzigen, die gerade am Smartshoe arbeiten. Eine kolumbianische Firma aus Bogota hat Anfang diesen Jahres die Einlegesohlen „SaveOneLife" entwickelt. Sie warnen ihren Träger vor Landminen in einem zwei Meter Radius. Lemur Studios baute dafür in die Sohlen Metalldetektoren, einen Mikroprozessor und einen Radiotransmitter ein. Die Position der Landminen soll auf einer Art Armbanduhr angezeigt werden.

Eigentlich hatte die Firma Lemur Studios eher Soldaten im Kopf, als sie die Sohlen entwickelten. Im kolumbianischen Dschungel gibt es aber Gegenden, die dank des Bürgerkriegs mit den FARC-Rebellen noch so vermint sind, dass die Sohlen auch für Zivilisten ganz praktisch sein könnten. In den letzten 24 Jahren sollen im kolumbianischen Dschungel rund 2.000 Menschen von Minen getötet worden sein und 10.000 verletzt.

Manchmal ist es halt einfach besser, wenn deine smarten Schuhe für dich entscheiden wo es lang geht, und wo besser nicht.