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Selbst Wissenschaftler verstehen nicht, wie Usain Bolt so schnell rennen kann

Der Leichtathlet läuft schneller, als unser bisheriges Verständnis der menschlichen Physiologie erlaubt. Forscher hoffen nun, das Geheimnis seiner Bewegungsabläufe zu entschlüsseln, um damit mehr über unseren Körper herauszufinden.

Spätestens seit 2008 zählt Usain Bolt zu den ganz Großen der Leichtathletik. Auch bei den diesjährigen Olympischen Spiele in Rio hat sich der jamaikanische Sprinter selbst mal wieder übertroffen. Im spektakulären 100-Meter-Finale vom vergangenen Sonntag rannte er den anderen Sprintern trotz eines misslungenen Starts davon und konnte sich mit 9,81 Sekunden die Goldmedaille sichern—damit hat er zum dritten Mal hintereinander den 100 Meter-Lauf der Olympischen Spiele gewonnen.

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Bolt hat bereits bei den vergangenen Olympiaden massenhaft Medaillen abgeräumt—und er ist definitiv der schnellste Läufer aller Zeiten. Endgültig verewigte er sich in den Sportgeschichtsbüchern im Jahr 2008, als er bei den Olypmischen Spielen in Peking die 100 Meter in nur 9,69 Sekunden zurücklegte. Er erreichte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 37 Kilometern pro Stunde und stellte damals einen neuen Weltrekord auf, den er während der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin im Jahr darauf mit 9,58 Sekunden selbst nochmal toppte.

Angesichts seiner außergewöhnlichen Physiologie begeistert der Spitzensportler längst auch die Wissenschaft. Verblüfft fragen manche Forscher sich, wie es rein körperlich überhaupt möglich ist, dass er solche Geschwindigkeiten erreicht. Zwar überragt der 1,95 Meter große Sprinter den Großteil seiner Konkurrenten um einige Zentimeter, und seine langen Beine erlauben ihm längere Schritte—während andere Profiläufer auf der 100-Meter-Strecke durchschnittlich 44 Schritte machen müssen, braucht Bolt lediglich 41—, doch weil er mit 95 Kilogramm auch schwerer als die meisten seiner Konkurrenten ist, braucht er auch besonders viel Kraft, um seinen Körper so schnell fortzubewegen.

„Usain Bolt ist einzigartig. Irgendwie schafft er es, sowohl die bestmögliche Beschleunigung zu erreichen, als auch seine unglaublich hohe Geschwindigkeit während des Laufs beizubehalten", erklärte Dr. Anette Hosoi vom MIT in einem Video gegenüber dem Fernsehsender NBC.

Zusammen mit Samuel Hamner von der Stanford University untersucht Hosoi Bolts Körperbau, um zu verstehen, wie er so schnell laufen kann. Die beiden Ingenieure hoffen, anhand der Ergebnisse Menschen mit Bewegungsstörungen besser helfen zu können—und gleichzeitig die Leistungen von Spitzensportlern wie Bolt noch weiter optimieren zu können

„Wenn wir nachvollziehen können, was die funktionalen Aufgaben dieser Muskeln sind, könnte es Usain Bolt dabei helfen, sein Training dementsprechend anzupassen und vielleicht noch schneller zu werden", sagte Hamner.

Beim Lauf kommt es aber nicht nur auf den Körperbau an. Während der unterschiedlichen Laufphasen wirken viele Kräfte: „Wenn man läuft, gibt es tatsächlich eine ziemlich präzise Betätigungsabfolge eines jeden einzelnen Muskels", erklärte Hamner. „Wenn man während dieser Kräftegenerierung nur wenige Millisekunden lang nicht hundertprozentig bei der Sache ist, fällt man hin oder verletzt sich. Ein ganz genaues Timing des neurologischen Signals, das aus dem Gehirn an die Muskeln geleitet wird, um diese Kraft zu erzeugen, ist also essentiell."

Dank Usain Bolt besteht also Hoffnung, dass Wissenschaftler schon bald herausfinden, wie wir unsere eigene Physiologie überlisten können—selbst wenn die Erkenntnisse dem durchschnittlichen Jogger wohl nicht viel weiterhelfen werden.